Wales - Irland 22:10: Irland gegen Wales, der Fünfte gegen den Sechsten der Weltrangliste. Beide Mannschaften trafen in diesem Jahr bereits beim Six-Nations-Cup aufeinander, wo die Waliser mit 19:13 gewannen.
Schaut man sich die früheren Begegnungen bei Weltmeisterschaften an, zwei an der Zahl, dann steht es Unentschieden: 1995 gewann Irland 24:23 und 1987 gewann Wales mit 13:6. Die Aufeinandertreffen fanden allerdings in der Gruppenphase statt, in der Endrunde hatten beide Nationen noch nie die Ehre.
Am Samstagmorgen gab es dann die dritte Begegnung, die Wales im Regional Stadion in Wellington mit 22:10 gewann. Damit stehen die Waliser zum ersten Mal seit 1987 in der Runde der letzten vier einer Rugby-Weltmeisterschaft.
Eines war von vornherein klar: Das Spiel zwischen der Mannschaft mit den zweitmeisten Punkten, Wales, und dem Team mit einer der besten Defensiven des Turniers (erst 36 Punkte zugelassen), Irland, würde eine enge und packende Partie werden. Kurzum: Ein würdiges erstes Viertelfinale.
Furioser Start
Wales erwischte einen furiosen Start. In der dritten Minute kam Shane Williams auf der rechten Seite durch und landete den ersten Versuch, Rhys Priestland besorgte die Erhöhung, 0:7. In den nächsten zehn Minuten drückte Irland, doch die Waliser verteidigten fehlerlos und nahmen mit einigen guten Tacklings immer wieder den Wind aus den irischen Segeln.
Den ersten Straftritt für Irland gab es nach erst 24 Minuten, Ronan O'Gara verwandelte aus mittiger Position souverän, 3:7. Nur fünf Minuten später hatten dann die Waliser dann die Chance, den alten Vorsprung wieder herzustellen. Leigh Halfpenny haute einen Straftritt über die Hälfte des Feldes und noch dazu mit Gegenwind zwischen die Stangen, fantastischer Kick, 3:10-Halbzeitstand.
Nach dem Seitenwechsel erwischte Irland den besseren Start. Fünf Minuten brauchten die Iren bis zu ihrem ersten Versuch der Partie. Keith Eearls tauchte auf der linken Seite wunderbar durch und punktete zum Versuch. Die Erhöhung besorgte Ronan O'Gara mit einem starken Kick von links außen. Auslgeich 10:10.
Davies erzwingt die Entscheidung
In der 51. Minute schlugen die Waliser zurück. Mike Phillips sprang zum Versuch. Priestland verzog die Erhöhung, 10:15. Kurze Zeit später bekam Priestland erneut die Chance mit einem Straftritt die Führung weiter auszubauen: Der Ball segelte gegen die rechte Torstange, keine Punkte.
Eine Viertelstunde vor Schluss kam die Entscheidung. Jonathan Davies nimmt sich mit Ball in der Hand die sonst so sichere irische Defensive vor. Durch vier, fünf Gegenspieler tanzt er sich hindurch und macht damit auf unwiderstehliche Art und Weise den Versuch und den Sieg über Irland klar. Diesmal zeigte sich Priestland treffsicher: Von rechts außen trifft souverän zum 10:22-Endstand.
Wales steht als erste Nation der Rugby-Weltmeisterschaft 2011 im Halbfinale. Die Waliser verteidigten stark und konnten sich stets auf ihre starke Offensive verlassen. Irland rannte oft an, fand aber kaum Wege durch die walisische Verteidigung, und wenn, dann konnte Wales die Situation sprichwörtlich auf dem letzten Meter noch bereinigen. Eine durchaus beeindruckende Vorstellung der Waliser, die dieser intensiven und technisch hochklassigen Partie ihren Stempel aufdrücken konnten.
