Hambüchen wird zum Pokerspieler

SID
Vollste Konzentration im Wettlauf um Gold: Fabian Hambüchen
© Getty

Für seinen Traum von einer Olympia-Medaille wird Fabian Hambüchen zum Pokerspieler. Denn ob er an seinem Paradegerät Reck in London mit seiner superschweren Übung nach Gold greifen wird, ist vor allem auch eine Frage der Taktik.

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"Der Ausgangswert 7,7 wird parallel vorbereitet. Aber man muss auch gucken, wie das Wertungsniveau in London ist", sagte Hambüchen nach seinem Titel-Comeback bei den deutschen Meisterschaften in Düsseldorf.

Es könnte sein, dass er bei seinen dritten Sommerspielen nicht alles auf eine Karte setzt, um diesmal endlich den Jackpot abzuräumen: "Es kommt auch auf die Kampfrichter-Konstellation an. Da muss man abwägen."

Die wichtigste Erkenntnis nach dem erst zweiten Wettkampf des Jahres war aber, dass es der deutsche Vorzeigeturner einfach noch kann. Dem starken Mehrkampf (91,10 Punkte) ließ er die Titel am Reck (16, 10) und Boden (14,90) folgen. Nach jeder einzelnen Übung stieß er in Düsseldorf die Fäuste in die Höhe und genoss den warmen Applaus der Zuschauer nach intensiver Trainingsphase sichtlich.

Auch Vater und Trainer Wolfgang Hambüchen sieht den Sohn im Soll: "Er ist zu diesem Zeitpunkt da, wo ich es mir gewünscht habe." Eine indirekte Warnung an die Konkurrenz schickte er gleich hinterher: "Er ist noch nicht top."

"Ab 273 Punkten gehen die Medaillen weg"

Eine Woche wollen es die Hambüchens ruhiger angehen lassen, ehe am 30. Juni die zweite und entscheidende Olympia-Qualifikation in Frankfurt ansteht. Dass Hambüchen sein Ticket wie Philipp Boy (Cottbus), zweimal WM-Zweiter im Mehrkampf, und Barren-Europameister Marcel Nguyen (München) praktisch in der Tasche hat, gilt als sicher.

Und mit mindestens dreimal 90 Mehrkampf-Zählern sieht Bundestrainer Andreas Hirsch auch seine Mannschaft in London in Podestnähe: "Ab 273 Punkten gehen die Medaillen weg."

Sind die großen Drei topfit, ist Platz drei nicht unrealistisch. "Aber ein Ausfall wäre eine Katastrophe", sagt Wolfgang Hambüchen. Derzeit bereitet vor allem Boy mit Schmerzen im Handgelenk und wiederholten Abgängen zuletzt bei der EM und in Düsseldorf die größten Sorgen.

Fabian Hambüchen war dagegen stolz auf seinen etwas überraschenden Bodentitel. Im Hinblick auf den Mehrkampf war der umso wertvoller. Auch am Seitpferd "wird weiter so hart trainiert", sagte Hambüchen, der 2008 in Peking Bronze am Reck holte.

Ab 3. Juli Vorbereitung in Kienbaum

Ab 3. Juli beginnt für das fünfköpfige Olympia-Team, in dem die letzten beiden Plätze noch nicht vergeben sind, die unmittelbare Vorbereitung in Kienbaum. Von dort geht es am 22. Juli nach London.

Acht Tage später fällt die Entscheidung im Mannschafts-Mehrkampf. Und am 7. August muss Fabian Hambüchen seine Karten für das Reckfinale offenlegen - dann ist das Pokerspiel vorbei.

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