Cristiano Ronaldo, Paul Pogba und Co.: Spieler, die zu Manchester United statt City gingen - und floppten

Von Richard Martin / Patrik Eisenacher
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Manchester City beschäftigte sich mit zahlreichen Spielern, die letztlich zu United gingen - im Nachhinein zum Glück für die Skyblues.

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In einem Paralleluniversum fiebern Erling Haaland und Jack Grealish dem bevorstehenden Derby gegen Manchester City am Sonntag ab 16.30 Uhr im Old Trafford entgegen. Haaland folgte seinem ehemaligen Molde-Trainer Ole Gunnar Solskjaer zu Manchester United, während Grealish 2020 von Aston Villa zu den Red Devils wechselte.

Das City-Defensivduo Harry Maguire und Victor Lindelöf diskutiert derweil in hellblauen Trainingsanzügen, wie sie Haaland und Grealish stoppen können.

Maguire kam 2019 zusammen mit dem brasilianischen Flügelspieler Antony zu City. Raphaël Varane sitzt bei City auf der Ersatzbank, nachdem er sich von einer leichten Verletzung erholt hat, ebenso wie Routinier Alexis Sánchez.

Paul Pogba, der 2022 umstritten von der roten in die blaue Hälfte Manchesters wechselte, wird im Mittelfeld an der Seite von Bruno Fernandes spielen, der sich 2019 für City und nicht für United entschied...

Ok, kehren wir zurück zur Realität, auch wenn es Spaß macht, darüber nachzudenken, was hätte sein können. Wären da nicht ein paar Meinungsverschiedenheiten zwischen Sportdirektoren, Vorstandsvorsitzenden und Beratern gewesen, hätten einige der Spieler, die am Sonntag im Manchester-Derby in Old Trafford antreten, auch auf der anderen Seite stehen können.

Während City den vierten Premier-League-Titel in Folge anstrebt und immer noch das Triple feiert, befindet sich United in einer Spirale aus miserablen Ergebnissen und Skandalen abseits des Platzes. Die Fans von City können sich glücklich schätzen, dass sie einige der Spieler, die im Old Trafford gelandet sind, nicht bekommen haben.

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Alexis Sánchez

Im Januar 2018, als sein Vertrag beim FC Arsenal nur noch wenige Monate lief, stand Sánchez vor der Wahl: Eine Option war ein Wiedersehen mit Pep Guardiola, der ihn einst zum FC Barcelona geholt hatte und von dem er sagte, er sei "wie mein Vater".

Auf der anderen Seite gab es José Mourinho, der United wieder an die Spitze führen sollte. Der Portugiese hatte den Titel schon in Spanien mehrmals an Pep verloren und wollte ihm keinen weiteren Topspieler überlassen.

"Ich war kurz davor, zu City zu gehen", sagte der Chilene Anfang 2023 gegenüber La Tercera. "Wir haben jeden Tag miteinander gesprochen, er hat mir Nachrichten geschickt. Plötzlich klingelt das Telefon. Mourinho sagt mir: 'Alexis, hier ist das Trikot mit der Nummer sieben für dich'. In diesem Moment wollte ich gehen, aber ich hatte auch das Wort von Guardiola".

Er fuhr fort: "Da habe ich mir gesagt: Ein chilenischer Fußballer, der für Manchester United spielt, das hat es noch nie gegeben. Mit der 7 von Cantona, Beckham, Cristiano Ronaldo und nun einem Chilenen war das ein Traum."

Dieser Traum verwandelte sich jedoch schnell in einen Albtraum für alle Beteiligten. Sánchez gestand später, dass er nach seiner ersten Trainingseinheit bei United seinen Berater fragte, ob er seinen Vertrag auflösen und zu Arsenal zurückkehren könne.

Sánchez, der Berichten zufolge 450.000 Euro pro Woche verdiente, konnte bei United nie annähernd an seine Form bei den Gunners anknüpfen. Als die Red Devils einen miserablen Start in die Saison hinlegten, musste er die Hauptlast der Kritik tragen.

Sánchez verließ United nach miserablen 18 Monaten in Richtung Inter, wo er in 45 Spielen nur fünf Tore erzielte und völlig ohne Selbstvertrauen und Elan wirkte - ein Schatten des Spielers, der er einmal war.

