"Ich mache Thomas Tuchel keinen Vorwurf, er war häufiger bei mir zum Abendessen am Tegernsee, ich verstehe mich sehr gut mit ihm. Aber er hat eine andere Einstellung. Er meint nicht, dass er einen Davies, Pavlovic oder Musiala verbessern kann", hatte Hoeneß im Interview mit der FAZ behauptet.
Tuchel Antwort darauf folgte nur einen Tag später. Im Vorfeld der Partie gegen Eintracht Frankfurt widersprach er dem Bayern-Macher dabei vehement. "Das ist natürlich so meilenweit an der Realität vorbei, dass es schon fast gar kein... Ich weiß gar nicht, wie ich darauf antworten soll", so der FCB-Trainer am Sky-Mikrofon.
Tuchel ergänzte: "Auf der anderen Seite fühle ich mich in meiner Trainer-Ehre ein bisschen verletzt. Wenn wir was nachgewiesen haben in dem Trainer-Team die letzten 15 Jahre, dann, dass junge Spieler - vor allen Dingen aus der Akademie - immer einen Platz bei uns im Training haben und über Leistungen immer einen Platz auf dem Platz haben. Das haben wir übrigens auch jetzt bewiesen."
Um seinen Punkt zu unterstreichen, ließ es sich der 50-Jährige nicht nehmen, seine Erfolge als Trainer aufzuzählen. "Die Liste ist sehr lang", erklärte er und ging auf die "Bruchweg-Boys" zu seiner Zeit in Mainz, Felix Passlack und Julian Weigl beim BVB oder auch Ousmane Dembélé, Christopher Nkunku, Moussa Diaby oder Tanguy Nianzou, "der dann hierhin gewechselt ist", bei PSG ein.
Tatsächlich ist die Liste der jungen Spieler, denen Tuchel zu einem Profidebüt verhalt, sogar noch länger.
SPOX nennt die besten Tuchel-Debütanten.
Thomas Tuchel beim 1. FSV Mainz 05: 2009-2014
André Schürrle (8.8.2009)
Der Weltmeister von 2014 debütierte einst mit 18 Jahren unter Tuchel bei einem 2:2 gegen Bayer Leverkusen. Schürrle absolvierte fortan 114 Partien für Tuchel und kam dabei auf 41 Tore sowie 13 Assists.
Bei Mainz war er Teil der legendären Bruchweg-Boys (Schürrle, Adam Szalai und Lewis Holtby), die damals für Furore sorgten. 2011 wechselte der Außenstürmer von Mainz nach Leverkusen, 2016 gab es ein Wiedersehen mit seinem Förderer in Dortmund - allerdings deutlich weniger erfolgreich als beim FSV.
Niko Bungert (8.8.2009)
Auch Bungert feierte sein Bundesliga-Debüt beim 2:2 gegen Leverkusen - mit 22 Jahren. Mittlerweile hat der 36-Jährige seine Karriere beendet, dem FSV ist er als Klubrepräsentant jedoch weiterhin treu. Von seinen insgesamt 218 Partien für die Nullfünfer absolvierte er 109 unter Tuchel.
Adam Szalai (16.1.2010)
Wieder Leverkusen, diesmal beim Rückspiel: Die 2:4-Niederlage dürfte Tuchel nicht gefallen haben, vielleicht ja aber die Leistung von Szalai, der damals sein erstes Bundesliga-Spiel überhaupt absolvierte. Nach etwas mehr als einer Stunde wurde er eingewechselt.
Für Tuchel lief der heute 35-Jährige so oft auf wie für keinen anderen Trainer: 85-mal. Mit 24 Toren und 13 Assists war er eine echte Konstante. Mainz verdiente 2013 etwa acht Millionen Euro an seinem Wechsel zum FC Schalke 04. So gut wie unter Tuchel war Szalai aber nur noch selten.
