Kevin De Bruyne warnte seine Mitspieler bei Manchester City davor, das Weiterkommen gegen den FC Bayern München bereits als perfekt anzusehen. Es sei noch ein "langer Weg" zu gehen. Die Skyblues müssten gegen den FCB ihr absolutes "A-Game" abliefern, denn "man hört immer wieder von verrückten Ergebnissen in solchen Spielen", erklärte der Belgier.
SPOX zeigt euch, welche verrückten Ergebnisse der City-Star meint...
Werder Bremen - RSC Anderlecht 5:3, 1993/1994, Gruppenphase
Werder erlebte einige Comebacks im Europapokal. Die Älteren werden sich noch an die "Wunder von der Weser" gegen Spartak Moskau im UEFA-Cup und Dynamo Berlin im Europapokal der Landesmeister erinnern.
In der Champions League gelang den Bremern 1993 in der Vorrunde das dritte Wunder. Gegen RSC Anderlecht wurde Werder in der ersten Halbzeit "vorgeführt wie noch nie im Europacup" (Uli Borowka). Selbst 25 Minuten vor Schluss lag die Mannschaft von Trainer Otto Rehhagel noch mit 0:3 zurück.
Etliche Fans hatten das Weserstadion bereits verlassen. Bitter, denn Wynton Rufer (66., 89.), Rune Bratseth (74.), Bernd Hobsch (80.) und Marco Bode (83.) sorgten binnen 24 Minuten für die Wende. "Freunde, was sucht ihr nach Erklärungen? Freut euch doch lieber, dass der Fußball so ist", sagte Rehhagel nach der Partie.
Manchester United - Bayern München 2:1, 1998/1999, Finale
"Ich kann's nicht glauben. Football, bloody hell!" Sir Alex Ferguson war komplett aus allen Wolken gefallen - wie die gesamte Fußballwelt.
Mario Baslers Führungstreffer aus der 6. Minute hatte bis zur 91. Minute Bestand. Kurz vor dem Abpfiff scheiterten Carsten Jancker und Mehmet Scholl noch am Aluminium.
Es folgten die vermutlich schlimmsten 102 Sekunden im Leben jedes Bayern-Fans. Teddy Sheringham staubte nach 90 Minuten und 36 Sekunden einen Fernschuss von Ryan Giggs ab. "Das darf nicht wahr sein", rief Marcel Reif in sein RTL-Mikro. Der Alptraum nahm seinen Lauf. "The baby-faced Assassin" Ole Gunnar Solskjaer sorgte in der 93. Minute für Münchens Europapokal-Trauma.
Deportivo La Coruna - AC Milan 1:4/4:0, 2003/04, Viertelfinale
Es war ein Meisterwerk, das 4:1. "Das ist der stärkste AC Milan, den es je gab", proklamierte Silvio Berlusconi. Seine Rossoneri hatten Deportivo La Coruna nach 0:1-Rückstand mit Traumfußball aus dem Giuseppe-Meazza-Stadion geschossen. Der 21 Jahre alte Neuzugang Kaka war mit seinem Doppelpack der überragende Mann. Innerhalb von nur zehn Minuten verwandelte Milan ein 0:1 in ein 4:1.
"Das ist zu viel gegen diese Mannschaft", sagte Depor-Stürmer Albert Luque. Niemand rechnete mehr damit, dass sich der Titelverteidiger den Einzug ins Halbfinale noch nehmen lassen würde.
Dann eröffnete Walter Pandiani nach fünf Minuten den Torreigen im Riazor. Kurz darauf scheiterte der Held aus dem Hinspiel, Kaka, am scheinbar bereits geschlagenen Jose Molina. Es war Milans einzige Chance in der ersten Halbzeit. Depor reihte Angriff an Angriff und schnürte Milan ein. Die Galizier erhöhten noch vor der Halbzeit auf 3:0. In der 76. Minute brachen alle Dämme, als Joker Fran das 4:0 erzielte.