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Harry Maguire

Maguire galt nach einer beeindruckenden Weltmeisterschaft 2018 als einer der besten Innenverteidiger in Europa. Sowohl City als auch United buhlten im darauffolgenden Sommer um seine Unterschrift. Guardiola war ein Bewunderer, und City bereit, wie United rund 87 Millionen Euro zu zahlen. Als Leicester die Forderungen weiter hoch schraubte, stiegen die Skyblues auf.

"Wir waren interessiert, aber wir konnten ihn uns nicht leisten. United konnte es", gab Guardiola später zu. Maguire feierte im Old Trafford ein perfektes Debüt , einen 4:0-Sieg gegen Chelsea - aber dann ging es für ihn schnell bergab. Als die Mannschaft unter Solskjaer auseinanderzufallen begann, gab man ihm die Schuld für katastrophale Ergebnisse, darunter eine 0:5-Heimschlappe gegen Liverpool.

Erik ten Hag gab Maguire in der vergangenen Saison nur acht Einsätze in der Liga und wollte ihn im Sommer für nur 36 Millionen Euro an West Ham verkaufen, doch der Verteidiger weigerte sich, zu gehen.

Maguire befindet sich nun auf dem Weg der Besserung, nachdem er zum Gespött des Landes geworden war. United hat er zu drei Siegen in Folge verholfen, wobei er in der Champions League gegen Kopenhagen das Siegtor (1:0) erzielte. City, das im Jahr 2020 den Portugiesen Ruben Días für rund 70 Millionen Euro holte, hat alles richtig gemacht.

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Paul Pogba

Pogbas zweites Engagement bei Manchester United war eine langwierige und schmerzhafte Geschichte, die schließlich endete, als sein sechsjähriger Vertrag im Sommer 2022 auslief.

Wegen seiner zahlreicher Verletzungsprobleme glänzte der Weltmeister weder unter Mourinho noch unter Solskjaer oder Ralf Rangnick dauerhaft - und trotzdem war City vor einem Jahr an ihm interessiert.

Es war nicht das erste Mal, dass Pogba mit City in Verbindung gebracht wurde: Guardiola enthüllte einst, dass er die Chance hatte, den Franzosen 2018 zu verpflichten, nachdem dieser sich mit Mourinho zerstritten hatte - obwohl sein Berater Mino Raiola den City-Boss "einen Feigling, einen Hund" nannte.

Pogba entschied sich aus Angst vor einer möglichen Reaktion der United-Fans für einen Wechsel zu Juventus. Doch seine zweite Amtszeit in Turin war ebenfalls katastrophal: Er erlitt zwei schwere Verletzungen, wurde von seinem Bruder erpresst und des Dopings überführt - nun droht eine jahrelange Sperre. City darf sich auch hier glücklich schätzen.

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Cristiano Ronaldo

2021 wollte Ronaldo Juventus vorzeitig verlassen. Er warf einen Blick auf seine Optionen und landete dabei in Manchester.

City war einer der wenigen Vereine, die sich sein Gehalt leisten konnten. Als sich herumsprach, dass der fünffache Ballon d'Or-Gewinner mit City in Kontakt war, gerieten die Verantwortlichen von United, insbesondere Sir Alex Ferguson, in Panik.

"Ehrlich gesagt, stand [der Wechsel zu City] kurz bevor. Sie haben viel geredet und Guardiola hat vor zwei Wochen gesagt, dass sie sich sehr um mich bemühten", sagte Ronaldo in seinem berüchtigten Interview mit Piers Morgan im Dezember 2022. "Sir Alex Ferguson war der Schlüssel. Ich habe mit ihm gesprochen... Er sagte zu mir: 'Es ist unmöglich für dich, zu Manchester City zu gehen'. Und ich sagte 'OK, Boss'."

Ronaldo legte einen fulminanten Start bei United hin. Bei seinem Debüt gegen Newcastle schoss er zwei Treffer und erzielte die Siegtore gegen Villarreal sowie Atalanta in der Champions League. Ronaldo beendete die Saison als bester Torschütze der Mannschaft, doch United verzeichnete in der Premier League die schlechteste Punkteausbeute seit 30 Jahren. Ronaldo schoss zudem immer seltener die entscheidenden Treffer.

