"Alle sind im Olympia-Fieber. Wir sind mit unserem Einstieg zufrieden. In den Klassen, auf die wir uns konzentriert haben, steht die Leistung", sagte Cheftrainer Reiner Kießler nach dem ersten Kräftemessen der Saison mit der internationalen Konkurrenz beim Heim-Weltcup in Duisburg.
Dabei untermauerte Canadier-Olympiasieger Sebastian Brendel seine Vormachtstellung über 1000 m eindrucksvoll. Der Weltmeister aus Potsdam setzte sich mit seinem bekannten Schlussspurt in Weltbestzeit gegen den Moldawier Sergej Tarnowtschi durch. "Es war am Ende ein harter Kampf", sagte Brendel, der durch den Sieg auch die interne Norm des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) für die Olympischen Spiele (5. bis 21. August) erfüllt hat: "Für mich stand die Quali für Rio an erster Stelle."
Gleiches gilt für die Olympiasiegerinnen Franziska Weber/Tina Dietze. Das Duo aus Potsdam und Leipzig ist durch seinen Weltcup-Erfolg im Kajak-Zweier über 500 m ebenfalls für den Saisonhöhepunkt am Zuckerhut gesetzt. "Uns ist ein ganz großer Stein vom Herzen gefallen", sagte Weber. Sabrina Hering/Steffi Kriegerstein (Hannover/Dresden) belegten in dem Rennen einen guten dritten Rang und hoffen nun auf einen Platz im Kajak-Vierer in Rio.
"Man darf die Ergebnisse aber nicht überbewerten. Wir haben genauso taktiert wie andere Nationen auch. In Rio wird abgerechnet. Da sind wir auf einem guten Weg", sagte Verbandspräsident Thomas Konietzko.
"Ein vernünftiges Rennen"
Bei der Abrechnung wird auch Ex-Weltmeister Max Hoff (Essen) durch Platz drei im Kajak-Einer über den Kilometer dabei sein. "Das war ein vernünftiges Rennen, ist aber noch ausbaufähig", sagte der Olympiadritte von London: "Hauptsache, die Quali ist durch. Jetzt kann ich mich auf Rio vorbereiten."
Max Rendschmidt/Marcus Groß (Essen/Berlin) verpassten im Kajak-Zweier über 1000 m als Vierte zwar die Podestplätze, doch durch ihren geringen Rückstand auf die Siegerzeit erfüllten auch die Weltmeister die internen DKV-Kriterien. Ronald Rauhe/Tom Liebscher (Potsdam/Dresden) mussten sich im K2 über 200 m unterdessen mit Platz fünf begnügen, doch obwohl sie damit die Vorgabe noch nicht erfüllt haben, dürfte ihrem Olympia-Start nichts im Weg stehen. "Da mache ich mir keine Sorgen", sagte Rauhe. Liebscher räumte allerdings ein, "dass wir gerne den Sack zugemacht hätten".
Sorgen bereiten dem erfolgsverwöhnten Verband weiter die Sprintstrecken bei den Canadiern der Männer und den Kajak-Damen. "In diesen Bereichen sind wir nicht konkurrenzfähig", räumte Kießler ein.
Trotz dieser Defizite und der verpassten Olympia-Qualifikation des Canadier-Zweiers sieht sich die deutsche Flotte für Rio gut aufgestellt, auch wenn dort wohl nur zehn der zwölf olympischen Klassen besetzt werden können. "Mit zwei Siegen können wir gut leben. Natürlich sind noch nicht alle Boote in der Form, in der sie in Rio sein sollen. Wir haben noch Reserven", sagte Sportdirektor Jens Kahl.