FC Liverpool - AC Milan 3:3 (3:3, 0:3) n.V. 3:2 i.E., 2004/2005, Finale
Ein Jahr später schaffte es Milan wieder, einen Drei-Tore-Vorsprung zu verspielen. Diesmal in nur einer Halbzeit.
Das "Wunder von Istanbul" prägt Liverpools Selbstverständnis bis heute: Eine Halbzeit lang wurden die Reds vorgeführt. Paolo Maldini und Hernán Crespo (Doppelpack) sicherten Milan scheinbar den Titel.
In der Halbzeitpause stellte Rafa Benítez um und wechselte Didi Hamann ein. "Wir spielten mit einem Mal sicherer und machten vorne endlich die Dinger", erinnert sich Hamann bei 11Freunde. Innerhalb von nur 15 Minuten machten die Reds aus einem 0:3 ein 3:3.
"Man hätte annehmen können, dass die drei Treffer Milan das Genick brechen würden. Doch so war es nicht: Während wir uns ausgelaugt über den Platz schleppten, hatten die Italiener Chancen im Überfluss", erzählt Hamann. Die Reds retteten sich dank Keeper Jerzy Dudek ins Elfmeterschießen. Der Pole hielt gegen Pirlo und Shevchenko und wurde zum Helden.
Borussia Dortmund - FC Malaga 0:0/3:2, 2012/2013, Viertelfinale
Es war eine magische Nacht im April 2013, einer der legendärsten Momente in der Dortmunder Vereinsgeschichte. Ein Moment, in dem sich Felipe Santana unsterblich machte und Danny Fritz vom BVB-Netradio so oft Tor rief, dass man davon noch Wochen später einen Tinitus in den Ohren hatte.
Nach dem 0:0 in Spanien lag der BVB im Rückspiel nach 90 Minuten 1:2 hinten. Der BVB brauchte zwei Tore. Und zwei Tore kamen. Weil dieses Spiel irre war, nicht von diesem Planeten, nicht zu begreifen. Ein Wunder eben.
Marco Reus (90.+1) und Felipe Santana (90.+2) ließen das Westfalenstadion in seinen Grundfesten erzittern. "Wir standen alle kurz vor dem Herzinfarkt", sagte Trainer Jürgen Klopp.
Paris Saint-Germain - FC Barcelona 4:0/1:6, 2016/17, Achtelfinale
Bereits 58 Mal in der Geschichte des Europapokals hatte eine Mannschaft das Hinspiel mit 0:4 verloren. 58 Mal schied diese Mannschaft auch aus.
Nicht aber Barça. Die größte "Remontada" der Geschichte machte die Katalanen zu "Legenden", wie die spanische Presse schrieb.
Selbst im Camp Nou lief alles noch nach Plan für PSG, nachdem Edinson Cavani in der 62. Minute auf 1:3 verkürzte. Der Auswärtstreffer bedeutete, dass Barça nun 6:1 gewinnen musste, um ins Viertelfinale einzuziehen. Doch nicht nur die L'Equipe sah im Anschluss ein "historisch sinkendes Schiff".
Neymar (88., 90.+1) und Sergi Roberto (90.+5) trafen. "Das ist eine historische Leistung, die für immer in Erinnerung bleiben wird", jubelte der damalige Barça-Präsident Josep Maria Bartomeu. Ein Jahr später sollte sich Barça auf der anderen Seite wiederfinden.
AS Rom - FC Barcelona 1:4/3:0, 2017/18, Viertelfinale
Den Mund weit aufgerissen, die Augen ebenso. Beinahe platzen die Adern aus dem Augapfel, jeder Muskel am Körper angespannt. Ein nahezu beängstigendes Bild bot sich den 56.580 Zuschauern im Stadio Olimpico in Rom, denn Kostas Manolas erlebte einen Adrenalinschub der besonderen Art: Soeben hatte er das 3:0 gegen den FC Barcelona erzielt.
