Das bräuchten die großen Verbände auch. Darüber hinaus plädiere man dafür, "dass eine internationale Einheit gegründet wird, die wie wir ohne Rücksicht auf Titel und Rang überall überprüfen kann, ob die Regeln eingehalten werden", sagte Younger der FAZ.
In der Doping-Bekämpfung werde fast allein auf Wissenschaft gesetzt, "auf Tests und Analyse. Der menschliche Faktor wird zu wenig berücksichtigt".
Younger und seine Mitstreiter hatten unter anderem systematische Dopingverstöße unter Einfluss der Politik in Russland festgestellt. Als Folge wurde unter anderem die russische Agentur RUSADA suspendiert. Durch die Suspendierung darf Russland für die Dauer der unbefristeten Sperre keine internationalen Sport-Großereignisse veranstalten und auch nicht an solchen teilnehmen. Der Leichtathletik-Weltverband IAAF schloss Russland aus.
"Filmreife" Situation
Während der Ermittlungen in russischen Trainingszentren kam es laut Younger zu zum Teil "filmreifen" Situationen. "Als sie (die Doping-Kontrolleure, d. Red) dort auftauchten, waren alle völlig überrascht, in dem Sinne: Wieso seid ihr jetzt hier? Sonst werden Kontrollen doch immer angekündigt", so Younger: "Als sie in Zimmer gekommen sind, haben sie manchmal noch die Nadeln gesehen, die Athleten unters Bett zu schieben versuchten."
In der Zusammenarbeit mit Whistleblowern sieht Younger bei der WADA Verbesserungsmöglichkeiten. "Für Whistleblower braucht die WADA eine Plattform. Sie braucht Experten, die mit den Vorwürfen umgehen können und auch im Hinblick auf Schutz und Hilfe für die Kronzeugen wissen, was realistisch ist und was nicht", sagte Younger.
Der mit Spannung erwartete zweite Teil des Untersuchungsberichts zum Skandal in der Leichtathletik soll nächste Woche in München veröffentlicht werden.