Der Kaugummi. Er darf nicht fehlen, wenn Chevon Troutman sich das Trikot des FC Bayern München überstreift. "Ich spiele nicht unbedingt besser, wenn ich während den Spielen auf ihm kaue", sagt der Basketballer. "Aber ich kann ich mich damit besser konzentrieren." Er macht eine Pause, lässt den Kaugummi im Mund genüsslich kreisen und fügt hinzu: "Und er schmeckt halt gut."
Der bald 30 Jahre alte Profispieler ist auf dem Parkett eine mächtige Erscheinung mit seinen dicken und tätowierten Oberarmen. Seine Bizeps sind so aufgepumpt, als würde er wie Popeye vor jedem Training eine Dose Spinat verspeisen. Dabei ist er für einen Center mit 2,02 Metern gar nicht groß. Aber Troutman hat lange mächtige Arme - und mit ihnen weiß er sehr gut umzugehen.
Troutman war schon im Sommer bei Bayern im Gespräch
Vier Spiele hat der Neuzugang aus der italienischen Liga bisher für seinen neuen Klub bestritten - und in jeder dieser Partien hat er Eindruck hinterlassen. Sowohl bei den Gegnern als auch bei den Mitspielern, die ihn alle nur Chevy rufen. Dabei gelang ihm in den vergangenen drei Partien ein seltenes Kunststück, sogenannte Double-Doubles. Er erreichte also zweistellige Werte beim Punkten und bei den Rebounds. "Er ist ein Superkerl und wird uns enorm weiterbringen", lobt Sportdirektor Marko Pesic den neuen Mann.
Troutman war schon im Sommer ein Thema bei den Bayern gewesen. Die Verantwortlichen um Trainer Dirk Bauermann entschieden sich dann aber doch für den Bundesliga erprobten Sharrod Ford. Doch der ehemalige Alba-Spieler verließ kurzerhand und wenige Tage vor Saisonbeginn aus persönlichen Gründen die Bayern. Da traf es sich gut, dass der Agent Troutmans seinen Spieler den Münchnern anbot. Profi und Klub einigten sich schnell, doch die Einigung zwischen Avellino und FC Bayern zog sich eine quälende Woche hin. "Jetzt bin ich glücklich, dass ich hier spielen kann", sagt Troutman.
Die Unterschiede zwischen der italienischen und der deutschen Liga mag er nicht groß skizzieren. Jede Liga habe ihren eigenen Stil und ihre Vorzüge, sagt Troutman nur. "In Deutschland spielen aber viel mehr Amerikaner als in Italien", hat er festgestellt. Da war es natürlich auch nicht verwunderlich, dass er in München auf einen alten Bekannten traf: auf Je'Kel Foster. Beide spielten zwar nie im gleichen Klub, aber zumindest in Italien und Frankreich schon häufiger gegeneinander. "Je'Kel ist ein Schlitzohr. Ich bin froh, dass er nun mit mir in einem Team spielt", sagt Troutman.
"Die Halle kenne ich dafür schon recht gut"
Von München habe er noch nicht viel gesehen. "Die Halle kenne ich dafür schon recht gut", sagt er. Der Mann mit dem krausen Haarzopf aus Williamsport, US-Bundesstaat Pennsylvania, ist ein umgänglicher Typ. Höflich und unprätentiös tritt er auf. Troutman ist kein Mann der großen Sprüche. Er kaut lieber Kaugummi und freut sich auf den ersten Auftritt des FC Bayern München im Eurocup, dem zweitwichtigsten europäischen Wettbewerb nach der Euroleague.
Die Benetton Baskets aus Treviso sind da am Dienstag (20 Uhr) der erste Gegner. Troutman kennt die Mannschaft und sagt nach der dritten Auswärtsniederlage seines Klubs am Samstag in Artland: "Wir müssen es jetzt endlich mal schaffen, über vier Viertel soliden Basketball zu zeigen, dann können wir Benetton auch schlagen."
Besuch bei den Fußballern
Sein Ziel ist nämlich die Euroleague. Auch mit Villeurbanne hat er dort nie gespielt.
"Ich hoffe, es dauert nicht mehr lange, bis ich mit München in der Euroleague spiele", sagt Troutman. Einen ersten Vorgeschmack auf die Königsklasse hat er bei seinem Besuch in der Champions League bekommen. Mit einigen Teamkollegen sah er sich das Spiel des FC Bayern gegen Neapel an. Noch kennt er keinen Fußballer persönlich.
"Aber es soll Spieler geben, die sich sehr für Basketball interessieren." Vielleicht schenkt Troutman Bastian Schweinsteiger, ein großer Basketballfreund, bald schon einen Kaugummi.
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