Jan Kirchhoff (4.12.2010)
Wie gut Tuchel einzelne Spieler machen kann, zeigt sich auch an der Karriere von Kirchhoff. Mit 20 Jahren debütierte er 2010 bei der 1:2-Niederlage in Frankfurt, fortan entwickelte er sich zum Leistungsträger für die Mainzer. Ganze 81-mal schickte Tuchel ihn aufs Feld, für keinen anderen Coach sollte Kirchhoff annähernd so oft spielen.
Seine Leistungen imponierten sogar den Bayern und Pep Guardiola. 2013 wechselte der Innenverteidiger ablösefrei nach München. Es folgte eine Karriere im Tiefflug. 2021 beendete er beim KFC Uerdingen in der 3. Liga seine Laufbahn.
Julian Baumgartlinger (13.8.2011)
Der Österreicher war bereits 23, als er in der Bundesliga seinen Einstand feierte. Beim 2:1-Sieg gegen den SC Freiburg wurde er von Tuchel in der 74. Minute eingewechselt. Ganz unerfahren war Baumgartlinger damals nicht, hatte er schließlich schon für Austria Wien Erfahrungen sammeln können.
Doch unter Tuchel gelang dem zweikampfstarken Mittelfeldmann vor allem im spielerischen und taktischen Bereich ein großer Fortschritt. 76-mal spielte der heute 35-Jährige für Tuchel. Erst 2016 verließ er Mainz in Richtung Leverkusen, wo er bald ebenfalls zum Stammspieler wurde. Eine mehr als solide Karriere, die er 2023 in Augsburg beendete.
Loris Karius (1.12.2012)
Zunächst war Karius noch eine Leihgabe von Manchester City, als er für Mainz 05 debütierte. Den Großteil seiner Spiele absolvierte er in der Zweitvertretung. Im Januar 2012 wurde er jedoch fest verpflichtet. Er musste bis zum Dezember 2012 warten, als Stammtorwart Heinz Müller verletzt fehlte und Christian Wetklo gegen Hannover die Rote Karte sah. In der 52. Minute wurde Karius für Shawn Parker eingewechselt.
Auch sein zweiter Bundesligaeinsatz war eher Zufall. Müller war erneut verletzt und Wetklo fehlte wegen einer Rotsperre. Karius zeigte am 10. November 2013 beim 1:0-Sieg über Eintracht Frankfurt aber eine starke Leistung und spielte sich fortan fest. 2016 wurde der heute 29-Jährige von Liverpool verpflichtet, wo er unter anderem im Champions-League-Finale 2018 auf dem Platz stand - die unglückliche Geschichte ist bekannt. Fortan konnte er nirgends richtig Fuß fassen. Aktuell steht er bei Newcastle unter Vertrag, sitzt dort aber auch zumeist nur auf der Bank.
Ein kurioser Fakt am Rande: Auch Müller, der vor Karius Stammtorwart bei Mainz war, debütierte einst unter Tuchel in der Bundesliga. Beim 2:2 gegen Leverkusen im Jahr 2009, wo auch Schürrle und Bungert ihr erstes Bundesliga-Spiel bestritten, durfte er mit 31 Jahren erstmals im Oberhaus ran.
Weitere Debütanten bei Mainz 05
Die Liste an Mainzern, die ihr erstes Bundesliga-Spiel unter Tuchel absolvierten, ist lang. Auch Stefan Bell (2012), Yunus Malli, Nicolai Müller, Anthony Ujah (alle 2011) und Sami Allagui (2010) haben dem Trainer ihr Debüt zu verdanken.
Übrigens: Tuchels erster Einsatz in der Bundesliga war ebenfalls das 2:2 gegen Leverkusen im Jahr 2009. Neben Bungert, Schürrle und Müller verhalf er damals auch Andreas Ivanschitz, Florian Heller und Aristide Bancé zum ersten Bundesliga-Einsatz.
