Dieses Konzept kennt inzwischen kaum ein Außenstehender besser als Jens Pfeifer. Der Dokumentarfilmer hat das Team circa ein Jahr auf Schritt und Tritt begleitet, war bei jeder Besprechung, jedem Trainng und jedem Spiel dabei.
In dieser Zeit entstand durchaus so etwas wie Freundschaft zwischen dem Filmer und dem Trainer, wie Freyer beschreibt: "Ich kannte Jens vorher gar nicht, aber im Laufe solcher Dreharbeiten lernt man sich natürlich kennen. Wir haben uns auch jetzt, wo der Film im Kasten ist, nicht aus den Augen verloren, sondern telefonieren immer noch regelmäßig."
Das Ergebnis der Zusammenarbeit ist der Film "Phoenix in der Asche", der am kommenden Donnerstag, dem 10. November, in München Premiere feiert.
Warum die Wahl ausgerechnet auf Hagen fiel, kann Pfeifer ganz einfach erklären: "Ich bin gebürtiger Hagener, habe jahrelang für Brandt Hagen gespielt und hatte in der Jugend sogar Profiambitionen. Deshalb war für mich bei diesem Film viel Nostalgie im Spiel."
Vor dem Filmstart sprach SPOX mit Freyer über ein ungewöhnliches Filmprojekt, die spannende Arbeit mit Phoenix Hagen und kommende Nationalspieler.
SPOX: Herr Freyer, wie kam der Kontakt zwischen Ihrem Verein und Jens Pfeifer zustande?
Ingo Freyer: Irgendwann habe ich eine Anfrage von der Geschäftsstelle bekommen, dass da jemand wäre, der gern eine Dokumentation drehen wolle. Ich dachte im ersten Moment: "Junge, wir sind gerade erst aufgestiegen." Ich war nicht unbedingt begeistert, schließlich war damit zu rechnen, dass wir jede Menge Arbeit vor uns haben. Da immer ein Kamerateam dabei zu haben, den Gedanken fand ich schwierig. Zumal ich nicht wusste, in welchem Umfang dieses Projekt laufen würde.
SPOX: Zugesagt haben Sie aber doch.
Freyer: Richtig, zugesagt habe ich letzten Endes trotz aller Bedenken, weil wir als Hagen die kostenlose Werbung natürlich gut gebrauchen können, und irgendwie fand ich die Idee, etwas Neues und Ungewöhnliches zu machen, spannend, das muss ich zugeben.
SPOX: Hatte der Verein selbst Arbeit mit dem Projekt?
Freyer: Nein, nicht wirklich. Das Filmteam war halt immer da, zwar im Hintergrund, aber es war immer da. Anfangs war das noch komisch, aber mit der Zeit hatte man sich daran gewöhnt. Und irgendwann zählten die Jungs fast schon zur Mannschaft. (lacht)
SPOX: Sie haben den Werbeeffekt eines solchen Projekts angesprochen. Nach dem Tod des Traditionsklubs Brandt Hagen 2003 fand der Standort Hagen in der öffentlichen Wahrnehmung kaum noch statt. Wie stellt sich die Situation seit dem Aufstieg von Phoenix Hagen dar?
Freyer: Die Situation ist sehr gut und sie wird immer besser. Dank des Aufstiegs, dem sicheren Klassenerhalts und hoffentlich jetzt mit dem Film bewegt sich einiges. Wir dürfen natürlich nicht vergessen, dass wir uns, was das Budget angeht, am unteren Ende der BBL bewegen. Aber aufgrund der Tradition und unseres Einsatzes für die Region haben wir die Fans schnell für uns gewinnen können, unsere Halle ist immer voll. Das motiviert uns zusätzlich, auch dieses Jahr den Verbleib in der BBL anzupeilen.
SPOX: In Hagen befindet sich unter anderem auch der Sitz des DBB. Das allein zeigt, dass die Stadt nicht irgendein beliebiger Standort ist. Was bedeutet aus Ihrer Sicht Basketball in Hagen?