Seine Eigensinnigkeit hatte schlechte Auswirkungen auf das Team. In seiner zweiten Saison verließ er bei einem Freundschaftsspiel gegen Rayo Vallecano das Stadion in der Halbzeitpause und weigerte sich gegen Tottenham Hotspur, kurz vor Abpfiff als Einwechselspieler Zeit zu schinden.

Sein unerlaubtes Interview mit Morgan brachte United noch mehr in Verlegenheit. Es gab nur eine Lösung: die Auflösung seines Vertrags.

Die Citizens gewannen unterdessen einen weiteren Meistertitel ohne gelernten Mittelstürmer und holten dann mit Erling Haaland das Triple.

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Fred

Fred stand während seiner fünfjährigen Zeit bei United immer aus den falschen Gründen im Mittelpunkt. Seine Qualität wurde praktisch die ganze Zeit in Frage gestellt, sein unkonventioneller Stil verstärkte das.

Die gegnerischen Fans lachten sich darüber schlapp, dass United 2018 stolze 60 Millionen Euro ausgegeben hatte. Aber auch City hätte diese Summe geblecht.

Sein Berater Fabio Mello verriet, dass er im Winter auch einen Deal mit Guardiolas Mannschaft arrangiert hatte. Aber Shakhtar Donezk blockierte den Wechsel, da die Ukrainer die K.o.-Phase der Champions League erreicht hatten und Fred ein Schlüsselspieler war.

Mello sagte, dass er und Shakhtar den Deal mit City bis zum Sommertransferfenster "hinausgezögert" hätten. Das war aber auch der Zeitpunkt, an dem United Interesse an ihm bekundete und den Transfer schließlich abwickelte.

Fred wechselte im Sommer 2023 für zehn Millionen Euro zu Fenerbahce.

Antony, Manchester United
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Antony

Der brasilianische Flügelspieler ist - Stand jetzt - der größte Transferfehler von United in der Ära ten Hag - und einer der größten Flops in der Vereinsgeschichte. Er kostete wahnsinnige 95 Millionen Euro und ist damit nach Pogba die zweitteuerste United-Verpflichtung der Geschichte. Aber er hatte weder den Ruf noch den Bekanntheitsgrad des Franzosen.

Antony ist bestenfalls ein One-Trick-Pony, das nur in der Lage ist, vom rechten Flügel aus in die Mitte zu ziehen und mit dem linken Fuß einen Schuss ins obere Eck zu zischen. Aber selbst seine Fähigkeit, dieses Kunststück zu vollbringen, lässt nach. In der laufenden Saison hat er es noch nicht einmal zu einer Torbeteiligung gebracht.

Außerdem hat er dem Verein einen großen Imageschaden zugefügt. Im September gab es Gewaltvorwürfe gegen ihn, daraufhin wurde er drei Wochen lang aus dem Kader gestrichen. Auch bei City hätte er zum Problem werden können.

Denn laut Telegraph wurde City 2019 auf Antony aufmerksam, als er gerade den Sprung in die erste Mannschaft São Paulos geschafft hatte. Ihm wurde angeboten, sich City anzuschließen - aber er sollte zunächst auf Leihbasis zu Sporting CP wechseln. Der damals 19-jährige Flügelspieler fühlte sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht bereit für einen Wechsel nach Europa und wartete noch ein Jahr, bevor er zu Ajax ging und unter Ten Hag spielte.

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Victor Lindelöf

Der Schwede war lange auf dem Radar der Red Devils, bevor sie im Sommer 2017 schließlich für 35 Millionen Euro zuschlugen. Benfica sträubte sich damals gegen einen Verkauf im Januar. Auch City soll sich damals nach ihm erkundigt haben.

Lindelöf wechselte tatsächlich zu United, das unter Mourinho auf dem Vormarsch zu sein schien, während Guardiola mit City eine titellose Debütsaison erlebte. Doch seit Lindelöf nach Manchester wechselte, ist City die dominierende Kraft in der Stadt.

Jadon Sancho
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Jadon Sancho

Sancho gehört in eine etwas andere Kategorie als der Rest. Denn bei City verbrachte er einst zwei Jahre in der Akademie, bevor er zu Borussia Dortmund ging. Als er sich in der Bundesliga zu einem der aufregendsten Flügelspieler Europas entwickelte und sein Wert in die Höhe schoss, sah es so aus, als hätte City einen großen Fehler gemacht, als man ihn für vergleichsweise kleines Geld ziehen ließ..