Thomas Tuchel beim BVB: 2015-2017
Julian Weigl (15.8.2015)
Einer der Spieler, die heute zweifellos mit Tuchel in Verbindung gebracht werden, ist Weigl. Der Mittelfeldspieler kam im August 2015 beim 4:0-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach mit 19 Jahren erstmals in der Bundesliga zum Einsatz - und prägte fortan das Mittelfeld des BVB wie kaum ein anderer nach ihm.
In Tuchels System war er auf der Sechserposition der absolute Taktgeber des Teams - quasi der Dortmund-Busquets. Er bestimmte den Rhythmus und war das zentrale Element des Spielaufbaus. Im 4-1-4-1-System war Weigl eine große Konstante. Auch bei ihm ließe sich die These aufstellen, dass Tuchels Qualität an seinen Leistungen ablesbar war. Denn auch wenn Weigl zum Nationalspieler wurde, fand er anschließend nicht mehr zurück zu der Form, die er einst in Dortmund hatte.
Christian Pulisic (30.1.2016)
Selbiges könnte man auch vom US-Amerikaner behaupten. Pulisic kam im Januar 2016 erstmals für Tuchel und den BVB zum Einsatz. Dem FC Chelsea war er 2019 schließlich 64 Millionen Euro wert.
Dort traf er später erneut auf Tuchel, allerdings verlief die Zusammenarbeit weniger erfolgreich. Trotzdem hat Pulisic unter keinem anderen Trainer bessere Werte erzielt. In 126 Pflichtspielen für Tuchel traf er 19-mal und bereitete 22 Tore vor.
Ousmane Dembélé (27.8.2016)
Beim 2:1-Sieg gegen Mainz am 1. Spieltag der Saison 2016/17 ging der Stern Dembélés auf. Tuchel setzte den Neuzugang aus Frankreich direkt im ersten Spiel von Anfang an ein, fortan wurde er zum Leistungsträger - und zu einem der besten Spieler der Liga.
Tuchel verstand es gut, seine Stärken im Dribbling und seine Geschwindigkeit in das Dortmunder Spiel zu integrieren. 31 Torbeteiligungen in 49 Spielen unter ihm: Das erreichte der Weltmeister von 2018 bei keinem anderen.
Raphaël Guerreiro (27.8.2016)
Auch der Portugiese kam damals gegen Mainz zu seinem ersten Bundesliga-Einsatz. Und auch Guerreiro sammelte beim FC Lorient zuvor in Frankreich Profierfahrung. Doch sein Durchbruch gelang ihm beim BVB.
Unter Tuchel war er ebenso wie Dembélé einer der besten Spieler der Liga. Das lag auch daran, dass der Trainer seine Spielmacherqualitäten einzubinden wusste. Im Sommer 2023 folgte er seinem Förderer zum FC Bayern.
Thomas Tuchel bei Paris Saint-Germain: 2018-2020
Moussa Diaby (12.8.2018)
Bei Paris Saint-Germain hat Tuchel in zwei Jahren reihenweise junge Spieler erstmals in der Ligue 1 eingesetzt. Einige davon kennt man in der Bundesliga heute sehr gut. Moussa Diaby beispielsweise, der für Tuchel immerhin 34 Einsätze sammelte.
Beim 3:0-Erfolg gegen Caen feierte er sein Debüt. Den ganz großen Durchbruch sollte er allerdings in Leverkusen schaffen, wo er bis zum vergangenen Sommer unter Vertrag stand.
Tanguy Nianzou (7.12.2019)
In Montpellier kam der talentierte Innenverteidiger erstmals in der Ligue 1 zum Einsatz. Beim 3:1-Auswärtssieg von PSG wurde er bereits nach 25 Minuten eingewechselt. Gewissermaßen war das auch der Auftakt eines Duells mit dem FC Bayern München, das Tuchel verlieren sollte.
Der Trainer setzte sich verschiedenen Medien zufolge dafür ein, dass Nianzou bleibt. Doch der Franzose wechselte nach München. Heute spielt er beim FC Sevilla.
Mitchel Bakker (15.2.2020)
4:4 ging das Auswärtsspiel bei Amiens SC damals aus. Der aus der Ajax-Jugend verpflichtete Bakker durfte von Anfang an ran.
