Patrick Lange spricht von einer "extrem geilen Situation", Jan Frodeno will unbedingt mit den Australiern gleichziehen. Die schwarz-rot-goldene Dominanz im Ironman-Paradies von Hawaii, da sind sich Titelverteidiger und Top-Favorit einig, wird auch im sechsten Jahr nacheinander halten. Weil neben den beiden Superstars der Szene auch Ex-Champion Sebastian Kienle nach der WM-Krone lechzt.
"Ich hoffe, dass es für uns nach Plan laufen und zu einem deutschen Dreikampf kommen wird. Ich weiß nicht, was dagegenspricht", sagte Lange, der in den vergangenen beiden Jahren triumphiert hatte, der FAZ. Andere Athleten würden zwar "mit den Hufen scharren, um die deutsche Phalanx zu brechen" - aber das taten sie ja schon in den Vorjahren.
Wann immer es zum Saisonhöhepunkt kommt und in der feuchtheißen Sauna 3,8 km schwimmend, 180 km im Sattel und 42,195 km zu Fuß bewältigt werden müssen, erreichen die drei deutschen Musketiere ihre beste Form. Mal gemeinsam, mal alleine. Mindestens einer kommt immer durch. So war es zumindest seit 2014, als Kienle die Siegesserie gestartet hatte und danach jeweils zweimal Frodeno und Lange gewannen.
Dass die Aussichten weiterhin glänzend sind, ist auch den unterschiedlichen Stärken des Trios geschuldet. Frodeno zählt zu den besten Schwimmern im Feld, Kienle gibt beim Radfahren das Tempo vor und Lange läuft den Marathon in einer eigenen Liga. Das ermöglicht taktische Schachzüge - und lässt die Unterlegenen zu ihnen aufblicken.
Ein Kanadier und ein Brite als ärgste Konkurrenten
"Generell ist es doch so", sagte Frodeno, als er den Status quo zu erklären versuchte: "Wenn in einem Land Erfolg vorhanden ist, wissen die Sportler ganz genau, dass sie sich mit den erfolgreichen Athleten messen müssen, um Aufmerksamkeit zu erhalten." Bedeutet im Umkehrschluss: Ein toller Triathlet ist in Deutschland nur, wer schonmal auf Hawaii triumphiert hat. "Das spornt dementsprechend an", sagte Frodeno.
Die ärgsten Widersacher werden am Samstag (18.25 Uhr) trotzdem nicht aus dem eigenen Land stammen. Neben dem Kanadier Lionel Sanders, der vor zwei Jahren immerhin den zweiten Platz erreicht hatte, müssen Frodeno, Lange und Kienle vor allem den Briten Alistair Brownlee auf dem Schirm haben.
Der 31-Jährige kommt von der kürzeren Distanz, ist dort nicht zuletzt wegen seiner Olympiasiege 2012 sowie 2016 ein Star und verbuchte auch schon über die Halbdistanz warnende Top-Resultate. Brownlee gilt als hervorragender Schwimmer und guter Radfahrer - könnte nach Ansicht der drei Deutschen auch aufgrund der höllischen Bedingungen bei seinem Hawaii-Debüt auf der Laufstrecke allerdings einbrechen.
Das dürfte der Frau nicht geschehen, die seit Jahren das Geschehen dominiert. Die Schweizerin Daniela Ryf wird am Wochenende - wenn alles normal verläuft - ihren fünften WM-Sieg in Folge feiern. Sie ist ihren Rivalinnen längst entwachsen, Kampfansagen in ihre Richtung gibt es daher nicht. "Mein Ziel", sagte Anne Haug als beste Deutsche im ZDF-Morgenmagazin, "ist das Podium. Das ist in Reichweite."