"Es ist eine Ehre, bei der Endrunde dabei zu sein, und ein großer Schritt für den deutschen Volleyball. Aber ich bin erst zufrieden, wenn wir im Finale stehen", sagte der überragende Starangreifer Georg Grozer.
Es ist eine neue Siegermentalität, die bei Deutschlands Schmetterkünstlern in diesem Jahr nach der Entmachtung des alten Chefcoachs Raul Lozano entstanden ist. Vor drei Wochen sicherten sich Kapitän Björn Andrae und Co. in Berlin das Olympia-Ticket, sie sind als eines von nur drei deutschen Ballsportteams in London vertreten. Jetzt machten die Volleyballer mit souveränen 3:0-Siegen gegen Argentinien und Portugal sowie einem 3:2 gegen Gastgeber Bulgarien den Sprung in die Weltliga-Endrunde der besten sechs Teams perfekt.
Die beste Platzierung beim jährlichen Kräftemessen der weltbesten Teams war bei zuvor acht Teilnahmen ein achter Platz vor 19 Jahren gewesen. Jetzt ist nach der starken Vorrunden-Bilanz von zehn Siegen aus zwölf Spielen auf jeden Fall schon Rang sechs sicher.
"Wir wollen jedes Spiel gewinnen"
"Wir sind stolz, weil es nach all den Jahren etwas ganz Besonderes ist. Wir sind gerade dabei, unsere Erfolgsgeschichte zu schreiben", sagt Andrae: "Wir gehen einfach hin und wollen jedes Spiel gewinnen." Das gilt natürlich auch für die Weltliga-Endrunde, wo Deutschland in seiner Gruppe erneut auf Gastgeber Bulgarien (Mittwoch) sowie Olympiasieger USA oder Frankreich (Donnerstag) treffen wird. Die besten beiden Teams der Dreiergruppe qualifizieren sich fürs Halbfinale, und Deutschland will natürlich bis zum Finale am Sonntag bleiben, wenn die Siegprämie von einer Million Dollar verteilt wird.
Das Geld ist für Spieler, die sonst vor allem für die Ehre im Nationalteam spielen, natürlich eine große Motivation. Vor allem aber gibt es nach Jahrzehnten voller Misserfolge einen Riesenhunger auf Erfolg. "Gute Einzelspieler hatten wir schon lange, aber jetzt harmoniert die Mannschaft sehr gut", fügt Sebastian Schwarz an.
Erfolgsgeheimnisse Heynen, Teamgeist und Psychologe
Das liegt am nach eigener Einschätzung ein "bisschen verrückten" belgischen Chefcoach Heynen, der erst seit drei Monaten im Amt ist. Es liegt laut Angreifer Marcus Popp zudem daran, dass "viele Spieler jetzt schon viele Jahre Auslandserfahrung in den Vereinen gesammelt haben und wir mannschaftlich so stark sind, dass jeder jeden ersetzen kann". Dafür verantwortlich ist aber auch Sportpsychologen Wolfgang Klöckner, der der Mannschaft auch in Sofia beim Aufbau des Vertrauens in die eigene Stärke hilft.
Dass einige große Teams wie Italien, Titelverteidiger Russland oder Serbien - die beiden letzteren Teams sind bei Olympia deutsche Vorrundengegner - diesmal mit Blick auf London kein gesteigertes Interesse am Sprung zur Weltliga-Endrunde hatten, schmälert die deutsche Leistung nicht.
"Wir wissen, dass die Endrunde physisch nicht unbedingt die perfekte Olympia-Vorbereitung ist", sagt Chefcoach Heynen: "Aber es gibt mit Blick auf London eine Extraportion Selbstbewusstsein. Und der Kopf wird dort sehr wichtig sein." Die letzten beiden Olympiasieger (2004 Brasilien, 2008 USA) gewannen vor ihrem Triumph auch die Weltliga.