Der 23 Jahre alte Top-Favorit siegte in 3:34, 55 Minuten und blieb dabei deutlich über seinem vor einem Monat beim Weltcup in Berlin aufgestellten Weltrekord (3:32,77).
"Titel verteidigt, Gold gewonnen - das war das Ziel", so lautete das knappe Fazit von Biedermann, der den Russen Nikita Lobinzew (3:35,75) und den Dänen Mads Glaesner (3:36,82) hinter sich ließ.
Der Magdeburger Christian Kubusch (3:41,68) landete auf dem zehnten Platz. "Die Zeit ist okay, denn ich wusste, dass ich hier keinen Weltrekord schwimmen kann", sagte Biedermann.
Wird Biedermann Sportler des Jahres?
Am Sonntag greift der Hallenser, der bei der Wahl zum Sportler des Jahres am 20. Dezember in Baden-Baden beste Siegchancen hat, im Rennen über die halbe Distanz nach seinem zweiten Gold.
Dort hält der Praktikant der Stadtwerke Halle ebenfalls den Weltrekord (1:39,37), hatte bei der EM im Vorjahr in Rijeka mit einem blamablen Vorlauf-Aus aber enttäuscht. "Da habe ich noch eine Rechnung offen", sagte der 1,92 m große Modellathlet.
Dass er über 400 m seinen vor einem Monat beim Weltcup in Berlin aufgestellten Weltrekord nicht knackte, lag auch an einer Grippe, die ihn vor zwei Wochen flach gelegt hatte.
Deshalb hatte er seine Teilnahme an der DM in Essen absagen müssen. Biedermann hatte bereits vor dem Rennen vor zu hohen Erwartungen gewarnt: "Weltrekorde wird man von mir wohl nicht sehen."
Sportjahr der Superlative
Dennoch ist Deutschlands Vorzeigeschwimmer bei der EM auf dem besten Weg, sein Sportjahr der Superlative gebührend abzurunden.
"2009 war ein Wahnsinns-Jahr für mich", sagte Biedermann, der mit seinen zwei Weltmeistertiteln mit Fabel-Weltrekorden von Rom, wo er unter anderen zum Albtraum von Superstar Michael Phelps (USA) wurde und den 14-maligen Olympiasieger über 200 m entthronte, sowie den zwei Kurzbahn-Weltbestzeiten in Berlin endgültig zum Star aufstieg.
Im Vorlauf hatte Spätstarter Biedermann als Vierter mit den Nerven seines Coaches Frank Embacher gespielt. "Mein Trainer hat da draußen sicher wieder einen Herzinfarkt bekommen, weil ich so langsam angegangen bin. Aber ich wusste, dass ich hinten raus noch was draufpacken kann", erklärte Biedermann.Die EM in Istanbul ist für viele Athleten die letzte Möglichkeit, sich mit High-Tech-Anzügen in die Rekordbücher zu schreiben. Der Weltverband FINA erlaubt ab dem 1. Januar 2010 nur noch Badehosen und Badeanzüge aus Textil, in denen die Schwimmer deutlich langsamer unterwegs sein werden.