Der 30 Jahre alte Team-Europameister nutzte wie im Vorjahr die Abwesenheit Bolls und holte sich durch ein 4:3 gegen Dimitrij Ovtcharov den zweiten DM-Titel in Serie. Bei den Frauen gab es in Jiaduo Wu dagegen eine Premieren-Siegerin.
"Das war eine richtige Schlacht"
"Mein zweiter Stern", sagte Steger mit einem breiten Grinsen und zeigte auf sein Trikot. Dabei hatte er in dem packenden Finale schon 0:2 gegen den leicht favorisierten Ovtcharov zurückgelegen: "Das war eine richtige Schlacht. Hätte Dima das 3:0 gemacht, wäre es wohl vorbei gewesen."
Zuvor hatte der Bundesliga-Profi aus Saarbrücken an der Seite von Lars Hielscher bereits seinen Titel im Doppel erfolgreich verteidigt. Ovtcharov hatte auch dort das Nachsehen und verlor gemeinsam mit Patrick Baum 2:4.
Das Kunststück des doppelten Titelgewinnes gelang auch Jiaduo Wu - die hatte allerdings ein paar Jahre Anlaufzeit gebraucht. "Ich war aber oft krank und kam dann nur auf vier Teilnahmen. Und dann war es für mich immer schwer, gegen Teamkolleginnen zu spielen", sagte die 34 Jahre alte Ex-Europameisterin nach dem 4:2 gegen die 15 Jahre jüngere Sabine Winter. Als i-Tüpfelchen stand Wu an der Seite von Kristin Silbereisen auch im Doppel ganz oben auf dem Podest.
WM-Absage für Boll kein Thema
Der an der Schulter verletzte Boll verbrachte das Wochenende damit, den Kontakt zu den Fans zu intensivieren. Der Rekord-Europameister schrieb fleißig Autogramme, posierte für unzählige Fotos und gab sich locker wie selten.
Eine Absage für die Team-WM Ende März in Dortmund ist allerdings kein Thema. "Ich wollte im Gegenteil für die WM kein Risiko eingehen. Die Belastung hier wäre noch zu hoch gewesen", sagte Boll der Nachrichtenagentur dapd.
Die Favoriten gaben sich in den drei Tagen von Berlin gegen vermeintlich schwächere Gegner keine Blöße. Bei den Männern standen vier Nationalspieler im Halbfinale, bei den Frauen drei, was den Sportchef optimisitsch im Hinblick auf die Team-WM stimmte. "Das Top-Team ist sehr souverän aufgetreten. Nun erwarten uns drei Wochen des Feinschliffs", sagte Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig.
Bolls Absage kostete 1.000 Zuschauer
Während die Nationalspieler durchweg gute Leistungen boten, hielt sich das Interesse der Berliner an den deutschen Meisterschaften in Grenzen. Statt der eingeplanten 5.000 Fans fanden in den drei Tagen der Titelkämpfe nur 3.500 Zuschauer den Weg ins Velodrom.
"Die Absage von Timo Boll hat uns sicherlich 1.000 Zuschauer gekostet", sagte Michael Elthoff, Präsident des Berliner Tischtennis-Verbandes.
Ein weiterer Grund für den geringeren Zuspruch, befand man beim Deutschen Tischtennis-Bund, dürfte die in drei Wochen in Dortmund stattfindende Team-WM sein. Viele Fans, so hieß es, würden sich eher darauf einstellen und die deutschen Meisterschaften nicht besuchen. In Dortmund wird dann alles besser, versprach Schimmelpfennig: "Dort läuft der Kartenverkauf sehr vielversprechend."