"Ich bin selbst geschockt. Das ist mir, seitdem ich fechte, noch nie passiert. Ich hatte eigentlich eine leichte Gruppe und kann es mir nicht erklären. Ich habe nicht richtig reingefunden", sagte Heidemann, die noch mit bangen Blicken das Ergebnistableau auf einem Fernseher verfolgt hatte.
Doch die letzte, irgendwie geartete Hoffnung auf ein Weiterkommen erfüllte sich nicht. Insgesamt qualifizierten sich 119 Fechterinnen für den weiteren Turnierverlauf. Heidemann, die im Juli in Sheffield noch EM-Silber gewonnen hatte, war an diesem Tag nicht darunter.
Psychische Gründe für das Ausscheiden
"Bei mir ist es häufig, dass ich gegen die Starken ein Stück weit auf eine natürlichere Weise noch motivierter bin", sagte sie. Auf die Frage, ob das Ausscheiden psychisch bedingt war, antwortete sie: "Ja, auf jeden Fall."
"Sie hat heute mit sich gehadert, weil sie eigentlich topfit war, aber sich dann auf der Planche nicht so gefühlt hat", sagte Sportdirektor und langjährige Degen-Bundestrainer Manfred Kaspar: "Es ist nicht das erste Mal, dass Favoriten straucheln, aber es ist blöd, wenn es die eigenen sind."
Weitere Deutsche souverän
Die ehemalige Europameisterin Imke Duplitzer (Bonn) und Ricarda Multerer (Heidenheim) schafften dagegen die Quali. Monika Sozanska (Heidenheim) war bereits für die Einzelentscheidung gesetzt.
Auch Kleibrink (Tauberbischofsheim) hatte in der Qualifikation keine Probleme und erlebte nach seiner Zwangspause eine erfolgreiche Rückkehr auf die Planche. Er schaffte ebenso den direkten Sprung in die Einzelentscheidung wie der Bonner Andre Weßels.
Sebastian Bachmann (Bonn) kam nach ebenfalls guter Quali durch einen Sieg in der Zwischenrunde weiter. Titelverteidiger Peter Joppich (Koblenz) war für die Medaillenentscheidung am Donnerstag bereits gesetzt.
Verbandspräsident Gordon Rapp konnte das überraschende Aus Heidemanns allerdings nicht richtig fassen. "Mit so etwas kann man nicht gelassen umgehen. Das sitzt tief. Man leidet natürlich mit, wenn man sieht, wie eine Fechterin immer mehr verkrampft", sagte Rapp: "Aber es gibt eben keine Garantien. Nicht mal für eine Olympiasiegerin."
Olympia ist nicht in Gefahr
Direkte Auswirkungen auf die Qualifikation für die Spiele 2012 in London hat das frühe Aus erst einmal aber nicht. Hauptaugenmerk der deutschen Degendamen liegt auf dem Teamwettbewerb. Doch auch dort ist der Weg noch steinig.
Mindestens eine Medaille braucht das Quartett nach eigener Aussage, um wieder gut im Olympiarennen zu liegen. Lediglich als Plan B hatte Heidemann deshalb die Quali über die Einzelweltrangliste bezeichnet. Der dürfte jetzt aber verbaut sein.
WM im vollen Gange
"Plan A kommt Sonntag", betonte deshalb Kaspar, und auch sein Schützling blickte notgedrungen bereits nach vorne: "Ich hoffe, dass dann der natürliche Mechanismus greift und ich mit deutlich mehr Spannung auf die Bahn gehen kann."
Am Montagmorgen hatte in Stefanie Kubissa, Anna Limbach (beide Dormagen) und Alexandra Bujdoso (Koblenz) ein deutsches Säbeltrio den Sprung ins Hauptfeld geschafft.
Lediglich Anja Musch (Künzelsau) schied in der Runde der letzten 96 aus. Am Dienstag geht es im Herrensäbel und Damenflorett um die ersten Medaillen.