Am 17. Oktober startet das Super-Six-Turnier in Berlin. Arthur Abraham trifft auf Jermain Taylor. Der Amerikaner spricht bei SPOX über sein Training bei einer Legende, die Grundlage seines Selbstvertrauens, die Verarbeitung eines Last-Second-K.o.'s, die Mechanismen der Medien und seine Chancen vor Abrahams Heimpublikum.
SPOX: Herr Taylor, wie fühlen Sie sich vor ihrem Kampf gegen Arthur Abraham und wie lief Ihre Vorbereitung?
Jermain Taylor: Ich fühle mich großartig. Mein Trainingscamp verlief absolut nach Wunsch und ich freue mich schon drauf, mich mit Arthur zu messen.
SPOX: Warum haben Sie Ihr Trainingslager von Miami nach Houston verlegt?
Taylor: Manchmal muss man eben etwas riskieren und Dinge verändern. Das ist der Grund, warum ich es getan habe. Außerdem gab es in Miami eine Menge Sachen, die mich abgelenkt haben. Der Wechsel war definitiv die richtige Entscheidung für mich.
SPOX: Sie haben im Gym von George Foreman trainiert. Hat er Sie besucht?
Taylor: Ja, er war da. Wir haben viel übers Boxen gesprochen und er hat mir ein paar Tipps gegeben, die mich auch außerhalb des Rings weiterbringen. Er ist eine wahre Legende. Im Ring soll ich meinen Jab mehr benutzen und mich mehr bewegen.
SPOX: Wie schätzt Foreman Ihre Chancen gegen Arthur Abraham ein?
Taylor: Er denkt, dass ich in Berlin siegen werde, wenn ich mich an die Vorgaben aus dem Training halte und mein Können richtig einsetze.
SPOX: Trotz ihres Könnens haben Sie drei Ihrer letzten vier Kämpfe verloren und gingen dabei zwei Mal K.o. Woher nehmen Sie das Selbstvertrauen für den Kampf?
Taylor: Das ist ganz einfach. In diesen Kämpfen habe ich mich selbst geschlagen. Das wird mir nicht mehr passieren. Aber ich weiß auch, dass Arthur bereit ist, die volle Distanz zu gehen. Ich werde in Berlin sein, um mich dieser Herauforderung zu stellen.
SPOX: Gegen Carl Froch, der auch am Super-Six-Turnier teilnimmt, gingen Sie 13 Sekunden vor Schluss in Führung liegend K.o.: War diese Niederlage besonders schwer zu verdauen?
Taylor: Ja, sicherlich. Diesen Kampf zu verlieren, war besonders hart. Ich habe das wie ein Mann genommen, habe mich zurückgezogen und die Situation Stück für Stück aufgearbeitet. So will ich vermeiden, die selben Fehler wieder zu machen.
SPOX: Viele Experten sagen, Ihr Zenit läge hinter Ihnen. Wie reagieren Sie darauf?
Taylor: Ich reagiere überhaupt nicht darauf. Kritik muss man sich gefallen lassen, wenn man ein bestimmtes Level erreicht und Erfolge auf hohem Niveau gefeiert hat. Außerdem funktionieren die Mechanismen in den Medien in dieser Hinsicht ganz simpel: Wenn du gewinnst, lieben dich alle, wenn du verlierst, treten sie alle auf dich drauf.
SPOX: Nach dem Kampf gegen Abraham sollen die Experten nicht auf Sie treten. Wie wollen Sie das sicherstellen?
Taylor: Sie müssen verstehen, dass ich nicht über meine taktische Ausrichtung für den Kampf sprechen kann.
SPOX: Lassen Sie mich anders fragen: Wo liegen Abrahams Stärken und Schwächen?
Taylor: Auch dazu werde ich nicht viel sagen. Nur so viel, Arthur ist ein sehr guter Boxer, der die Power hat, dich zu verletzen.
SPOX: Wie gehen Sie mit der Situation um, in Berlin auch gegen die Fans ankämpfen zu müssen?
Taylor: Als ehemaliger Olympia-Teilnehmer habe ich genug Erfahrungen gesammelt, um mit dieser Situation fertig zu werden. Wenn der Gong zur ersten Runde ertönt, höre ich die Zuschauer sowieso nicht mehr. Dann wird es sein, als würde ich in meiner Heimatstadt kämpfen. Außerdem kann sich das Boxen vor heimischem Publikum auch zum Nachteil für Abraham entwickeln, weil er den ganzen Druck hat und siegen muss.
SPOX: Der Kampf gegen Abraham ist der Startschuss für das Super-Six-Turnier. Können Sie gewinnen?
Taylor: Ich bin sehr zuversichtlich. Wenn Sie schauen, gegen wen ich schon gekämpft und wen ich geschlagen habe, dann kann ich sicherlich gewinnen. Ich habe viele der besten Boxer der Welt geschlagen und eine Menge Erfahrung in großen Kämpfen gesammelt. Das wird mir sehr helfen.
SPOX: Wer ist außer Ihnen der Favorit auf den Gesamtsieg?
Taylor: Ganz ehrlich? Darüber habe ich noch nie nachgedacht.
Promoter Kalle Sauerland zu SPOX: "Die Champions League des Boxens"