"Grundsätzlich ist es die Aufgabe der WADA sicherzustellen, dass der Anti-Doping-Kampf in allen Ländern auf gleichem Niveau stattfindet", sagte Bokel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Samstag-Ausgabe): "Dafür ist es wohl derzeit nötig, dass die Untersuchungen fortgesetzt und gegebenenfalls auf andere Sportarten und andere Länder ausgeweitet werden."
Als ersten Schritt hatte die WADA zu Wochenbeginn eine Initiative eingeleitet, um vor Rio eine Task Force mit den nationalen Anti-Doping-Agenturen aus Australien, Dänemark, Japan, Südafrika, Großbritannien und den USA zu bilden. Zudem lassen das IOC und die WADA vor Rio Hunderte von Dopingproben der Olympischen Spiele in Peking 2008 und London 2012 neu analysieren.
Die Task Force soll Standardprozeduren erarbeiten, Lücken im Kontrollprozess aufdecken und eventuell zusätzliche Tests mit den Weltverbänden, nationalen Anti-Doping-Behörden und gegebenenfalls der WADA selbst koordinieren. Zudem sollen Athleten oder Athletengruppen identifiziert werden, die in einen Testpool aufgenommen werden sollen, und solche, die das IOC während der Zeit der Spiele in Rio testen sollte.
Am Geld darf es nicht scheitern
Als Folge des Berichts einer unabhängigen WADA-Kommission sind die russischen Leichtathleten von ihrem Weltverband (IAAF) gesperrt worden, ihnen droht für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) der Ausschluss. Äthiopien, Marokko, Kenia, Ukraine und Weißrussland wurden wegen Verweigerung des Anti-Doping-Kampfs von der IAAF verwarnt.
Bokel (42) unterstützt damit Forderungen, die Beckie Scott, Präsidentin der Wada-Athletenkommission, am Freitag vergangener Woche in einem Brief an WADA-Präsident Craig Reedie erhoben hatte. Die Doping-Lage müsse aufgeklärt werden, sagte Bokel, "damit nicht ein Generalverdacht über allen Sportlerinnen und Sportlern hängen bleibt." Grundsätzlich spreche nichts gegen umfassende Untersuchungen. "Wenn's am Geld scheitern sollte, müsste man das lösen", sagte Bokel.
WADA-Boss Reedie hat zuletzt immer wieder auf fehlende finanzielle Mittel hingewiesen. Die oberste Anti-Doping-Behörde wirtschaftet mit einem Jahresbudget von umgerechnet etwa 24 Millionen Euro und wird zu gleichen Teilen finanziert vom organisierten Sport und den Regierungen.
Bokel ist noch bis zu ihrem Ausscheiden als Athletensprecherin im Sommer Mitglied der IOC-Exekutive. Die Fechterin Britta Heidemann will sie in der IOC-Athletenkommission beerben.