SPOX: Herr Papanikolaou, zuallererst: Wie sieht es mit Ihrem Katalanisch aus?
Kostas Papanikolaou: Ich arbeite daran. Ein paar Worte habe ich schon gelernt, aber der Weg ist noch weit.
SPOX: Sie sind im Sommer nach Barcelona gewechselt, nachdem sie mit Olympiakos zwei Mal in Folge die Euroleague gewonnen hatten. Was waren Ihre Gründe?
Papanikolaou: Der Hauptgrund war, dass sie mir hier gezeigt haben, dass sie mich wirklich haben wollen. Sie waren sehr professionell. Und das vom ersten Tag an. Das bedeutet für einen Profi sehr viel.
SPOX: Haben Sie nach zwei Titeln vielleicht auch nach einer neuen Herausforderung gesucht?
Papanikolaou: Das nicht unbedingt. Der Threepeat wäre ja auch eine schöne Herausforderung gewesen. Irgendwie war es einfach die beste Option für mich. Deshalb musste ich einfach wechseln.
SPOX: Barcelona ist ihr erster Klub außerhalb Griechenlands. Was hat überwogen? Die Vorfreude auf ein neues Land, eine andere Kultur und einen neuen Basketball-Stil oder die Angst vor dem Ungewissen?
Papanikolaou: Um ganz ehrlich zu sein, Angst wäre zu viel gesagt, aber ich war schon nervös. Ich wusste ja nicht, was mich erwartet, was ich hier vorfinden würde. Das war schon ein komisches Gefühl. Wie Sie gesagt haben, ist es meine erste Station außerhalb Griechenlands. Deshalb hatte ich dann doch ein bisschen Angst. Aber meine Teamkollegen und eigentlich alle hier haben mir vom ersten Tag an sehr geholfen. Sie haben mir die Stadt gezeigt, mir mit meiner Wohnung geholfen - eigentlich mit allem. Deshalb habe ich mich auch direkt sehr wohl gefühlt. Außerdem haben wir im Team ein hervorragendes Klima. Jeder hilft jedem. Wir unternehmen viel gemeinsam. Das ist richtig gut. Es geht nicht nur um Basketball, es gibt auch eine persönliche Beziehung.
SPOX: In Piräus spielten Sie an der Seite von Vassilis Spanoulis, nun bei Barca gemeinsam mit Juan Carlos Navarro, einem ähnlich dominanten Spieler. Inwieweit hilft das Ihnen als starkem Shooter?
Papanikolaou: Mit solchen Spielern zu spielen, die ein solches Level haben, macht es für jeden einfacher. Wenn Juan Carlos auf dem Court ist, versucht jeder, ihn zu stoppen. Das ermöglicht dem Rest leichte, offene Würfe - natürlich auch mir. Das tut dem gesamten Team sehr gut.
SPOX: Sie sollen nun quasi Pete Mickeal ersetzen. Nicht wenige behaupten, dass Sie mit Ihren Anlangen perfekt die Lücke, die er als athletischer Flügel mit starker Defense und gutem Outside-Shooting hinterlassen hat, ausfüllen können. Sehen Sie das ähnlich?
Papanikolaou: Ich möchte mich nur ungern mit Pete Mickeal vergleichen. Er ist ein großartiger Spieler, hat dem Basketball und diesem Team sehr viel gegeben. Jeder hat seinen eigenen Stil. Zudem sind wir ja ein neu zusammengestelltes Team. Deshalb brauchen wir noch Zeit, um uns aneinander zu gewöhnen. Wir sind noch nicht bei hundert Prozent. Ich denke, das wird auch noch etwas Zeit brauchen. Sobald wir unser Top-Level erreicht haben, wird man das Ergebnis aber definitiv auf dem Court sehen.
SPOX: Auch Sie suchen noch ein wenig Ihren Platz. In den ersten beiden Euroleague-Spielen haben Sie lediglich 14 Würfe genommen. Ist das Teil des Integrationsprozesses oder müssten Sie vielleicht etwas aggressiver sein?
Papanikolaou: Das hängt immer ganz vom Plan des Teams ab. Während eines Spiels versuchen wir immer, die beste Möglichkeit zu finden. Da ist es auch egal, wer die Würfe nimmt. Es geht darum, dass der Ball rein geht. Jeder arbeitet, um den offenen Mitspieler zu finden. Das kann dann ich sein, das kann allerdings auch jemand anders sein.
SPOX: Haben Sie als Shooter eine gewisse Routine?
Papanikolaou: Nein, nicht wirklich. Ich bin nicht abergläubisch. Auch wenn wir Großen das manchmal sind. Aber natürlich arbeite ich schon regelmäßig an meinem Wurf.
SPOX: Ihr Spiel wirkt trotz Ihres jungen Alters sehr reif. Woher kommt das?
Papanikolaou: Ich weiß es eigentlich gar nicht. Ich versuche einfach, das Spiel zu lesen und mich in die bestmögliche Position zu bringen, um meinem Team zu helfen. In der Defense versuche ich, vorherzusehen, was das andere Team vorhat, sodass ich in den Passweg komme und den Ball klauen kann. Oder ich helfe meinem Mitspieler aus, indem ich einen Wurf blocke. In der Offense will ich immer offen sein, wenn jemand zum Korb zieht, damit er eine weitere Lösung hat, sollte bei der Penetration etwas nicht klappen.
SPOX: Kritiker halten Ihnen häufig vor, nicht oft genug zum Korb zu ziehen und zu selten an die Freiwurflinie zu marschieren. Was entgegnen Sie?
Papanikolaou: Wir sind Profis. Da ist es normal, dass manchmal gute und manchmal schlechte Dinge über einen gesagt werden. Aber das ist eigentlich überall auf der Welt, in jedem Job so. Deshalb antworte ich da auch nicht. Das gehört einfach irgendwie dazu.
SPOX: Nehmen Sie dennoch manche Kritik als Ratschlag war?
Papanikolaou: Definitiv! Egal, was du von außen mitbekommst, es kann dir immer weiterhelfen. Wenn eben jemand sagt, dass ich nicht gerne zum Korb ziehe und lieber Pull-up-Jumper nehme, versuche ich im Training, mir genau diese Dinge auch noch anzueignen.
SPOX: Wenn Sie wählen könnten, was würden Sie gerne zu Ihrem Spiel hinzufügen?
Papanikolaou: Da gibt es vieles. Ich habe noch einiges zu verbessern und will deshalb auch gar nichts speziell benennen. Ich muss noch hart arbeiten, vieles lernen.
SPOX: Haben Sie daran gedacht, sich einige Low-Post-Moves anzueignen?
Papanikolaou: Absolut! Der Basketball verändert sich so schnell. Man sieht wieder mehr Big Men, die im Low-Post punkten wollen. Ich will mir das auch aneignen und arbeite im Sommer auch immer individuell daran. So kann ich meinem Team eine neue Option geben.
SPOX: Dennoch überzeugt Ihr Spiel bereits jetzt. Im Sommer hatten Sie angeblich ein Angebot von den Atlanta Hawks. Stimmt das und wenn ja, weshalb sind Sie in Europa geblieben?
Papanikolaou: Das liegt in der Vergangenheit. Jetzt spiele ich für Barcelona und das ist alles, woran ich denken möchte.
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