De Maiziere verteidigt Reformen

SID
Thomas de Maiziere zeigt kein Verständnis für die Kritik an der Leistungsorientierung
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Bundesinnenminister Thomas de Maiziere hat die umstrittene Reform des deutschen Spitzensports vehement gegen den Vorwurf verteidigt, die verstärkte Leistungsorientierung würde zu Dopingmissbrauch einladen. "Zu unterstellen, dass Spitzensportförderung immer Dopingversuchung heißt - das finde ich vollständig unangemessen. Das weise ich zurück", sagte der CDU-Politiker am Dienstagabend in Berlin: "Ich nehme Doping nicht auf die leichte Schulter."

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Als Beispiele nannte de Maiziere das in dieser Legislaturperiode verabschiedete Anti-Doping-Gesetz und den zweiten Fonds für DDR-Dopingopfer, den das Bundesinnenministerium (BMI) im vergangenen Jahr aufgelegt hatte. "Wir brauchen keinen Nachhilfeunterricht an das BMI im Kampf gegen Doping", sagte de Maiziere.

Die derzeitigen Querelen zwischen Politik und Sport um die im Haushalt für 2018 nicht eingeplante Aufstockung der Spitzensportförderung bezeichnete de Maiziere als "völlig unangebracht". Es sei nicht verstanden worden, "was der Sinn dieses Haushalts ist". Die derzeitigen Entwürfe würden ohnehin nicht "das Licht der Welt erblicken".

"Wir sind in einem Wahljahr. Und das heißt, eine neue Regierung beschließt einen neuen Haushalt", sagte de Maiziere. Erst dann sei "die Stunde der Wahrheit". "Da bleibt es bei meiner Zusage: Dort werde ich mich für eine substanzielle, nachhaltige Verbesserung der Spitzensportförderung einsetzen." Konkrete Beträge nannte der Politiker nicht.

"Gibt durchaus vergleichbare Methoden"

Auch die Schaffung der vieldiskutierten PotAS-Kommission wurde von de Maiziere gegen Kritik verteidigt. "Es gibt durchaus vergleichbare Methoden zur Feststellung von Spitzenleistungen", sagte der 63-Jährige und führte Beispiele aus der Musik und der Wissenschaft an: "Der Sport kann nicht sagen, bei uns ist alles anderes."

Die PotAS-Kommission ist das zentrale Element der Reform. Das Gremium wird in Zukunft mittels einer "Potenzialanalyse" (PotAS) und Dutzenden Attributen die Förderwürdigkeit einzelner Sportarten und Disziplinen beurteilen. "Die Attribute sind keine rechnerische Größen. Es ist doch nicht zu viel verlangt, dass von einem Verband ein gutes Nachwuchskonzept vorgelegt wird", sagte de Maiziere.

Diskussion vor Großereignissen?

Zudem äußerte sich der Bundesinnenminister auch vor einer weiteren Bewerbung um sportliche Großereignisse wie Olympische Spiele für eine grundlegende deutschlandweite Diskussion ausgesprochen. "Ich möchte anregen, ob wir nicht zu Beginn der nächsten Legislaturperiode eine solche Strategiedebatte führen", sagte der CDU-Politiker am Dienstagabend in Berlin.

Als einen konkreten Vorschlag für eine erneute Olympiabewerbung wollte er dies allerdings ausdrücklich nicht verstanden wissen. Man müsse darüber nachdenken, "ob wir uns nicht gemeinsam als Land, als Gesellschaft, eine nationale Strategie zur Anwerbung von Großveranstaltungen überlegen", sagte der 63-Jährige.

Dabei stellte de Maizière auch eine veränderte Suche nach Austragungsorten zur Diskussion. "Wir waren mit unseren Bewerbungen für Olympische Spiele nicht besonders erfolgreich. Ich finde, wir müssten mal überlegen, ob das Verfahren richtig ist. Oder ob wir das nicht vom Kopf auf die Füße stellen", sagte de Maizière.

Bevölkerung gegen Olympia

Zuletzt war sowohl die Bewerbung Hamburgs um die Olympischen Sommerspiele 2024 als auch die Bewerbung Münchens um die Winterspiele 2022 an der Bevölkerung gescheitert. Bei der Abstimmung für die Winterspiele im kommenden Jahr war die bayerische Landeshauptstadt Pyeongchang/Südkorea unterlegen.

"Die Frage ist: Wie schaffen wir es, dass die gesamte Bevölkerung sagt: Wir wollen das als Land haben?", sagte de Maizière: "Und dann in eine Region gehen und sagen: Die wäre dafür geeignet - das scheint mir die richtige Reihenfolge der Debatte zu sein."

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