Frankreich - England 19:12: Das zweite Viertelfinale der WM stand an: England gegen Frankreich, heißt, der Vierte gegen den Achten der Weltrangliste. England gewann vier der letzten fünf Aufeinandertreffen, eins gewann Frankreich mit 12:10 im Jahr 2010 in Paris.
Bisher spielten beide Nationen vier Mal bei Weltmeisterschaften gegeneinander, England gewann 2007, 2003 und 1991, Frankreich konnte 1995 den letzten Sieg einfahren. Und die Franzosen gewannen das fünfte Duell mit 19:12 nach furiosem Auftritt, ganze ohne einen Sebastien Chabal, im Eden Park von Auckland gegen den Rivalen aus England.
Speziell für eine Person ein ganz besonderes, weil möglicherweise das letzte Spiel bei einer Rugby-WM: Johnny Wilkinson, in die Jahre gekommener Star-Verbinder der Englänger. Die Frage, ob er auf höchstem Niveau noch immer in der Lage ist Spiele zu entscheiden, stand in der letzten Zeit des Öfteren im Raum. Zudem garantiert die große Rivalität zwischen England und Frankreich von vornherein einen heißen Tanz.
England mit Einsatz und Übermut
Die Partie begann mit viel Tempo und vom Anpfiff an war klar, beide Mannschaften wollen hier spielen und sich alles abverlangen. England schmiss sich voll rein und zeigte vielleicht etwas zu viel Übermut: Nach einem Tackle ließ die englische Defensive nicht ab, Straftritt für Frankreich. Da lässt sich Dimitri Yashvili selbst aus 45 Metern nicht lange bitten, 0:3 nach elf Minuten.
Fünf Minuten später war es erneut Yashvili, der mit dem nächsten Straftritt die Führung für Frankreich ausbaute, 0:6. Und die Blauen drückten weiter, England nahezu ohne Chance zu diesem Zeitpunkt. In der 22. Minute geht Vincent mit einem fantastischen Solo durch die Reihen der Engländer und punktet zum wichtigen ersten Versuch der Partie. Yashvili verpasst die Erhöhung, 0:11.
Keine zehn Minuten später ging es weiter: Frankreich unwiderstehlich im Vorwärtsgang. Auf der linken Seite vor dem Malfeld spielen die Franzosen mit einigen geschickten Pässen die englische Defensive aus und Maxime Medard vollendet. Wieder verpasst Yashvili die Extra-Punkte, 0:16-Halbzeitstand. England war komplett abgemeldet, ein nahezu perfekte Halbzeit der Franzosen.
Power und Präsenz
In der zweiten Halbzeit ging es ähnlich weiter. Die Engländer fanden keinerlei Mittel gegen die Power und Präsenz der Franzosen. Nach 54 Minuten wurde überraschend Frankreichs "Spielmacher" Dimitri Yashvili herausgenommen, für ihn kam Francois Trinh-Duc.
England ergriff seine Chance beim Schopf und kam nur wenige Minuten später zum Versuch. Ben Foden durchbrach die Linien der Franzosen und legte den Ball im Malfeld ab. Johnny Wilkinson besorgte die Erhöhung, 7:16. England war wieder da. In der 65. Minute verließ Johnny Wilkinson den Platz. Das war wenig, gemessen an den Erwartungen der Engländer viel zu wenig.
Danach kam Frankreich wieder und baute einmal mehr enormen Druck auf. Doch die Engländer ließen keinen Durchbruch mehr zu. Trotzdem mussten noch Punkte her: Trinh-Duc forderte den Ball und baute die Führung per Dropkick aus, 19:7. Und tatsächlich: Zwei Minuten vor Schluss gelang England noch der Versuch, 12:19. In die Verlängerung schafften es England jedoch nicht mehr.
Nach einem ganz starken Auftritt stehen die Franzosen zu Recht im Halbfinale, wo sie auf Wales treffen. In der Form, in der sie sich heute präsentiert haben, werden die Waliser in jedem Fall gewarnt sein. Besonders die Physis der Franzosen war beeindruckend, da steckte viel Kämpferherz drin.