Die Stars von morgen bitten zum Tanz

Von Fabian Huwe
Kay Blümel ist bereits seit 1999 für den deutschen Basketball-Nachwuchs verantwortlich
© Imago

Das Albert-Schweitzer-Turnier 2012 steht vor der Tür. Für alle, die es nicht kennen: Es ist eines der wichtigsten Turniere im Basketball-Juniorenbereich weltweit. Die Jugendauswahlen der besten Basketballnationen geben sich ab dem 7. April 2012 in Mannheim und Viernheim die Klinke in die Hand. Heutige Superstars wie Dirk Nowitzki, Tim Duncan oder Tony Parker haben hier zum ersten Mal auf sich aufmerksam gemacht.

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Die deutsche Auswahl unter Coach Kay Blümel steht besonders im Fokus, denn 2010, beim letzten AST, konnte man sensationell die Silbermedaille gewinnen und musste sich nur im Finale Überraschungssieger Australien geschlagen geben.

"Ich glaube, wir haben dieses Jahr das bestbesetzte AST seit Jahren. Alle großen Länder sind vertreten. Es wird eine ganz heiße Kiste", sagte Blümel.

Trotz des erfolgreichen Abschneidens vor zwei Jahren gibt man sich im deutschen Lager bescheiden. "Man kann nicht davon ausgehen, dass wir wieder den Einzug in das Finale schaffen. Es wird schwer genug sein, sich in der Gruppe durchzusetzen und unter die ersten acht Teams zu kommen", so Blümel weiter.

Die deutschen Vorrunden-Gegner

Beim diesjährigen AST nehmen 16 Mannschaften teil, die in vier Gruppen unterteilt sind. Die deutsche Gruppe hat es mit Neuseeland, Schweden und vor allem Titelfavorit Türkei in sich.

Neuseeland: Der kleine Nachbar von Australien ist die große Unbekannte in der Gruppe B. Seit dem sensationellen vierten Platz der Herren-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 2002 boomt der Basketball auf der Insel. Die Junioren des Landes nehmen nach 2008 und 2010 zum dritten Mal am AST teil. 2008 erreichten sie den 14. Platz und zwei Jahre später beendeten sie das Turnier auf dem 16. Platz.

Trotzdem darf man die Neuseeländer keinesfalls unterschätzen. Mit Reuben Te Rangi und Tai Webster, die beide in der Jugendakademie des besten nationalen Teamn, den New Zealand Breakers, spielen, stehen hoffnungsvolle Talente im Kader. Auch Point Guard Zachary Young ist einer, den man im Auge behalten sollte. Sein College-Team hat er gerade zum zweiten Titel in Folge geführt.

Schweden: Die Schweden sind ebenfalls sehr schwer einzuschätzen. 2010 fehlten die Skandinavier beim AST. 2008 hingegen erreichten sie mit dem achten Platz die zweitbeste Platzierung der schwedischen AST-Geschichte. Zwei Spieler, die man im schwedischen Kader besonders im Blick haben sollte, sind Ludvig Hakanson und Lukas Bergäng.

Harkanson, Sohn des früheren schwedischen Nationalspielers Olle Harkanson, ist 17 Jahre jung und spielt für die Jugendakademie von Barcelona. Der Point Guard überzeugt vor allem durch seine Schnelligkeit und sein gutes Auge für die Mitspieler.

Lukas Bergäng spielt für das italienische Jugendteam von Novipiu Casale. Der 2,10 Meter große Center hat bei der U-16-EM 2011 im Schnitt acht Punkte und sechs Rebounds pro Spiel gesammelt.

Türkei: Der schwerste Brocken für die Deutschen wird natürlich die Türkei. Wer die Entwicklung des türkischen Nachwuchsbasketballs in den letzten Jahren verfolgt hat, der weiß, dass es ganz schwer wird, die Türken zu bezwingen.

Die jüngere AST-Geschichte ist von großen Erfolgen gekrönt. 2004 gewannen die Türken ungeschlagen das Turnier. 2006 und 2008 erreichten die Junioren ebenfalls das Finale, mussten sich aber jeweils mit der Silbermedaille zufrieden geben. Beim letzten AST 2010 wurde man am Ende Achter. Auch in diesem Jahr ist das Team eins der talentiertesten im Teilnehmerfeld.

Mit Forward Burak Yildizli, der in der türkischen zweiten Liga im Schnitt 15 Punkte und 9 Rebounds sammelt, hat die Mannschaft einen unglaublich guten Shooter in ihren Reihen, der mit seinen jungen Jahren schon viel Erfahrung mitbringt. Der zweite wichtige Big Guy ist Talant Altunbey, der sogar schon in der ersten Liga beim Team Bandirma Kirmizi Erfahrung sammeln konnte.

