Noch nie hatte Deutschland zwei Spieler unter den besten Zehn der Weltrangliste. Noch nie hat eine deutsche Mannschaft mit fünf Athleten geschlossen ein solch hohes Niveau erreicht.
Blickt man dann auf die Erfolgsliste mit WM-Silber 2010 und Olympia-Silber zwei Jahre zuvor, darf träumen erlaubt sein. Träumen vom ersten Gold. Eine Prämie wurde vorsichtshalber schon einmal ausgehandelt. 50.000 Euro zahlt der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) für den Titel, für den zweiten Platz gibt es 30.000 Euro.
Über 10.000 Zuschauer werden in der Westfalenhalle sein und Timo Boll und seine Silberjungs zum Titel brüllen, schreien, jubeln. Das Endspiel gegen China ist sozusagen das Minimalziel. "Gerade als Mannschaft sind die natürlich eine Macht", gibt Timo Boll zu: "Aber man hat es in Moskau 2010 gesehen, dass durchaus gegen die Chinesen was möglich ist, wenn sie unter Druck geraten. Und dann müssen wir zupacken." Zunächst packte Boll allerdings die Übelkeit und fesselte ihn Freitag ans Bett.
"Wichtig, dass man groß denkt"
Zumindest zu 50 Prozent steht das Endspiel gegen die Asse aus dem Reich der Mitte nach Roßkopfs Ansicht schon fest. "China hat seinen Platz im Finale fest gebucht", sagt der Doppel-Weltmeister von 1989.
Von seinem eigenen Team fordert er, was man eben als Trainer öffentlich so fordert. Sich immer auf das nächstes Spiel zu konzentrieren: "Wenn wir uns nur Gedanken über die K.o.-Phase machen, werden wir vorher ausscheiden. Bei einer WM gibt es viele Überraschungen. Wir würden davon gerne verschont bleiben."
Die Ansprüche will Roßkopf keineswegs senken, lediglich der Blick für das Wesentliche soll geschärft werden. Das Wesentliche sind am Sonntag die beiden Spiele gegen Tschechien und Spanien. Mit den erwarteten 3:0-Siegen kann das Team dann etwas ruhiger in die weiteren drei Spiele der Gruppenphase gehen.
Danach darf der Blick schon etwas weiter schweifen. "Es ist natürlich wichtig, dass man groß denkt und wir hätten nichts gegen ein Finale Deutschland gegen China", sagt Roßkopf: "Und wenn es dazu kommt, werden wir uns auf keinen Fall ergeben."
Frauen unter Druck
Für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft ist das Finale trotz des Heimvorteils wohl utopisch. Das Team geht zwar als WM-Dritter von Moskau in das Turnier, doch diese Medaille muss unter der Kategorie Überraschung abgelegt werden. Mit Blick auf den fünften Platz bei der EM im Oktober dürfte das Ziel erreicht sein, wenn man im Viertelfinale steht.
In Dortmund wird auch die Frage beantwortet werden, wie der hausgemachte Ärger der vergangenen Wochen und Monate die Spielerinnen belastet hat. Cheftrainer Jörg Bitzigeio, dem ein schwieriges Verhältnis zu seinen Spielerinnen nachgesagt wurde, wurde erst in die zweite Reihe degradiert und einen Monat später ganz entmachtet. Die neue Bundestrainerin Jie Schöpp tritt ein schweres Erbe an.