Freyer: Hagen ist nun mal nicht mit so vielen Sportarten in den ersten Ligen vertreten. Da war Basketball immer schon das Aushängeschild, entsprechend begeisterungsfähig und fachkundig ist das Publikum. Die alte Ischeland-Halle genießt Kultstatus, und dass die Stadt es geschafft hat, dieses alte Schätzchen umzubauen und erstliga- bzw. medientauglich zu machen, ist schon super. Während des Umbaus hatten in der Ersatzhalle vielleicht 900 Leute Platz, da standen jedes Mal 1500 Leute vor der Halle und haben die Spiele auf der Leinwand verfolgt!
SPOX: Sie haben selbst in den 90ern zwei Jahre in Hagen gespielt, damals noch für Brandt. War der Aufstieg mit Phoenix, und damit die basketballerische Wiedergeburt Hagens, auch für Sie persönlich eine emotionale Geschichte?
Freyer: Es war schon emotional, aber das hatte nichts damit zu tun, dass ich hier mal gespielt habe. Für mich persönlich hing das vielmehr damit zusammen, dass es meine erste professionelle Trainerstation war und immer noch ist. Innerhalb so kurzer Zeit zu sehen, was man mit diesem Verein und den Fans im Rücken erreichen kann, war eine sehr, sehr schöne Sache für mich als jungen Trainer.
SPOX: Sie haben sieben deutsche Spieler im Kader, sechs davon sind noch sehr jung. Wie sehr ist dies wirtschaftlichen Zwängen geschuldet oder inwiefern steckt ein klares Bekenntnis zur Förderung der Jugend dahinter?
Freyer: Das ist unser Konzept! Wir haben ein sehr gutes Jugendprogramm, das immer wieder gute Spieler hervorbringt. Wir haben eine NBBL- und eine JBBL-Mannschaft und wollen gerne regelmäßig junge Basketballer an die erste Liga heranführen. Das ist kein Selbstläufer, längst nicht jeder schafft den Sprung, aber ab und zu gelingt es eben doch. Gleichzeitig haben wir als Profimannschaft natürlich die Aufgabe, unseren Kader wettbewerbsfähig zu machen...
SPOX: Ganz ohne Amerikaner geht es deshalb nicht.
Freyer: Genau. Dazu haben wir mit Bernd Kruel einen erfahrenen Deutschen, mit Zygimantas Jonusas einen sehr guten Litauer. Aber unsere Youngster bekommen ihre Minuten, und sollen nach Möglichkeit sukzessive mehr bekommen.
SPOX: In der nächsten Saison soll die 6+6-Regel eingeführt werden. Dirk Bauermann hat uns vor kurzem verraten, dass er seinen Kader auch im Hinblick darauf schon mit hochklassigen Deutschen bestückt hat. Andere Teams scheinen das noch nicht im Hinterkopf zu haben. Könnten auch Sie daraus im nächsten Jahr Vorteile ziehen?
Freyer: Für die Bayern gilt das sicherlich, denn die haben ja etablierte Nationalspieler. Bei uns glaube ich das nicht. Unsere Deutschen werden wohl noch nicht so weit sein, dass sie eine BBL-Mannschaft tragen können. Deshalb müssen wir uns, wie alle anderen Klubs, auf die Suche machen. Und da haben wir wiederum klare wirtschaftliche Nachteile. Gute Deutsche sind schließlich teuer.
SPOX: Sie waren selbst jahrelanger Nationalspieler. Obwohl Ihre jungen Leute noch nicht so weit sind: Sehen Sie in Ihrem Verein einen, der es ins DBB-Team schaffen kann?
Freyer: Wir haben im Juniorenbereich durchaus Spieler, die für den DBB spielen und die wir mittelfristig für unsere Profimannschaft einplanen. Aber auch in meiner Mannschaft sehe ich Jungs, die zumindest mal in der BBL durchaus eine gute Rolle spielen können. Ich denke da zum Beispiel an Dominik Spohr, der unsere ganze Jugend durchlaufen und gleichzeitig eine Banklehre absolviert hat. Das ist etwas, das mir und dem Verein wichtig ist, dass ein junger Spieler nebenbei etwas lernt, ob das nun eine Ausbildung ist oder ein Studium.
