"Ich kenne keine Weltmeisterschaft, die ich so enttäuschend fand wie die, die gerade stattgefunden hat. Carlsen hat deswegen gewonnen, weil er der bessere Sportler ist, und nicht, weil er der bessere Schachspieler ist", sagte Weizsäcker im "Deutschlandfunk". Am Freitag hatte sich der 22-jährige Carlsen in Chennai gegen Titelverteidiger Viswanathan Anand mit 6,5:3,5 durchgesetzt.
"Carlsen spielt und spielt und spielt und zwingt den anderen, der über 20 Jahre älter ist, in die vierte und fünfte Stunde. Die Stellung ist im Grunde remis. Aber er spielt immer weiter und sitzt Anand aus", ergänzte Weizsäcker: "Das nötigt mir nicht den Respekt ab zu sagen, er sei der beste Schachspieler der Welt vom reinen Schachverständnis her." Er spiele zwar technisch fehlerfrei, aber "irgendwie uninspiriert, blutlos und fast seelenlos die Partien runter".
Dennoch hofft Weizsäcker auf einen Schach-Boom: "Ob ich der Meinung bin, dass der inhaltlich, schachlich gerechtfertigt ist, ist eine andere Frage."
Am Montag wurde Carlsen in Chennai offiziell für den Gewinn der Schach-WM geehrt. Weltverbandspräsident Kirsan Iljumschinow und die Regierungschefin des Bundesstaates Tamil Nadu, Selvi J. Jayalalithaa, überreichten Carlsen den Siegerscheck in Höhe von umgerechnet etwa 1,16 Millionen Euro, einen riesigen Siegerkranz sowie eine Goldmedaille und einen Pokal.