Der Back Court der Türken ist mit Kenan Sipahi und Tayfun Erülkü sehr stark besetzt. Sipahi ist der Spieler, den man besonders auf dem Zettel haben sollte. Nach Meinung vieler Experten ist er einer der erste Anwärter auf den "Burkhard-Wildermuth-Preis" für den talentiertesten Spieler des Turniers.

Das deutsche Team

Für die deutsche Mannschaft wird die Vorrunde ein schwieriges Unterfangen. Mit zwei unbeschriebenen Blättern und den Titelaspiranten aus der Türkei in der Gruppe wird es kein Selbstläufer, sich für die Zwischenrunde zu qualifizieren.

"Das Ziel in der Vorrunde ist mindestens Platz zwei und der Einzug unter die ersten acht Mannschaften. Die Türken sind traditionell sehr stark. Ich denke aber, wir können da mithalten", sagte der deutsche Coach.

Das deutsche Team ist mit jeder Menge Talent gefüllt. Vor allem auf der Point-Guard-Position, auf der vor zwei Jahren noch die größten Probleme herrschten, hat man mit Ismet Akpinar und David Taylor in diesem Jahr zwei riesen Talente in den eigenen Reihen.

Der 1,90 Meter große Akpinar hat in den U-19-Bundesliga-Playoffs im Schnitt 15 Punkte gemacht und sogar schon Erfahrung in der zweiten Bundesliga gesammelt (5,9 Punkte, 2,1 Assists).

Der 17-Jährige Taylor, Sohn des ehemaligen BBL-Spielers Derrick Taylor, überzeugt durch seine unglaubliche Athletik, die in seinem Alter nur wenige Spieler vorweisen können. Er hat ein sehr feines Gespür dafür, entweder den Korb von Downtown zu attackieren oder zum Brett zu ziehen.

Das Juwel Gavin Schilling

Das größte Talent im deutschen Team ist wohl Gavin Schilling. Der 16-jährige Power Forward spielt in den USA für das De La Salle Institute in Chicago. In der Saison 2010/2011 spielte er in der U-16-Bundesliga für Urspring und zerstörte seine Gegner regelrecht mit unglaublichen 16 Double-Doubles in 22 Spielen. Am Ende stand natürlich der U-16-Titel.

"Ich bin sehr gespannt auf Gavin Schilling, der als einer der Jüngsten eine super Rolle spielen kann und soll", sagte Blümel über seinen Schützling.

Der wichtigste Spieler im deutschen Team ist aber Paul Zipser. Der Zwei-Meter-Mann kann durch seine Athletik und sein gutes Ballhandling als Guard oder Forward eingesetzt werden. In dieser Saison machte Zipser in der U-19-Bundesliga im Schnitt 24,3 Punkte, sammelte 6,3 Rebounds und verbuchte 2,7 Steals.

"Ich erwarte sehr viel von Paul. Er ist unsere treibende Kraft auf dem Flügel", so Blümel über den 18-Jährigen, der sich aber auch vorstellen kann, Zipser als Point Guard spielen zu lassen. "Die Möglichkeit zu haben, jemanden mit seiner Physis als Spielmacher zu bringen, kann international von großer Bedeutung sein."

Prognose: Die Gruppenphase richtungsweisend

Für das deutsche Team kann es in diesem Jahr beim AST wieder sehr weit gehen. Ob es für eine Medaillenplatzierung reicht, hängt stark von den ersten Spielen ab. Die ersten zwei Begegnungen sind richtungsweisend. Zuerst geht es gegen die vermeintlich leichteren Gegner aus Neuseeland und Schweden.

Als letzter Gruppen-Gegner wartet die Türkei. Sollten hier die Deutschen durch Patzer in den ersten beiden Spielen schon zum Siegen verdammt sein, wird es ganz schwer werden und die Plätze eins bis acht könnten in weite Ferne rücken.

Die ersten Ausrufezeichen wurden bereits in den AST-Vorbereitungsspielen gegen Australien und die USA gesetzt. Mit einem zeitweise sehr souveränen Auftritt, der erst in den letzten Minuten spannend wurde, setzte man sich gegen den Finalgegner von 2010 Australien mit 68:67 durch.

Gegen Turnier-Mitfavorit USA gab es für Blümels Jungs einen 93:66-Sieg. Paul Zipser war mit 19 Punkten erfolgreichster Schütze im deutschen Team. "Das war schon sehr gut, wie wir als Mannschaft den Ball bewegt haben und bei den Würfen immer den freien Mann gefunden haben. Offensiv bin ich mit den ersten drei Vierteln sehr zufrieden. Defensiv haben wir noch einige Dinge, an denen wir arbeiten müssen, aber generell denke ich, dass wir auf einem guten Weg sind", sagte der Trainer nach dem Spiel.

 

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