Doch nun, da seine Karriere bei United aufgrund eines Streits mit ten Hag und zwei schwachen Spielzeiten in die Brüche gegangen ist, könnte City alles richtig gemacht haben. Die Skyblues waren sich wohl einiger negativer Charakterzüge bewusst - darunter seine Probleme beim Lesen der Uhr und seiner Neigung zum Schmollen.

Nachdem er bei der Vorbereitungstour von City im Jahr 2017 nicht dabei gewesen war und sich darüber aufregte, dass Phil Foden stattdessen ausgewählt wurde, weigerte sich Sancho, zum Junioren-Training bei City zu erscheinen. United hat die Warnungen nicht beherzigt und scheint einen weiteren Fehler begangen zu haben. Der einst 85 Millionen Euro teure Sancho wird im Januar 2024 wohl für erheblich weniger schon wieder gehen.

Manchester United, Raphael Varane
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Wenigstens der Transfer von Raphaël Varane ist aufgegangen ...

City war 2020 auf der Suche nach einem neuen Innenverteidiger an dem französischen Weltmeister interessiert. Doch letztlich schreckten sie Varanes Fehler im direkten Duell im CL-Achtelfinal-Rückspiel 2020 ab.

Im Sommer holten die Citizens stattdessen Dias und United sicherte sich Varane für 40 Millionen Euro. Auch wenn er häufig an Muskelverletzungen leidet, ist er auf dem Platz in der Regel stark.

City wird es trotzdem aber nicht bereuen, Varane nicht verpflichtet zu haben. Denn Dias ist Weltklasse und Manuel Akanji und Nathan Aké sind verlässliche Nebenleute.

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Und Bruno Fernandes ist die beste United-Verpflichtung seit zehn Jahren

Der einzige Spieler, bei dem United es nicht bereuen wird, dem Nachbarn den Rang abgelaufen zu haben, ist Fernandes. Der portugiesische Mittelfeldspieler wurde im Sommer 2019 stark mit einem Wechsel zu City in Verbindung gebracht. Transfer-Journalist Fabrizio Romano berichtete, dass City-Sportdirektor Txiki Begiristain mit Sporting Lissabon über einen Deal gesprochen und ihnen Spieler angeboten habe, um die Ablöse für Fernandes zu senken.

Guardiola hat jedoch bestritten, dass City jemals kurz davor stand, Fernandes zu verpflichten. Im selben Sommer kaufte man den defensiveren Rodri von Atlético Madrid. United schlug dann im Januar 2020 bei Fernandes zu.

Der Portugiese hat sich als die beste Verpflichtung von United in den letzten zehn Jahren erwiesen und hat sich in den Derbys gegen City von seiner besten Seite gezeigt - unter anderem mit einem höchst umstrittenen Tor in der letzten Saison. Kann er das am Sonntag ab 16.30 Uhr im Manchester-Derby im Old Trafford wiederholen?

Ryan Giggs (Manchester United)
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Und dann gibt es noch Ryan Giggs

Auch wenn United im Nachhinein viele Spieler nicht geholt hätte, an denen auch die Skyblues daran waren: Die Verpflichtung von Ryan Giggs aus dem hellblauen Teil der Stadt war Gold wert.

Giggs, der damals noch Ryan Wilson hieß, erwarb sich den Ruf, der beste Jugendspieler der Region zu sein - aber er war eben im Leistungszentrum von City. "Wir hatten immer ein paar Scouts, die behaupteten, sie hätten Giggsy entdeckt", erinnerte sich Ferguson. "Wahrscheinlich haben sie das auch, aber sie haben nie gehandelt, als sie ihn sahen. Es war eigentlich ein Ordner, der mir zuerst sagte, dass es eine Schande sei, dass dieser Manchester-United-Fan bei City trainiert."

Ferguson ging an Giggs' 14. Geburtstag zum Haus des Spielers, um den Schuljungen von United zu überzeugen. Der Junge aus Salford wurde letztlich zum dienstältesten und meistdekorierten Spieler des Vereins, der von den Skyblues gefürchtet und von den Reds geliebt wurde.

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