Manolas wurde zum Helden. Er sorgte für den ersten Halbfinal-Einzug der Roma seit 1984. "Rom setzte alles aufs Spiel. Sie brauchten Tore, zeigten eine herausragende Einstellung und aus welchem Grund auch immer konnten wir nicht dagegenhalten, geschweige denn Chancen kreieren. Sie waren uns in allen Aspekten überlegen", analysierte Sergio Busquets.
Die katalanische Tormaschine um Lionel Messi gab im gesamten Spiel nur drei Schüsse aufs Tor von Alisson ab.
FC Liverpool - FC Barcelona 0:3/4:0, 2018/19, Halbfinale
Der brasilianische Keeper wechselte im Sommer zum FC Liverpool. Mit den Reds erlebte er vor einigen Wochen das nächste Comeback gegen Barça. Die Reds waren im Hinspiel nicht zwingend schlechter als Barça, es fehlte lediglich das nötige Matchglück. "Das war ein geiles Fußballspiel. Ich habe Spaß an dem Spiel gehabt, außer dem Ergebnis fand ich alles gut", sagte Klopp.
Ohne Mohamed Salah und Roberto Firmino wurde den Reds mit 0:3-Hypothek aus dem Hinspiel keine Chance zugeschrieben, das Wunder zu schaffen. Es folgten 95 spektakuläre, hochemotionale und dramatische Minuten an der Anfield Road.
"Das haut mich um", sagte Klopp. Durch Tore von Divock Origi und Giorgino Wijnaldum lebt Liverpools Traum vom Henkelpott. Schon jetzt legendär: Trent Alexander-Arnolds Eckball, der zum 4:0 führte.
Tottenham Hotspur - Ajax Amsterdam 0:1/3:2, 2018/19, Halbfinale
Nur 24 Stunden später erlebte Fußball-Europa das nächste Spektakel. Nach dem 1:0-Sieg in London führte die Überraschungsmannschaft der Saison auch im heimischen Johan-Cruyff-Stadion mit 2:0. Bis zur 55. Minute war Ajax auf Final-Kurs.
Christian Eriksen stand rund eine Stunde später am Mikro und sagte: "Heute ging es nicht um Taktik, sondern um den Kampf, Herz und Lucas Moura." Letzterer avancierte zum "Lucas des Jahrhunderts", wie die L'Equipe titelte. Er traf an diesem Mittwochabend genauso oft wie in all seinen 38 CL-Spielen für Ex-Klub PSG: drei Mal!
"Wir sind eine Familie, Das ist das größte Geschenk von Gott an mich und das werde ich mit meinen Freunden, meiner Familie und meinen Teamkollegen teilen", sagte der Brasilianer nach seiner Gala, mit der er die Spurs ins erste CL-Finale der Vereinsgeschichte führte.
Real Madrid - Manchester City 3:4/3:1, 2021/22, Halbfinale
Es sollte die sechste Halbfinal-Pleite von Pep Guardiola werden - zum wiederholten Male machte ihm eine spanische Mannschaft einen Strich durch die Rechnung.
In einem spektakulären Hinspiel hatte Manchester City mit 4:3 gewonnen. Dass Peps Star-Truppe aber trotz zahlreicher Chancen nicht höher gewann, sollte sich rächen.
Im Rückspiel brachte Riyad Mahrez die Skyblues in der 73. Minute auch noch in Führung, doch kurz vor Schluss kam der große Auftritt von Rodrygo. Der Brasilianer rettete die totgelaubten Madrilenen mit einem Doppelpack (90., 90.+1.) in die Verlängerung (die Auswärtstorregel wurde zu dieser Saison abgeschafft). In dieser sorgte Karim Benzema, der später den Ballon d'Or abräumte, per Elfmeter für die Entscheidung.
Die Krönung einer ohnehin schon spektakulären CL-Saison von Real, das zuvor PSG und Chelsea denkbar knapp ausgeschaltet hatte, gelang mit dem 1:0-Sieg im Finale über Liverpool.