Der neue Gentleman-Boxer

Von Benny Semmler
Sebastian Zbik hat nur ein Ziel: Weltmeister werden
© Mathias Schindler

Exklusiv Keine Narben, keine auffälligen Tattoos, keine kriminelle Vergangenheit - Sebastian Zbik ist Deutschlands größte Box-Hoffnung und wohltuend normal. Der 27-Jährige hat hohe Ziele, aber auch ein großes Problem.

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Deutschlands größte deutsche Box-Hoffnung heißt Sebastian Zbik. Noch nie gehört? Nicht schlimm. Aber: "Das wird ein Großer - ganz sicher", sagt immerhin Erfolgstrainer Fritz Sdunek. Doch nicht nur deshalb lohnt es sich, sich mit dem 27-Jährigen zu beschäftigen. 

Zbik ist keiner, der Fäkalwörter braucht, um sich vor Kämpfen in Stimmung zu bringen. Ihm ist seine Mutter wichtiger als Glamourfotos mit attraktiven VIP-Bunnys. Sein Handy klingelt nur fünf Mal am Tag. Es ist alles brutal normal. Und eigentlich eindeutig zu normal für die typenhungrige Sportwelt.

Damit das nicht so bleibt, wurde eine Frau engagiert, die etwas von Werbung versteht. Ihr Auftrag: Sie musste einen (Marken)-Namen für den schnöden Zbik kreieren. Mit dem Resultat: "New Gentleman". "ProSieben" sei Dank...

Der Traum vom WM-Kampf

Dort erwarten sie vom smarten Box-Boy übrigens mehr als viele Experten bislang angenommen haben. Denn ähnlich wie einst der "RTL"-Gentleman Henry Maske beim Kölner Privatsender zum Quotenmagnet wurde, könnte Zbik zum Sportgesicht des Münchener Privatsenders aufsteigen.

Dabei hat Zbik keinen WM-Titel - lediglich einen WM-Traum. Und der Box-Profi wirkt trotz vieler PR-Bemühungen eher wie ein dufter Soapdarsteller. Nicht wie ein blutrünstiger Quotenbringer.

Keine Narben, keine auffälligen Tattoos, keine kriminelle Vergangenheit. "Manchmal habe ich das Gefühl, ich müsste mich dafür entschuldigen", sagt Zbik gegenüber SPOX. Denn er spürt: 26 Kämpfe, 26 Siege - das allein reicht für das große Box-Rampenlicht nicht aus.

Großes Lob von Sdunek

Doch wer ist dieser Zbik wirklich? In erster Linie ein harmoniebedürftiger Familienmensch. "Die Familie geht über alles. Meine Eltern sind mir sehr, sehr wichtig", sagt Zbik. So oft es geht, fährt er von Hamburg zu seinen Eltern ins 250 Kilometer entfernte Neubrandenburg. "Deftige Paprikaschoten gibt's eben nur bei Muttern", schwärmt er. Viel lieber redet er von der heimischen Küche als von bunten Presseterminen.

Als Zbik vor einigen Monaten für Fotografen seinen Sixpack präsentieren sollte, sah man ihm seine Nicht-Motivation geradezu an. Dass ausgerechnet im selben Moment auch noch Nackedei-Luder Gina Lisa an seiner Seite auftauchte, machte die ganze Sache nicht erträglicher. "Ich bin Sportler", sagt er später. "Aber offenbar gehören solche Dinge dazu..."

Richtig. Aber im Hamburger Box-Gym kennen sie solche Fälle. Vor allem Meistertrainer Fritz Sdunek, der seit vier Jahren am Rohdiamanten schleift, will mit Zbik "viel erreichen" und findet derartige Eigenschaften nahezu brillant.

Sdunek: "Sebastian ist ein Musterprofi. Und er hat sich in den letzten Jahren prächtig entwickelt." Was zeichnet Zbik denn genau aus? Sdunek: "Er ist immens vielseitig und besitzt eine Klasse-Technik. Das ist wie bei Felix Sturm."

Das Problem: Abraham, Sturm, Pavlik

Doch neben PR-Problemen bekommt Zbik zunehmend auch ein Sport-Problem. Er hat eine große Schwäche -  und die beschreibt sein Trainer so: "Er braucht einen WM-Kampf. Sonst wird ihm bald langweilig." Das Problem hat drei Namen: Arthur Abraham, Felix Sturm. Kelly Pavlik.

Zbik sagte zwar zuletzt, "mit denen muss ich mich messen", und doch weiß er: Diese Kämpfe sind so gut wie unmöglich. Während Abraham schon mit eineinhalb Beinen in Amerika steht, käme ein internes Duell zwischen Sturm und Zbik noch weniger in Frage. WBO-Champ Pavlik meidet den Namen des Mecklenburgers konsequent.

"Vielleicht bin ich für die ein kleines Licht. Aber ich leuchte immer heller, rechne mir auch gegen die großen Jungs was aus", meint Zbik.

Viele Boxer mit einer Null-Niederlagen-Bilanz gibt es nicht. Zbik weiß das. Und doch fällt ihm das branchenübliche Sprücheklopfen schwer. Er ist eben ein Gentleman.

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