IOC macht Olympia billiger

SID
Laut Thomas Bach beschützt das IOC die Einzigartigkeit der Olympischen Spiele
© getty

Die Olympischen Spiele sollen in Zukunft deutlich kostengünstiger werden. Bewerberstädte sollen mit einem "signifikaten finanziellen Beitrag" unterstützt werden. Zudem soll die Diskriminierung von Personen wegen ihrer sexuellen Neigungen in der Olympischen Charta untersagt werden.

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Finanzhilfen für Bewerberstädte, eine Abkehr vom Gigantismus, und das endgültige Aus für die Diskriminierung von Schwulen und Lesben: IOC-Präsident Thomas Bach hat in Lausanne seine 40 Reformvorschläge präsentiert und will mit seiner "Agenda 2020" auch das angekratzte Image der olympischen Bewegung aufpolieren. Ob das Paket ausreicht, um auch in westlichen Ländern und in den möglichen deutschen Bewerberstädten Berlin und Hamburg wieder mehr Sympathie für Olympia zu wecken, bleibt allerdings abzuwarten.

"Wir haben jetzt die Möglichkeit und müssen den Moment ergreifen - jetzt ist die Zeit da für den Wechsel", sagte Bach fast schon pathetisch bei der Präsentation seines Reformwerks am Dienstag in Lausanne. Die Änderungsvorschläge werden der IOC-Session am 8. und 9. Dezember in Monaco vorgelegt - für den Initiator Bach wird die Abstimmung zur Vertrauensfrage.

Vor allem das Bewerberverfahren will der erste deutsche Präsident des IOC kostengünstiger gestalten. Die teuren Präsentationen werden reduziert, Reisekosten werden übernommen. Das IOC stellt zur Unterstützung der derzeit 50 Millionen Euro teuren Bewerbungen einen "signifikanten finanziellen Beitrag" in Aussicht. Auch bei den Spielen selbst soll Geld gespart werden. Vorhandene Sportstätten müssen verstärkt genutzt werden, das Olympia-Konzept hat sich den Bedürfnissen der Städte anzupassen.

Weniger Gigantismus soll auch in Bezug auf die Teilnehmerzahl erreicht werden. Die Obergrenze bei Sommerspielen wurde auf 10.500 Athleten festgelegt. Die Zahl der Entscheidungen soll 310 nicht überschreiten. Bei Winterspielen soll es künftig maximal 2900 Athleten, 2000 Trainer und Betreuer sowie höchstens 100 Entscheidungen geben.

Bach verordnet mehr Flexibilität

Auch mehr Flexibilität hat Bach seinem Programm verordnet. Die Ausrichterstädte sollen zukünftig eigene Vorschläge für zusätzliche Sportarten machen dürfen. Solange die Obergrenzen an Teilnehmern eingehalten werden, sind auch mehr als die derzeit festgeschriebenen 28 Sportarten zulässig. Teile der Olympischen Spiele dürfen auch außerhalb der eigentlichen Bewerberstadt, in Ausnahmefällen sogar auch außerhalb des Landes ausgetragen werden. Doppelbewerbungen aus verschiedenen Ländern soll es aber auch künftig nicht geben.

Diskriminierungen von Athleten und Olympia-Teilnehmern wegen ihrer sexuellen Neigungen, die vor allem im Rahmen der Winterspiele in Sotschi/Russland für Entsetzen gesorgt haben, sollen laut Bach bald der Vergangenheit angehören. Im Kernteil der Olympischen Charta, den "Grundlegenden Prinzipien des Olympismus", soll nun explizit Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung verboten werden.

"Diese 40 Vorschläge sind ein Puzzle. Wenn man das zusammensetzt, entsteht ein Bild, das zeigt, dass das IOC die Einzigartigkeit der Olympischen Spiele beschützt und die Verankerung von Sport in der Gesellschaft stärkt", sagte Bach. Der erste deutsche IOC-Präsident kündigte wie erwartet auch die Schaffung eines olympischen TV-Sportkanals an, der an 365 Tagen im Jahr Lust auf Olympia wecken soll.

Mehr Transparenz für oympische Bewegung

Bach kündigte zudem mehr Transparenz für die olympische Bewegung an. Alle Organisationen, die mit Olympia in Zusammenhang stehen, sollen die Prinzipien der "Good Governance" akzeptieren. Eine Entwicklung, die sich viele in diesen Tagen auch vom Fußball-Weltverband FIFA wünschen.

Bach hatte sein Programm am Dienstag zunächst ausgesuchten ehemaligen und aktuellen Top-Athleten im Olympia-Museum in Lausanne präsentiert. Dazu zählten auch die dreimalige Ski-Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch und Claudia Bokel, ehemalige Fechterin und Sprecherin der Athletenkommission im IOC.

Von großer Bedeutung ist die Agenda auch für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), der sich mit Hamburg oder Berlin für Olympischen Sommerspiele 2024 bewerben will. Starke Reformen könnten dazu beitragen, dass der Olympia-Verdruss in der deutschen Bevölkerung abnimmt und das geplante Bürgerreferendum im kommenden Jahr positiver ausfallen wird. Im Vorfeld hatte der DOSB große Hoffnungen in Bachs Agenda gesetzt.

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