Nicht die Tore sollten der Konkurrenz Angst machen: Kommentar zum nächsten Schützenfest des FC Bayern München unter Vincent Kompany

kompany
© getty

Vincent Kompany hat den besten Start eines Trainers in der Geschichte des FC Bayern München hingelegt - gegen Werder Bremen gelang das dritte Schützenfest hintereinander. Für die Konkurrenz am beängstigendsten waren dabei aber nicht die zahlreichen Tore. Ein Kommentar.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

6:1, 9:2, 5:0. Ja, ist denn der HSV zurück? Bis zu ihrem Abstieg 2018 waren die Hamburger der absolute Lieblingsgegner des FC Bayern. Bei fast jedem Duell feierten die Münchner ein Schützenfest. Nein, zurück auf der großen Fußball-Bühne ist der HSV nicht. Die neuesten Schützenfeste gelangen gegen Kiel und Bremen (okay, auch aus dem Norden) und Dinamo Zagreb (okay, auch blau-weiß). Aber das sind wohl nur Zufälle.

Hauptverantwortlich für die Münchner HSV-Vibes ist - wie könnte es anders sein - ausgerechnet ein ehemaliger Innenverteidiger des Hamburger SV. Am Ende einer äußerst mühsamen Trainersuche, ungefähr als fünfte Wahl, vom Premier-League-Absteiger FC Burnley verpflichtet und entsprechend mit Vorbehalten begrüßt, hat Vincent Kompany den besten Start eines Trainers in der Geschichte des FC Bayern hingelegt.

Sechs Pflichtspielsiege gelangen zum Auftakt zwar auch Otto Rehhagel, Jupp Heynckes (der dafür aber vier Versuche brauchte), Carlo Ancelotti und Niko Kovac. Ein Torverhältnis von +24 wie nun Kompany schafften sie dabei aber alle nicht.

olise-bremen-bayern-0-1-1200
© getty

Vincent Kompany beim FC Bayern: Spielfreude und gutes Kader-Management

Innerhalb kürzester Zeit hat Kompany den in den vergangenen Jahren oft so trägen und uninspirierten Spielern des FC Bayern Leichtigkeit und Spielfreude vermittelt. Und zwar größtenteils tatsächlich genau den Spielern, an denen die zweifelsfrei hervorragenden Trainer Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel reihenweise verzweifelt sind.

Hiroki Ito fehlt verletzt, Joao Palhinha sitzt nur auf der Bank. Michael Olise ist der einzige Neuzugang, der bisher eine wichtige Rolle spielt. Gegen Bremen zeigte der 22-jährige Franzose mit vier Scorerpunkte seine bis dato spektakulärste Leistung. Ansonsten glänzen altbekannte Gesichter: Etwa Joshua Kimmich in seiner neuen Hybridrolle als 'Mittelfeldzentrumsrechtsverteidiger', der schon abgeschrieben gewesene Verkaufskandidat Serge Gnabry, der titelallergische Rekordtransfer Harry Kane und Jamal Musiala.

Generell managt Kompany seinen großen Kader bisher tadellos und verteilt die Einsatzzeiten klug. Abgesehen von Leon Goretzka und Eric Dier sowie dem gerade erst von seiner Verletzung zurückgekehrten Leroy Sané stand in den bisherigen sechs Spielen jeder etablierte Spieler schon mindestens einmal in der Startelf.

Diese Belastungssteuerung ist einerseits gut für die Stimmung in der Mannschaft, bei Kompanys kräftezehrender Spielweise und den zusätzlichen Champions-League-Spielen andererseits aber auch bitter nötig. Die Münchner rücken extrem weit auf, pressen tief in der gegnerischen Hälfte und verteidigen hinten Mann gegen Mann. Diese Spielweise resultierte bisher nicht nur in Schützenfesten, sondern auch in sensationellen Laufleistungen.

kompany-1-1600
© getty

FC Bayern: Jetzt zeigt sich, wie stressresistent Kompanys System wirklich ist

Gar keine Rotation gibt es bis dato ausschließlich in der Innenverteidigung. Dayot Upamecano und Min-Jae Kim standen bei jedem Pflichtspiel in der Startelf. Bei seiner riskanten Spielweise scheint dem ehemaligen Innenverteidiger Kompany eine gute Abstimmung auf dieser neuralgischen Position besonders wichtig zu sein. Nach gröberen Anfangsschwierigkeiten sowie vereinzelten Wacklern bei den Schützenfesten gegen Kiel und Dinamo harmonierten die notorisch fehleranfälligen Upamecano und Kim gegen Werder störungsfrei, was auf die ganze Defensivarbeit ausstrahlte. Oder umgekehrt.

An die vielen Tore hat man sich bei den Kompany-Bayern schon gewöhnt. Ach, diesmal also fünf! Neu und für die Konkurrenz wohl ziemlich beängstigend war bei der 5:0-Gala gegen Werder vor allem, wie wenig die Münchner zuließen. Nämlich nichts. 25:0 Schüsse. Bremen kam tatsächlich auf einen xG-Wert von 0,0. Exakt darauf verwies bei seiner Analyse nach dem Spiel als allererstes auch Jamal Musiala, nicht auf sein Tor oder die vier anderen.

Natürlich kam dem FC Bayern bei dem beeindruckenden Start unter Kompany der Spielplan entgegnen. Bisher ging es gegen keinen hochkarätigen Gegner, auch wenn Bremen zuvor noch ungeschlagen gewesen ist. Wie stressresistent Kompanys System wirklich ist, wird sich ab sofort zeigen. In den kommenden vier Wochen warten in der Bundesliga die beiden besten Mannschaften des Vorjahres Bayer Leverkusen sowie der VfB Stuttgart und in der Champions League Aston Villa sowie der FC Barcelona.

Mit ihren ebenfalls perfekten Saisonstarts waren Ancelotti und Kovac bisher gute Vorbilder für Kompany. Jetzt sollte er sich aber neue suchen: Nach sieben respektive acht Spielen blieben sie damals nämlich gleich mal drei respektive vier Spiele am Stück sieglos. Und nach weniger als eineinhalb Jahren waren sie auch schon wieder entlassen.

FC Bayern München: Die nächsten Spiele des FCB

Datum

Partie

Wettbewerb

28. September

FC Bayern München - Bayer Leverkusen

Bundesliga

2. Oktober

Aston Villa - FC Bayern München

Champions League

6. Oktober

Eintracht Frankfurt - FC Bayern München

Bundesliga

19. Oktober

FC Bayern München - VfB Stuttgart

Bundesliga

23. Oktober

FC Barcelona - FC Bayern München

Champions League