Der Olympia-Dritte am Reck peilt nun die europäischen Titelkämpfe im April nächsten Jahres in Berlin an.
"Back on Stage" sei er nun wieder, hatte Fabian Hambüchen mit Reck-Bronze um den Hals bei den Weltmeisterschaften in Rotterdam verkündet. Zehn Tage später ist Deutschlands Vorturner schon wieder runter von der Bühne. Wegen seiner nach wie vor nicht vollständig ausgeheilten Entzündung in der linken Achillessehne wird der Mehrkampf-Europameister in dieser Saison keine Wettkämpfe mehr bestreiten.
Hambüchen will sich weiter verbessern
Nach der WM ist vor der EM - unter dieser Prämisse beginnt für den 23-Jährigen der vorzeitige Formaufbau für die Europameisterschaften Mitte April in Berlin, wo sich der Hesse mit neuen und noch schwierigeren Übungen der internationalen, aber auch der weiter erstarkten nationalen Konkurrenz erwehren will. "Ich bin richtig ungeduldig, ich will für 2011 und auch für 2012 noch was draufpacken", sagt Hambüchen.
Schließlich musste der ehemalige Reck-Weltmeister im Ahoy-Sportpalast erleben, dass ihm der neue Weltmeister Zhang Chenglong aus China in der Schwierigkeit spürbar überlegen war. Und auch Teamrivale Philipp Boy turnt nicht nur im Mehrkampf, sondern auch an Hambüchens "Königsgerät" mittlerweile auf dem gleichen Niveau wie der Olympia-Dritte von Peking.
Titelverteidigung angestrebt
Und als bekennendem Mehrkämpfer ist es Hambüchen ein großes Anliegen, seinen EM-Titel in dieser Disziplin im Frühjahr in der Max-Schmeling-Halle erfolgreich zu verteidigen. "Da möchte ich topfit und gesund an den Start gehen. Dazu ist es wichtig, dass ich der verletzten Achillessehne jetzt die nötige Ruhe gönne", ließ der Ausnahmeathlet aus Wetzlar via Pressemitteilung wissen.
Grundlagentraining mit dosierter Belastung steht nun bei Hambüchen in den kommenden Wochen und Monaten auf dem Plan, in enger Abstimmung mit seinem behandelnden Arzt Johannes Peil.
Der Chef der Sportklinik Bad Nauheim hatte seinem prominenten Patienten nahegelegt, auf das Weltcup-Turnier um den DTB-Pokal in Stuttgart ebenso zu verzichten wie auf das Finale der Kunstturn-Bundesliga, wo die KTV Straubenhardt ihren deutschen Mannschafts-Titel nun ohne Hambüchen verteidigen muss.
Risiko wäre hoch gewesen
Auch Vater und Trainer Wolfgang Hambüchen begrüßt die Entscheidung, alle weiteren Wettkämpfe bis zum Jahresende abzusagen: "Andernfalls wäre das Risiko sehr hoch gewesen. Schließlich findet im nächsten Jahr nicht nur die EM in Berlin, sondern auch die wichtige Weltmeisterschaft in Tokio statt."
Dass mehr manchmal weniger sein kann, diese im wahrsten Sinne des Wortes schmerzhafte Erfahrung hatte Hambüchen junior schon im vergangenen Jahr machen müssen. Beim Abschlusstraining der WM 2009 in London zog er sich, erschöpft von zu vielen Turnieren, am Boden eine Außenbandriss im linken Sprunggelenk zu. Die WM war gelaufen, der Sportler um eine Erfahrung reicher.
"Damals lief ich meiner Fitness nur hinterher und war vielleicht eine Millisekunde unaufmerksam - und schon war ich mit meinem Fuß umgeknickt", heißt es dazu selbstkritisch in seiner im September erschienenen Autobiografie.