Das letzte Mal trafen Neuseeland und Japan im Jahr 1995 bei der WM in Südafrika aufeinander. Damals gab es ein geradezu vernichtendes 145:17, die höchste Niederlage, die es jemals bei einer Rugby-WM gab. Mittlerweile hat sich bei den Japanern jedoch einiges getan, die Rugby-Kultur hat sich entwickelt.
2007 wurde mit dem Neuseeländer John Kirwin, einer der besten Scorer der All-Black-Geschichte, ein Trainer geholt, der die Kirschblüten auf eine neue Ebene heben sollte. Ähnlich wie im Fußball zeigen die Japaner Sport auf technisch höchstem Niveau, haben jedoch bekannte körperliche Defizite. Dazu kommt eine Reihe eingebürgerter Spieler, vor allem Neuseeländer, die zusammen mit Kirwin für Erfolge sorgen sollen.
Auch das Spiel am Freitag sollte einen einstweiligen Rekord aufstellen: Den höchsten Sieg der diesjährigen WM. Und man muss kein Hellseher sein, um zu sagen, dass es ein Erfolg für die großen Favoriten aus Neuseeland, die All Blacks, war.
Vor dem Spiel: Die All Blacks liefen ohne einige ihrer Stars auf. Richie McCaw, Daniel Carter, Mils Muliaina und zunächst auch Sonny Bill Williams fehlten. Für McCaw trat Keven Mealamu als Kapitän auf. Auch bei den Japanern blieben einige Leistungsträger auf der Bank.
Nach den großen Katastrophen der letzten Zeit in beiden Ländern gab es vor dem Spiel eine Gedenkminute. Im Vergleich zu den sogenannten Gedenkminuten im Fußball: Man hätte eine Maus husten gehöhrt.
Der Spielverlauf: Dann ging es direkt gut los im Waikato Stadion von Hamilton. Den ersten Versuch der All Blacks gab es bereits nach vier Minuten, Conrad Smith legte locker im Malfeld ab. Die Erhöhung verwandelte Daniel-Carter-Ersatz Colin Slade, 7:0.
In der 16. Minute folgte der nächste Versuch der Kiwis. Nach einem Paket auf der rechten Seite brachten sie den Ball mit einer starken Pass-Stafette blitzschnell nach links und so konnte Richard Kahui erneut punkten. Die Erhöhung von links außen vergab Slade, der Minuten zuvor schon einen Straftritt verpasst hatte, 12:0.
Der nächste Versuch ließ nicht lange auf sich warten. In der 22. Minute war es Jerome Kaino, der nach einem herausragenden Durchbruch von Nonu den dritten Versuch markierte. Slade vergab erneut die Erhöhung, 17:0
Wenige Zeit später folgten drei weitere Versuche im Akkord. Die 30. Minute brachte den Versuch von Mealamu, nachdem erneut Nonu Japans Linien durchbrochen hatte. Slade trat zur Erhöhung an und traf diesmal sicher, 24:0. Es folgten in sechs Minuten zwei weitere Versuche: Einer von Andy Ellis und einer von Colin Slade, der beide Male zur Erhöhung traf - Halbzeitstand 38:0.
In der zweiten Hälfte ging es munter weiter: Nur vier Minuten nach Wiederanpfiff gelang Kahui der siebte Versuch für die All Blacks. Slade erhöhte souverän und es stand 45:0 nach 45 Minuten. Kurz darauf war es Sonny Bill Williams, der zur Halbzeit eingewechselt wurde und mit seinem ersten Versuch des Turniers erfolgreich war. Slade erneut sicher mit der Erhöhung, 52:0.
Japan wollte sich nun etwas mehr zeigen und lieferte einige gut herausgespielte Vorstöße, doch gegen die Defensive der All Blacks war für sie zunächst nichts auszurichten. Mit einem schnellen Konter kamen die Neuseeländer zum neunten Versuch des Spiels. Toeava legte den Ball im Malfeld ab und Slade zur Erhöhung, 59:0.
Dann ein besonderer Moment des Spiels: Japan gelang der erste und einzige Versuch des Spiels. Neuseeland wähnte sich im Passspiel nach vorne zu sicher und so packte Japans Onozawa dazwischen und klaute den Ball. Uneinholbar lief er zum Versuch für die Kirschblüten. Der eingebürgerte Neuseeländer Murray Williams besorgte die Erhöhung, 59:7 nach 58 Minuten.
Folgen sollten vier weitere Versuche der All Blacks. Andrew Hore, Nonu, Adam Thomson und zum Schluss noch mal Sonny Bill Williams besorgten mit den drei von vier verwandelten Erhöhungen des Verbinders Slade den 83:7-Endstand.
Frankreich: Der erste Härtetest
Japan hatte nicht den Hauch einer Chance gegen in allen Belangen überlegene All Blacks, da hätte auch ihre nominelle Bestbesetzung nichts dran geändert - und das wussten die Kirschblüten.
Ansätze der japanischen Spielkultur waren zu erkennen, besonders ihr technisch hochklassiges Passspiel, doch gegen die Defensive Neuseelands war für sie nichts auszurichten.Am Ende war es eine unterhaltsame Partie, die jedoch erneut kein Härtetest für die All Blacks war. Der erste richtige Gegner wartet mit Frankreich am 24. September - danach kann man erste fundierte Rückschlüsse auf das wahre Leistungsvermögen der All Blacks ziehen. Momentan stehen sie in der Gruppe A vor Frankreich (ein Spiel weniger) auf Platz eins.