Seine Leistung war nicht herausragend, doch es sollte immerhin noch zu 26 weiteren Einsätzen unter Tuchel reichen. 2021 ging es für sieben Millionen Euro nach Leverkusen und von dort dann im vergangen Sommer zu Atalanta Bergamo.
Thomas Tuchel beim FC Chelsea (2021-2022)
Malang Sarr (16.10.2021)
Viel Zeit, um jungen Spielern einen echten Durchbruch zu verschaffen, hatte Tuchel beim FC Chelsea nicht. Malang Sarr ist einer von ihnen.
Im Oktober 2021 absolvierte er sein Premier-League-Debüt beim FC Brentford. Chelsea gewann mit 1:0. Immerhin 20 Partien absolvierte er noch für Tuchel. 2022 ging es per Leihe zur AS Monaco. Auch heute noch für die Blues aktiv, von einem Platz in der ersten Elf ist er aber meilenweit entfernt.
Trevoh Chalobah (14.08.2021)
Der Verteidiger feierte sein Debüt schon etwas früher, nämlich zu Beginn der Saison 2021/22. Sprang unter Tuchel zwischen Stamm- und Bankplatz hin und her, kam in seiner ersten Saison bei Chelsea aber immerhin auf beachtliche 30 Einsätze.
Später unter den Nachfolgern des Deutschen zeitweise nicht mehr ganz so gefragt, auch weil er immer wieder mit längeren Verletzungspausen zu kämpfen hatte. Kam erst im Februar von einer langwierigen Oberschenkelverletzung zurück. Seitdem unter Blues-Coach Mauricio Pochettino aber meist in der ersten Elf wiederzufinden.
Thomas Tuchel beim FC Bayern (2023-heute)
Frans Krätzig (23.09.2023)
Der Linksverteidiger debütierte beim FC Bayern unter Tuchel bei einem souveränen 7:0-Sieg gegen Bochum und wurde aufgrund überzeugender Ansätze bis zur Winterpause immer wieder mit Kurzeinsätzen belohnt.
Schloss sich dann dem österreichischen Erstligisten Austria Wien an, um mehr Spielpraxis zu sammeln. Bei den Hauptstädtern als Stammspieler gesetzt, auch wenn er etwas weiter vorne, etwa als linker oder zentraler Mittelfeldspieler zum Einsatz kommt.
Aleksandar Pavlovic (28.10.2023)
Das jüngste Beispiel, dass Thomas Tuchel sehr wohl im Stande ist, jungen Spieler den Weg in die Spitzenklasse zu ebnen. Feierte beim 8:0-Sieg gegen den SV Darmstadt im vergangenen Oktober sein Profidebüt für die Bayern, als er wenige Minuten vor Spielende eingewechselt wurde.
Überzeugte im Anschluss immer wieder mit guten Leistungen und wurde von Tuchel deshalb - auch aufgrund der angespannten Personalsituation beim FCB - zeitweise als Stammspieler im zentralen Mittelfeld eingesetzt.
Gehört mittlerweile zum Dunstkreis der ersten Elf der Münchner und ist auch für Bundestrainer Julian Nagelsmann bei der kommenden Heim-EM ein Thema.
Lovro Zvonarek (27.01.2024)
Der jüngste Tuchel-Debütant. Kam bei den Bayern bislang noch nicht über Kurzeinsätze hinaus, besitzt im Gegensatz zu Krätzig und Pavlovic aber auch noch keinen Profivertrag.
FC Bayern München: Die nächsten Spiele des FCB
Datum | Wettbewerb | Gegner |
30. April, 21 Uhr | Champions League | Real Madrid (H) |
04. Mai, 15.30 Uhr | Bundesliga | VfB Stuttgart (A) |
07. Mai, 21 Uhr | Champions League | Real Madrid (A) |
12. Mai., 17.30 Uhr | Bundesliga | VfL Wolfsburg (H) |