In die Jahre gekommene Männer, die Tischtennis spielen, sind ja durchaus nichts Ungewöhnliches - in der Bezirksliga. Wenn aber die Herren "Ü40" bei den Weltmeisterschaften in Rotterdam antreten, hat das etwas Nostalgisches. Der Schwede Jörgen Persson (45), der Kroate Zoran Primorac (42) und der Belgier Jean-Michel Saive (41) gehörten einst zur Weltspitze. In der Ahoy-Arena spielten sie aber nur noch an abgelegenen Tischen. Jörg Roßkopf (41) ist dagegen weiter im Zentrum des Geschehens.
Alle Vier stehen für eine Zeit, in der die übermächtigen Spieler noch nicht aus China kamen. Persson war sogar einmal Einzel-Weltmeister, 20 Jahre ist das her. In Rotterdam war der Grieche Panagiotis Gionis in Runde zwei zu stark für den alten Schweden. Als Primorac 1988 in Seoul Olympiasilber im Doppel holte, war sein deutscher Gegner Patrick Baum ein Jahr alt. Heute ließ der 23 Jahre alte Vize-Europameister dem Altstar nur noch einen Satz. Auch für Saive war das Turnier gegen den Südkoreaner Oh Sang Eun früh beendet. Das Trio hechelt der jugendlichen Weltklasse hinterher.
Roßkopf hat den Absprung geschafft
Jörg Roßkopf aber hat den Absprung mittlerweile geschafft. Als Bundestrainer betreut "Mr. Tischtennis", wie "Rossi" liebevoll genannt wird, Timo Boll und Co. Den Schläger hat er zwar auch erst vor einem Jahr beiseite gelegt, ihn dafür bis heute konsequent liegen lassen. "Ich vermisse nichts", sagte der Doppel-Weltmeister von 1989.
Eine Erklärung, warum so viele seiner ehemaligen Weggefährten nicht mit dem aktiven Tischtennis abschließen können, hat Roßkopf: "Olympia in London ist für alle ein Ziel. Außerdem ist die Generation nach ihnen nicht stark genug, sodass sie in ihren Ländern noch immer zur Spitze gehören."
Das ist in Deutschland anders. Neben Aushängeschild Timo Boll gibt es vier weitere DTTB-Spieler unter den Top 30 der Welt. "Wäre ich Kroate oder Schwede, würde ich wahrscheinlich auch noch spielen", verriet Roßkopf, denn was gebe es schöneres als ein Sportlerleben. "Der Trainerjob ist jedenfalls härter und deutlich schlechter bezahlt", sagte er augenzwinkernd.
Boll zollt den Altmeistern Respekt
Großen Respekt zeigte Rekord-Europameister Timo Boll (30) vor den Kollegen, deren große Matches er in seiner Jugend verfolgte: "Wenn ich in ihrem Alter körperlich so fit bin, kann ich mir auch vorstellen, noch zu spielen. Es gibt kein Gesetz, das besagt, dass mit 35 Jahren Schluss ist." Doch sei die Entscheidung für eine zweite Karriere höchst individuell. "Jeder muss für sich entscheiden, ob man es akzeptieren kann, nicht mehr ganz vorne mitzuspielen."
Für Roßkopf ist sein Seitenwechsel jedenfalls der richtige Schritt gewesen. Während Persson, Primorac und Saive schon längst auf dem Weg nach Hause sind, ist der Bundestrainer noch mittendrin, auch wenn er seine Rolle relativiert: "Die Spieler stehen im Vordergrund. Ich bin nur da, um Hilfestellung zu geben." Sein Ticket zu den Olympischen Spielen in London hat er dafür aber bereits in der Tasche. Das Trio der Altstars, das nicht loslassen kann, muss darum weiter kämpfen.