Der Kölner Laborchef Wilhelm Schänzer hatte dem "Sport-Informations-Dienst" am Montag erklärt, seit Anwendung des neuen Langzeitnachweises im November 2012 habe man 200 positive Fälle auf Stanozolol zusätzlich analysiert. Nach Informationen des WDR-Magazins "sportinside" hat die Flut von Doping-Nachweisen innerhalb eines Jahres in Köln und Moskau aber gerade einmal 38 Verfahren nach sich gezogen.
"Vertuschung ist nicht ausgeschlossen. Richard Pound, der nicht Chef der Anti-Doping-Weltagentur bleiben durfte, hat schon recht: Die Wahrheit wäre zu peinlich für Sportverbände", sagte der Heidelberger Molekularbiologe Werner Franke dem "SID".
Aufklärungsquote deutlich unter einem Prozent
Die positiven Proben, die auch im umstrittenen Doping-Labor in Moskau analysiert wurden, stammen laut sportinside vor allem aus dem Bereich der früheren Sowjetunion (Russland, Kasachstan, Armenien, Weißrussland, Moldawien) sowie aus der Türkei.
Die Quantität stützt die Ergebnisse einer anonymen Umfrage unter den Teilnehmern der Leichtathletik-WM 2011 in Daegu/Südkorea. Aus der Erhebung war hervorgegangen, dass 29 bis 45 Prozent der Athleten im Vorfeld der Wettkämpfe verbotene Medikamente genommen hatten. Die weltweite Aufklärungsquote liegt deutlich unter ein Prozent.
Das IOC hatte am Montag dem "SI"D bestätigt, dass die neuen Nachweisverfahren aus Köln und Moskau derzeit beim Nachtesten von Proben angewandt würden, die bei den Winterspielen 2006 in Turin entnommen worden waren. Der neue Test würde auch bei Wettkampf-Kontrollen der Spiele 2014 in Sotschi genutzt. Nachtests der Spiele 2010 in Vancouver (Winter), 2008 in Peking oder 2012 in London (jeweils Sommer) bestätigte das IOC jedoch nicht.