Da medizinisches Personal im Kampf gegen das Coronavirus auf allen Ebenen benötigt werde und sich ohne Wettkämpfe auch die Zahl der Trainingskontrollen reduziere, sieht Sörgel dem Betrug Tür und Tor geöffnet: "Wenn jetzt in anderen Ländern mit einer anderen Regelmäßigkeit getestet wird, ist das natürlich ein erheblicher Nachteil für die deutschen Sportler."
Sörgel geht davon aus, dass es, "wenn man es realistisch betrachtet", vor Anfang 2021 "ein reguläres Doping-Kontroll-System nicht wieder geben" wird. Vor diesem Hintergrund versteht der Mediziner nicht, wieso das IOC und Japan nach wie vor an der planmäßigen Durchführung der Olympischen Spiele in Tokio (24. Juli bis 9. August) festhalten.
Diese starre Haltung nennt Sörgel "unverantwortlich. Olympia kann nicht mehr stattfinden, weil der Wettbewerb komplett verzerrt ist", sagte der Anti-Doping-Experte: "Man kann keinen Sportler vier Monate vor dem Wettbewerb im Unklaren lassen. Sportler bereiten sich auf den Tag pointiert vor. Das kann man Sportlern jetzt schon nicht mehr zumuten, dass sie sich ins Ungewisse hinein vorbereiten."