Olympia 2024: Vier gegen Hamburg

SID
Die Hamburger Bürger haben noch das letzte Wort bei der Bewerbung für Olympia 2024
© getty

Vier Mitbewerber, zwei Jahre Zeit und ein großes Ziel: Hamburg tritt im Rennen um die Olympischen Spiele 2024 gegen Paris, Los Angeles, Rom und Budapest an und ist seit Mittwoch hochoffiziell stolze "Candidate City" des Internationalen Olympischen Komitees.

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IOC-Präsident Thomas Bach schickte die fünf Städte am Morgen in einer internationalen Telefon-Pressekonferenz nach Ablauf der Bewerberfrist um Mitternacht mit warmen Worten auf die Reise. Diese endet im September 2017 auf der 130. IOC-Vollversammlung in Lima/Peru für vier Städte mit der Wahl des Gastgebers - Hamburg geht als ambitionierter Außenseiter an den Start.

"Wir freuen uns auf einen faszinierenden Wettstreit zwischen hervorragenden Kandidaten. Dieses Bewerber-Feld spiegelt die Ziele der Agenda 2020 wider", sagte Bach mit Blick auf den von ihm eingeleiteten Reformprozess. Er lobte den im Vergleich zur Vergangenheit "viel transparenteren Bewerberprozess".

In der Tat veröffentlichte das IOC am Mittwoch das komplette Hausaufgabenheft, das es an die Städte geschickt hat: Insgesamt 508 Seiten, verteilt auf vier verschiedene Dokumente. Herzstück ist der 44-seitige Host-City-Vertrag.

Er regelt die mit der Planung, Organisation und Durchführung der Olympischen und Paralympischen Spiele verbundenen Rechte und Pflichten zwischen dem IOC und den Ausrichtern (Stadt, NOK und Organisationskomitee). Neu enthalten sind unter anderem verschärfte Vorgaben gegen Diskriminierung, ausdrücklich auch hinsichtlich der "sexuellen Orientierung".

Keine Last-Minute-Bewerbung

"Die Städte müssen ab sofort eine authentische Bewerbung erarbeiten: Die Agenda 2020 lädt die Städte ein, uns zu präsentieren, wie sie Olympische Spiele am besten ausrichten können. Jetzt sitzen die Städte im Fahrersitz", sagte Bach.

Eine Last-Minute-Bewerbung gab es in der Nacht nicht. Die aserbaidschanische Hauptstadt Baku hatte Interesse an einer Bewerbung, entschied sich aber nach Rücksprache mit dem IOC, für 2024 noch nicht zu kandidieren. Toronto hatte am Dienstag aus eigenem Antrieb zurückgezogen.

"Wir begrüßen es sehr, dass das IOC mit der heutigen Veröffentlichung den Weg der Agenda 2020 weiter konsequent geht. Am ersten Tag nach dem Ende der Bewerbungsfrist ein so umfangreiches Vertragswerk zu veröffentlichen, schafft optimale Klarheit für alle Beteiligten", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann, der in seinem Statement die Konkurrenten mit keinem Wort erwähnte.

Der Vertrag regele nach Hörmanns Meinung "noch kürzer und klarer als bislang üblich die Rechte und Pflichten" und stelle somit "eine faire Basis für das so wichtige Projekt der Bewerbung dar".

Hamburger Bürgerreferendum entscheidend

Für das Referendum am 29. November, das über den Fortgang der Hamburger Bewerbung entscheidet, versprach Hörmann "ein genaues Bild, was die Spiele an Kosten und Nutzen bringen". Eine konkrete Ansage zu den Kosten sind die Macher den Hamburgern bislang schuldig geblieben.

Das IOC wird bis zur Entscheidung nicht mehr wie zuletzt üblich eine Vorauswahl treffen. Sämtliche Kandidaten können sich im September 2017, wenn in Lima/Peru die IOC-Vollversammlung die Entscheidung über den Ausrichter trifft, zur Wahl stellen.

Bach betonte erneut, dass auch die wahrscheinliche Ausrichtung der EM 2024 in Deutschland keinen negativen Einfluss auf die Hamburger Bewerbung habe. Die Ausrichtung von EM und Sommerspielen innerhalb weniger Wochen sei "definitiv möglich", sagte Bach: "Die Veranstaltungen beeinflussen sich nicht, und niemand hat Zweifel an der Organisationsfähigkeit der Deutschen."

IOC-Präsident Bach macht Hansestadt Mut

Indirekt machte Bach der Hansestadt Mut für den Kampf mit größeren und strahlkräftigeren Städten wie den Favoriten Paris und Los Angeles oder auch Rom. Auch kleinere Städte hätten eine gute Chance, "wenn sie kreative Lösungen erarbeiten und eine Vision von der Zukunft ihrer Stadt nach den Olympischen Spielen haben".

Dass Hamburg nach jetzigem Stand als einzige Bewerberstadt ein Referendum durchführen lässt, sieht Bach ebenfalls nicht als Malus. "Wir wollen die Athleten nur in Städte schicken, in denen sie willkommen sind. Wie die Städte zeigen, dass dies gegeben ist, liegt ganz an ihnen."

Das IOC wird die siegreiche Stadt mit 1,7 Milliarden Dollar (1,5 Milliarden Euro) bei der Ausrichtung der Spiele 2022 unterstützen, so viel wie noch nie zuvor. Rio de Janeiro, Ausrichter der Sommerspiele im kommenden Jahr, erhält 1,5 Milliarden Dollar (1,32 Milliarden Euro).

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