SPOX: Fehlt es da nicht unter Umständen an Konzentration?
Freyer: Die Zeit während der Banklehre war sicher anstregend, aber er hat beides gemeistert und die Lehre auch noch sehr gut abgeschlossen. Jetzt kann er sich hundertprozentig auf Phoenix Hagen konzentrieren. Er bekommt ja schon etwa zehn Minuten im Schnitt und weiß diese Zeit gut zu nutzen. Ich bin sicher, dass er noch mal einen Sprung machen wird.
SPOX: Sie sind mit drei Siegen und vier Niederlagen in die Saison gestartet, haben aber auch schon gegen die Topteams Bonn, Bayern, Alba und Bamberg gespielt. Liegen Sie im Soll?
Freyer: Das muss man so sagen. Wir haben Bayreuth geschlagen, einen Gegner, der auch eher unten erwartet wird, dazu gegen Berlin für eine Überraschung gesorgt. Ein bisschen hadere ich noch mit dem Bonn-Spiel, in dem wir kurz vor Schluss an einem Sieg geschnuppert haben. Aber trotzdem: Wenn man sich überlegt, dass bis zum Jahresende jetzt fast nur noch Mannschaften kommen, gegen die wir eine Chance haben, und wenn wir einfach mal davon ausgehen, dass wir uns ordentlich schlagen, dann war der Start schon absolut okay.
SPOX: Zu guter Letzt könnten Sie uns vielleicht noch verraten, wie Sie es mit einer Mannschaft, in der nicht ein namhafter Profi spielt, immer wieder schaffen, sich zu behaupten. Was für eine Spielphilosophie steckt hinter den durchaus beachtlichen Erfolgen?
Freyer: Ich habe schon als Spieler überlegt, was mir an einem Trainer gefällt und was nicht. Da gab es ja einige tolle Trainer, zum Beispiel Svetislav Pesic in der Nationalmannschaft, von denen ich mir etwas abschauen konnte. Und so habe ich dann meine eigene Art entwickelt. Die Philosophie hängt dann aber wiederum von den Spielern und der Mannschaft ab, die man zur Verfügung hat.
SPOX: Und das bedeutet in Bezug auf Hagen?
Freyer: Hier haben wir keine Stars, um die man eine Mannschaft aufbauen kann oder für die man bestimmte Systeme laufen kann. Wir haben junge, unerfahrene, aber eben auch unbekannte Spieler, die ich schnell spielen lasse und die es zum Glück immer wieder schaffen, sehr strukturiert und langsam spielenden Gegnern Probleme zu bereiten. Da spielt sicher nicht selten der Überraschungsfaktor eine Rolle. Auf eine Mannschaft wie uns muss man sich erstmal einstellen. Wenn es nach mir geht, kann man uns ruhig weiter unterschätzen.
BBL: Ergebnisse und Tabelle
Und jetzt seid Ihr gefragt: SPOX verlost mit freundlicher Unterstützung des Real Fiction Filmverleih 5x2 Karten für die Kinopremiere von "Phoenix in der Asche" am Donnerstag, dem 10. November, um 18 Uhr in München. Alles, was Ihr für eine Chance auf zwei Tickets tun müsst, ist in den Kommentaren folgende Frage zu beantworten: Wer trainiert den BBL-Klub Phoenix Hagen? Aus allen Teilnehmern losen wir dann bis zum Dienstag, den 8. November um 18 Uhr die fünf glücklichen Gewinner aus. Sie werden anschließend an dieser Stelle bekannt gegeben. Ein wichtiger Hinweis: Die Anreise nach München muss leider auf eigene Kosten erfolgen. Dass damit viele treue User de facto von der Teilnahme ausgeschlossen sind, tut uns aufrichtig leid. Es gelten die Teilnahmebedingungen der SPOX Media GmbH.