Gleichzeitig warnte die kritische Sportlerin Politiker davor, sich hinter der Entscheidung des deutschen Staatsoberhauptes zu verstecken. "Herr Gauck darf aber jetzt kein Alibi oder Feigenblatt für andere Politiker sein. Es wäre wünschenswert, wenn andere deutsche und europäische Politker seinem Beispiel folgen und ohne Angabe von Gründen den Feierlichkeiten fernbleiben", betonte die 38-Jährige: "Herr Gauck sagt ja nicht, dass er boykottiert, aber er sucht auch keine Entschuldigung und gibt beispielsweise Terminschwierigkeiten an. Dadurch, dass er Interpretationsspielraum lässt, gewinnt er mehr."
Duplitzer hatte vor den Olympischen Sommerspielen in Peking 2008 die Menschenrechtssituation in China deutlich kritisiert und damals aus diesem Grund die Eröffnungsfeier boykottiert.
Kritik an Investitionen
Die Diskussion über die Entscheidung Gaucks, nicht nach Sotschi zu reisen, sei ihrer Meinung nach daneben: "Was hindert einen Politiker oder einen Wirtschaftsboss daran, nach seinem Gewissen zu entscheiden? Man kann doch jetzt nicht kritisieren, dass er seinem Gewissen gefolgt ist. Er hat jetzt einen Pflock eingeschlagen und ein Zeichen gesetzt."
Den organisierten Sport sieht Duplitzer am Scheideweg. "Wir müssen jetzt an einen Punkt kommen, an dem der Sport zu seinem Urgedanken zurückkehrt. Es hat ja niemand etwas dagegen, dass etwas Geld verdient wird", sagte sie: "Aber man sollte sich mal die Dimensionen überlegen. Der finanzielle Aufwand und die Umweltzerstörungen in Sotschi widersprechen dem olympischen Gedanken."