Achillessehne gerissen, Aus für EM in Berlin

SID
Fabian Hambüchen wird bis zu sechs Monate pausieren müssen
© Getty

Fabian Hambüchen wird am Montag an seiner gerissenen linken Achillessehne operiert. Der Mehrkampf-Europameister kann damit seinen Titel bei der EM im April in Berlin nicht verteidigen und hofft nun auf ein Comeback bei den Welttitelkämpfen im Oktober in Tokio.

Cookie-Einstellungen

Morgens um sieben war seine Turnwelt noch in Ordnung, um 10.20 Uhr folgte der Schock: Mehrkampf-Europameister Fabian Hambüchen hat sich bei einem Rückwärts-Salto am Boden in Wetzlar einen Riss der linken Achillessehne zugezogen und wird mehrere Monate ausfallen.

Eine Titelverteidigung bei der EM Anfang April in Berlin ist ausgeschlossen, der Großveranstaltung in der Max-Schmeling-Halle fehlt damit das größte Zugpferd.

"Ich habe sofort gemerkt, dass das Ding ab ist"

OK-Chef Rainer Brechtken fiel deshalb auch aus allen Wolken. "Das ist natürlich ganz schlimm für Fabian, der ja ein so großartiger Wettkampftyp ist", sagte der Präsident des Deutschen Turner-Bundes (DTB) dem SID. Der Verbandsboss bedauerte das Verletzungspech Hambüchens, sieht aber die Attraktivität der EM nicht gefährdet. Brechtken weiter: "Schließlich haben wir gerade im Mehrkampf mit Philipp Boy und Marcel Ngyuen zwei weitere heiße Eisen im Feuer. Dass jetzt die Nachfrage nach Eintrittskarten ins Stocken gerät, kann ich mir nicht vorstellen."

Die seit Monaten lädierte Sehne hielt den Belastungen nicht mehr stand, bereits am Montag wird der 23-Jährige in Bad Nauheim von seinem Vertrauensarzt Dr. Johannes Peil operiert. "Ich habe sofort gemerkt, dass das Ding ab ist, aber Heulen bringt jetzt auch nichts. Wichtig ist, dass ich alles richtig auskurieren kann", sagte der ehemalige Reck-Weltmeister, der sich über einen tröstenden Anruf von einer Leidensgenossin, Hochspringerin Ariane Friedrich, freuen durfte, der Bild am Sonntag.

Vater und Trainer Wolfgang Hambüchen gab sogleich für seinen Sohn ein neues Ziel aus. "Wir setzen jetzt ganz auf die Weltmeisterschaften im Oktober in Tokio", erklärte Hambüchen senior. Dort geht es für die deutsche Riege auch um die direkte Olympia-Qualifikation für London 2012. Chefcoach Andreas Hirsch sprach von einem herben Verlust, gab seinem Führungsturner aber auch die Empfehlung mit auf den langen Weg der Rehabilitation, "jetzt nur nicht zu verzweifeln."

Blessuren häufen sich

Nachdem der ehemalige Reck-Weltmeister in den ersten Jahren seiner außergewöhnlichen Karriere nahezu verletzungsfrei über die sechs Geräte kam, häufen sich nun die Blessuren. Bei der WM 2009 in London musste Hambüchen wegen eines Bänderrisses passen, im Herbst vergangenen Jahres agierte er bei den Welttitelkämpfen in Rotterdam nur als Teilzeitturner. Schon damals plagten ihn Beschwerden an der Achillessehne, daher beendete er die Saison auch früher als geplant.

Doch nicht nur körperlich geriet der Hesse in die Defensive. Seine im September veröffentlichte Autobiografie wurde von einigen Teamkollegen verspottet und von zahlreichen Kritikern in der Luft zerrissen. Zudem nutzte der gleichaltrige Boy, jahrelang im Schatten Hambüchens stehend, seine Chance und trumpfte in Rotterdam als Vize-Weltmeister auf. Die alleinige Regentschaft im deutschen Kunstturnen ging Hambüchen verloren, dies einzusehen, fiel ihm nicht immer ganz leicht.

Und so wird er auch in Berlin live oder via TV zusehen müssen, wie der Cottbuser Boy, Nguyen (Unterhaching) und der sprunggewaltige Hallenser Matthias Fahrig vor heimischem Publikum um Medaillen kämpfen.

Der von Hambüchen 2010 in Birmingham miterrungene Titel eines Mannschafts-Europameisters wird in der deutschen Hauptstadt nicht vergeben, insofern ist das Fehlen des Olympia-Dritten am Reck zumindest bei diesem Event keine Schwächung des DTB-Teams.

Kein Boy-Konter auf Hambüchen-Kritik