Europaspiele 2019 in Weißrussland

SID
Minsk löst Baku als Austragungsort der Europaspiele ab
© getty

Nach Baku nun Minsk: Die Europaspiele finden auch in zweiter Auflage in einem Land statt, in dem Menschenrechte wenig wert sind. Vier Jahre nach der Premiere in Aserbaidschan macht das umstrittene kontinentale Sportfest 2019 in der Hauptstadt Weißrusslands Station.

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"Das ist eine historische Entscheidung. Belarus ist keine Supermacht, aber wir kümmern uns sehr um den Sport", sagte Lukaschenko am Freitag auf der 45. Generalversammlung der europäischen Olympischen Komitees EOC in Minsk, nachdem die Entscheidung für Belarus, so der offizielle Name, gefallen war.

Nicht einstimmig, so berichtete das Branchenportal insidethegames. Dänemark und Norwegen hätten gegen Minsk gestimmt, fünf weitere Länder sich enthalten, 43 Länder dafür votiert.

Lukaschenko, seit 1994 Staatspräsident Weißrusslands und im Ausland oftmals als "Europas letzter Diktator" bezeichnet, kam in seiner Rede nicht ohne zweifelhaftes Vokabular aus. "Ich möchte, dass unsere europäische Organisation so gut wie jene auf anderen Kontinenten ist, einschließlich des Internationalen Olympischen Komitees. In dieser Hinsicht bin ich ein Nationalist und ein Patriot, und deshalb können Sie auf Weißrussland zählen", sagte der 62-Jährige.

Zu Beginn seiner Rede hatte Lukaschenko dem nicht minder umstrittenen EOC-Präsidenten Patrick Hickey seine Unterstützung angeboten. Der Ire war am 17. August während der Olympischen Spiele in Rio verhaftet worden und wird sich in Brasilien vor Gericht verantworten müssen. Der 71-Jährige, unter anderem Präsident des Europäischen Olympischen Komitees EOC, soll Olympia-Eintrittskarten aus dem Kontingent des irischen NOK zu überteuerten Preisen an die Ticket- und Hospitality-Firma THG weitergegeben und sich damit bereichert haben.

Weißrussland zeigt sich selbstbewusst

Die Weißrussen gaben sich derweil in Minsk selbstbewusst. "Niemand in Europa wird die Fähigkeit Weißrusslands in Frage stellen, eine derart große Sportveranstaltung auszurichten", sagte Maxim Ryschenkow, erster Vizepräsident des weißrussischen Olympischen Komitees NOCRB: "Es gibt genügend erfolgreiche Beispiele wie die Eishockey-WM 2014, die gezeigt haben, dass Weißrussland die Organisation von Sportturnieren auf verschiedenen Ebenen bewältigen kann."

Allerdings deutete Ryschenkow an, dass Weißrussland nicht an die spektakuläre und pompöse erste Auflage der Europaspiele 2015 anknüpfen werde, als in Baku/Aserbaidschan Wettbewerbe in 20 Sportarten in hochmodernen Wettkampfstätten ausgetragen wurden. "Geld ist hier das Hauptproblem", sagte Ryschenkow.

Menschenrechte werden missachtet

Menschenrechtler weisen indes darauf hin, dass Weißrussland viel drängendere Probleme habe. Neben der Verhängung und Vollstreckung der Todesstrafe ist es auch mit der Meinungs- und Demonstrationsfreiheit im Land nicht weit her, laut Amnesty International werden politische Gegner wie Aktivisten vieler Couleurs oder auch Homosexuelle verfolgt.

Kein guter Boden, um die schon bei der Erstauflage kritisierten Europaspiele salonfähig zu machen.

Ursprünglich hätten die zweiten European Games in den Niederlanden stattfinden sollen, welche die Ausrichterrolle aber kurz nach dem Zuschlag zurückgaben. Als Favorit galt danach lange Russland mit den Städten Kasan und Sotschi.

Nach den Enthüllungen über staatlich gesteuertes Doping hatte das IOC erklärt, die Wettbewerbe von Europaspielen in Russland nicht zu unterstützen. Allerdings ist breit gefächertes Doping in Weißrussland auch keine Unbekannte.

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