Ungeachtet von der feierlichen Präsentation des Olympia-Konzepts in der Hansestadt teilte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums auf Anfrage der Tageszeitung Die Welt am Freitag schriftlich mit: "Eine Einigung konnte bisher noch nicht erreicht werden, die Gespräche zwischen Bund und Hamburg laufen weiter."
Zankapfel ist der Finanzreport, den Scholz am Donnerstag veröffentlicht hatte. Demnach belaufen sich die Gesamtkosten auf 11,2 Milliarden Euro, abzüglich der zu erwartenden 3,8 Millionen Euro Einnahmen würden auf den Steuerzahler rund 7,4 Milliarden Euro zukommen. Davon sollen 6,2 Milliarden vom Bund beigesteuert werden, die restlichen 1,2 Milliarden kämen von der Stadt Hamburg.
Wie die Welt weiter berichtet, sei aus politischen Kreisen in Berlin zu hören gewesen, dass die von Hamburg erbetene Summe von mehr als sechs Milliarden Euro nicht gezahlt werden würde - dies würde die jetzt vorgestellte Hamburger Kostenrechnung aushebeln.
Großzügige Angebote für Hamburg
Davon unbeeindruckt stellte Scholz am Freitag erneut klar, keinen Cent mehr als die eingeplanten 1,2 Milliarden Euro zu übernehmen. "Wir können nicht mehr beisteuern. Die Finanzkraft Hamburgs ist nicht unendlich groß", sagte der SPD-Politiker unter dem Beifall der Gäste: "Wir müssen uns mit dem Bund bis Februar nächsten Jahres verständigen." In gemeinsamen Gesprächen wolle man bis Anfang 2016 Klarheit schaffen. Er freue sich "auf jeden einzelnen Tag" der Verhandlungen, sagte Scholz.
In der Mitteilung des Bundesinnenministeriums heißt es dazu allgemein: "Die Bundesregierung nimmt die von der Freien Hansestadt Hamburg gestern veröffentlichten Zahlen zu den geplanten Kosten für die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 zur Kenntnis. Der vorgelegte Finanzplan zeigt, dass die Hansestadt in den letzten Monaten anlässlich der Spiele ein umfassendes Stadtentwicklungskonzept bis 2040 erarbeitet hat."
Weiter versichert das Bundesinnenministerium: "Der Bund hat von Anfang an signalisiert, sich bei der Finanzierung der Olympiakosten zu beteiligen. In den bisherigen Gesprächen wurden Hamburg großzügige Angebote des Bundes unterbreitet, die weit über die in der Vergangenheit zugesagten Beteiligungen hinausgingen."
DOSB-Präsident Alfons Hörmann agierte derweil als Diplomat und Vermittler. "Uns ist allen bewusst, dass alle Ministerien und die gesamte Regierung im Moment einigen Themen auf der Agenda haben, die auch sehr viel Zeit und Kraft binden", sagte er: "Da muss man einfach Verständnis dafür haben, dass das ein oder andere Gespräch und manche Prüfung nicht in der Geschwindigkeit ablaufen können."
Lob für die Kostenschätzung des Hamburger Senats gab es unterdessen vom Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI). "Natürlich rechnen jetzt die Menschen aufgrund ihrer Erfahrungen mit der Elbphilharmonie und dem Berliner Flughafen per Daumenregel 'mal zwei' oder sogar 'mal vier' hoch. Das scheint hier aber nicht gerechtfertigt", sagte Professor Henning Vöpel, Direktor des HWWI. Wer sich die Zahlen genauer angucke, "der sieht, dass schon seriös und mit Risikoaufschlag kalkuliert worden ist".