Den Erzrivalen Philipp Boy besiegt, die Superserie von Eberhard Gienger übertroffen - mit seinem siebten Titel am Reck hintereinander hat Fabian Hambüchen bei den deutschen Kunstturn-Meisterschaften in Göppingen das Glanzlicht gesetzt.
Sieben Monate nach seinem Achillessehnenriss stieß der 23-Jährige erleichert die Faust in die Luft, als sein Triumph am "Königsgerät" feststand und ihm die deutsche Turnlegende Gienger persönlich die Goldmedaille um den Hals hängte.
Hambüchen: "Gut durch mein Programm gekommen"
"Ich bin superglücklich, so gut durch mein Programm gekommen zu sein. Jetzt freue ich mich auf die kommenden Wettkämpfe", sagte der Ex-Weltmeister, der mit 15,900 Punkten Mehrkampf-Europameister Boy (15,550) deutlich in die Schranken verwies.
Dennoch ließ Hambüchen nach seinem Auftritt die Anzeigetafel nicht aus den Augen und atmete fast demonstrativ auf, als die Kampfrichter seinen Sieg bestätigen.
Mit dem siebten Erfolg in Serie ließ Hambüchen den mittlerweile 60 Jahre alten Gienger hinter sich, der zwischen 1975 und 1980 sechsmal gewonnen. Insgesamt allerdings stehen bei Ebse neun erste Plätze in den Ergebnislisten. Am Seitpferd konnte Boy seinen Titel verteidigen, neue Meisterin am Schwebebalken wurde die Stuttgarterin Pia Tolle.
Liebrich gewinnt beim Sprung
Beim Sprung ging Rang eins unter dem Jubel der knapp 2000 Zuschauern an Lokalmatador Helge Liebrich aus Wetzgau. Ihren Vorjahressieg am Boden wiederholte die Mannheimerin Elisabeth Seitz, Vize-Europameisterin im Mehrkampf.
Entwarnung konnte der Deutsche Turner-Bund im Fall der am Samstag verunglückten Tina Jentsch geben. "Sie wird wieder ganz gesund werden und keine Folgeschäden zurückbehalten", sagte DTB-Präsident Rainer Brechtken erleichert.
Die 22 Jahre alte Leipzigerin war bei ihrer Schlussbahn am Boden beim doppelten Rückwärtssalto gebückt schwer gestürzt. Doch nur gut zwei Stunden später kehrte sie mit einer Halskrause bereits wieder in die Wettkampfhalle zurück.
Meister Boy und die alte und neue deutsche Mehrkampf-Meisterin Seitz führen auch das Aufgebot für die Kunstturn-Weltmeisterschaften vom 7. bis 16. Oktober in Tokio an. Obwohl nach seiner schweren Verletzung am Boden und am Sprung noch nicht einsetzbar, gehört auch Hambüchen - "Das hat mich zusätzlich motiviert" - zur deutschen WM-Riege. Diese Entscheidung traf der DTB-Lenkungsstab anlässlich der nationalen Titelkämpfe.
"Wir haben Probleme erkennen lassen. Dennoch hoffe ich, dass wir die hohen Erwartungen erfüllen können", sagte dazu Bundestrainer Andreas Hirsch. Cheftrainerin Ulla Koch ergänzte: "Unser Problemgerät ist ganz klar der Schwebebalken. Da müssen wir lernen, wie dressierte Affen in jeder Situation auf dem Gerät zu bleiben."
Deutsches Team nominiert
Das deutsche Männerteam wird vorerst komplettiert durch Barren-Europameister Marcel Nguyen (Unterhaching), Eugen Spiridonov aus Bous und den Stuttgarter Sebastian Krimmer. Bei den Frauen wurden zunächst neben Seitz Vize-Meisterin Kim Bui aus Stuttgart, deren Vereinskollegin Tolle, Nadine Jarosch aus Detmold und die Kölnerin Oksana Chusuvitina nominiert.
In der japanischen Hauptstadt werden die ersten Olympiatickets für London 2012 vergeben, die jeweils besten acht Teams sind direkt für die Spiele qualifiziert.
Dreiländerkampf als Generalprobe
Die gemeinsame WM-Generalprobe beider Teams ist ein Dreiländerkampf am 10. September in Erzingen gegen die Schweiz und Rumänien. Die Frauen treten zusätzlich am 22. September in Arques gegen Frankreich an.
Ein Hintertürchen wurde dem derzeit verletzten Matthias Fahrig offengelassen "Wenn er am Donnerstag einen Leistungsnachweis erbringen kann und die Ärzte grünes Licht geben, ist er ein möglicher Kandidat", erläuterte Hirsch. Der Mannschafts-Europameister aus Halle konnte in Göppingen wegen einer Sehenverletzung am Fuß nicht starten.