Von Zufriedenheit wollten die deutschen Kanuten nach der durchwachsenen Heim-EM in Brandenburg nicht viel wissen. "Wir haben so viele Medaillen gewonnen wie nötig", sagte Präsident Thomas Konietzko vom Deutschen Kanu-Verband (DKV) knapp: "Das waren die Erwartungen." Die erhoffte Edelmetallflut blieb jedoch nach teils herben Enttäuschungen aus. Nun wartet bis zur WM in Moskau (6. bis 10. August) noch viel Arbeit.
Die DKV-Starter fischten in den wichtigen zwölf olympischen Klassen nur fünfmal Edelmetall aus dem Beetzsee, vorgenommen hatten sie sich mindestens einmal mehr. Immerhin sorgten aber die Leistungsträger Sebastian Brendel (C1 über 1000 m), Max Rendschmidt/Marcus Groß (K2 über 1000 m) sowie Ronald Rauhe/Tom Liebscher (K2 über 200 m) für die drei eingeplanten Siege. Franziska Weber (K1 über 500 m) holte zudem Silber, Max Hoff (K1 über 1000 m) steuerte einmal Bronze bei. Insgesamt gab es zehn deutsche Medaillen (5 x Gold, 3 x Silber, 2 x Bronze).
"Tut schon ein bisschen weh"
Dafür scheiterten einstige Erfolgsgaranten wie der Kajak-Vierer der Frauen als Vierter über 500 m, das Kajak-Großboot der Männer schaffte es über 1000 m erst gar nicht bis in den Endlauf. "Das tut schon ein bisschen weh", sagte Chef-Bundestrainer Reiner Kießler: "Ich hätte am ersten Tag gerne zwei Medaillen mehr gesehen und am zweiten eine, aber die Welt ist enger zusammengerückt." Zum Vergleich: 2012 hatten die K4-Frauen Olympia-Silber gewonnen.
Ein Teil der Favoriten hielt dem Druck jedoch stand, und so holte der bärenstarke Brendel (Potsdam) die Titel auf seiner Paradestrecke über 1000 m sowie über die nicht-olympischen 5000 m. Außerdem gab es Silber über 500 m. "Ich habe mir selbst ganz viel Druck gemacht, ich wollte zu Hause nicht verlieren", sagte der Olympiasieger von London, der nun auch bei der WM ganz vorne landen will: "Wenn alles passt, habe ich das Zeug dazu."
Das einzige deutsche Sprint-Gold feierten Olympiasieger Ronald Rauhe (Potsdam) und sein Partner Tom Liebscher (Dresden). Das erst in diesem Jahr formierte Team bezwang im Kajak-Zweier über 200 m dabei erneut die russischen Olympiasieger Juri Postrigai/Alexander Djatschenko. "Das hier ist unser Wohnzimmer, deswegen bin ich sehr, sehr glücklich", sagte Rauhe, der erstmals seit 2008 wieder einen EM-Titel einfuhr. Der 20-jährige Liebscher gewann zudem im K1 über die nicht-olympischen 500 m.
Erfolg von Duisburg nicht wiederholt
Nach ihrem WM-Sieg im Vorjahr triumphierten Max Rendschmidt und Marcus Gross (Essen/Berlin) nun auch bei der EM im Kajak-Zweier über 1000 m. Die herausragenden Erfolge von Duisburg konnte die DKV-Flotte jedoch nicht bestätigen. 2013 hatte es 16 Medaillen, davon sieben in den olympischen Klassen, gegeben.
Von einer Mandelentzündung geschwächt konnte auch Kajak-Weltmeister Max Hoff nicht wie gewünscht glänzen. Der 31-Jährige aus Essen wurde im Einer über die von ihm favorisierten 1000 m "nur" Dritter. Zuvor hatte er alle drei Weltcups der Saison gewonnen. "Die Krankheit soll aber keine Ausrede sein. Die Anderen waren einfach besser", sagte Hoff.