Maximilian Kleber hat nach über einem Jahr Verletzungspause ein starkes Comeback in der BBL gefeiert - er allein ist ein Grund, um sich Spiele der s.Oliver Baskets Würzburg anzuschauen. Der 21-jährige Forward gilt nicht umsonst als potenzieller Erstrundenpick im NBA Draft 2014. Im SPOX-Interview spricht Kleber über Tiefpunkte, seinen NBA-Traum, Lieblingsspieler Kobe Bryant und ein Telefonat mit Dirk Nowitzki.
SPOX: Maxi, nach über einem Jahr Verletzungspause konnten Sie in dieser Saison endlich Ihr Comeback feiern. Das Interview kann nur mit einer Frage starten: Wie geht's?
Maximilian Kleber: Wieder gut, danke. Es war eine harte Zeit, ich musste mich wirklich wieder richtig herankämpfen, aber jetzt fühle ich mich top. Ich mache neben dem normalen Training noch Extra-Schichten, um weiter fit zu bleiben. Ich spüre, dass es alles immer besser funktioniert und es mir immer besser geht. Wenn ich mir etwas für den Rest der Saison wünschen darf, dann einfach gesund zu bleiben und zu merken, wie ich von Training zu Training und Spiel zu Spiel immer weiter Fortschritte mache.
SPOX: Wie war der Moment, als Sie jetzt nach so langer Zeit wieder zum ersten Mal auf dem Parkett standen in der BBL?
Kleber: Das sind Gefühle, die ich nur schlecht beschreiben kann. Ich habe mich unheimlich gefreut, auch weil ich ja so lange auf diesen Moment warten musste. Ich muss immer noch an die schlimme Reha-Zeit denken, in der ich erst mal überhaupt keinen Sport machen durfte. Umso schöner ist es jetzt, dass ich wieder das machen darf, was ich liebe.
SPOX: Sie haben die lange Reha angesprochen. Wie haben Sie die Zeit mental durchgestanden?
Kleber: Es gab einige Tiefpunkte, das ist auch völlig normal, wenn man so etwas durchmachen muss. Kurz nach der Operation war ich noch recht positiv gestimmt und dachte, dass ich es schon gut hinter mich bringen und schnell sehen werde, wie es stetig bergauf geht. Aber es ging eben nicht stetig bergauf. Im Gegenteil, es wurde schlechter und ich musste später noch einmal operiert werden. Das zieht einen natürlich runter und macht einen zwischendurch mal wütend und traurig. Dann kommen täglich Gedanken, was eigentlich ist, wenn es mit Basketball nichts mehr werden sollte. Was dann? Es war schwer. Aber gerade in solch einer Zeit musst du dranbleiben und noch härter arbeiten, es gibt keine andere Wahl. Zum Glück haben mich meine Familie, Freunde und der gesamte Verein in der Phase super unterstützt.
SPOX: Wie haben Sie das Basketball-Geschehen in der Zeit Ihres Ausfalls verfolgt?
Kleber: Es war interessant. Ein positiver Aspekt der Geschichte war, dass ich viele Spiele als Zuschauer gesehen und so sehr viel über das Spiel gelernt habe. Was für Fehler werden häufig gemacht? Wie verhalte ich mich in einigen Situationen auf dem Feld richtig? Von außen hast du da einen guten Blickwinkel. Dazu kam, dass ich die Zeit nutzen konnte, um krafttechnisch etwas zu machen, das hat mir auch gut getan.
SPOX: Sie hatten in Ihrer noch jungen Karriere bislang ein unglaubliches Verletzungspech. War es leicht für Sie, sofort nach der Genesung wieder Vollgas zu geben, oder hatten Sie Sorge, dass schon wieder etwas passieren könnte?
Kleber: Nein, Angst hatte ich keine. Auch wenn ich schon einige Verletzungen hatte, habe ich mir diese jugendliche Leichtigkeit bewahrt und mich sofort ohne Hemmungen wieder reingehauen. Vorsichtig zu sein, würde es nur schlimmer machen. Lieber einfach rausgehen und Spaß haben.
SPOX: Wie haben Sie sich in der Zeit der Reha motiviert?
Kleber: Ich habe auch an meinen NBA-Traum gedacht, das ist doch klar. Die NBA ist ein Ansporn, so hart zu trainieren und zu kämpfen, auch wenn das Thema momentan weit weg ist. Ich will die Saison gesund durchspielen, alles andere wird sich von alleine entwickeln. Wenn ich mich jetzt darauf fokussieren würde, dass ich unbedingt in die NBA kommen will, wäre das falsch.
SPOX: Es gibt nicht wenige Experten, die davon ausgehen, dass Sie im nächsten Draft in der 1. Runde gezogen werden könnten.
Kleber: Das ist schön zu hören. Es gibt anscheinend immer noch Leute und Teams, die sich für mich interessieren. Einen besseren Anreiz, um weiter zu arbeiten und nicht aufzugeben, kann es ja gar nicht geben. Zudem habe ich verfolgt, wie es bei Dennis Schröder gelaufen ist. Ich kenne ihn ja schon länger und habe mit ihm in der U-20-Nationalmannschaft zusammengespielt. Es freut mich sehr für ihn, dass er es in die NBA geschafft hat. Er hat auch alle Voraussetzungen, um sich dort durchzusetzen.
SPOX: Was sind die Punkte, an denen Sie aus Ihrer Sicht noch am meisten arbeiten müssen?
Kleber: Man kann und sollte immer an allem arbeiten. Im Moment geht es für mich darum, die Spielkondition wieder reinzubekommen. Kraft ist auch ein Punkt - ich bin ein Fliegengewicht auf meiner Position. Auf dem Spielfeld muss ich lernen, noch ruhiger zu bleiben, nicht in Hektik zu verfallen in manchen Situationen, sondern die Übersicht zu behalten.
SPOX: Ihr Spiel zeichnet sowohl eine unglaubliche Athletik aus als auch ein starker Wurf, wie würden Sie sich selbst beschreiben?
Kleber: Ich bin wahrscheinlich eine Mischung aus Shooter und Flieger. Meine größte Stärke ist der Wurf von außen, daraus ergeben sich für mich dann andere Möglichkeiten, wie der Zug zum Korb. Dazu bin ich ziemlich beweglich und flink. Defizite gibt es wie schon angesprochen dafür etwas im Kraftbereich.
SPOX: Ihr Mitspieler John Little hat Sie einmal mit Danilo Gallinari verglichen. Kein unpassender Vergleich, oder was denken Sie?
Kleber: Mir gefällt der Vergleich auch, Gallinari ist ein toller Spieler. Mein Lieblingsspieler ist aber Kobe Bryant.
SPOX: Warum Kobe?
Kleber: Kobe ist ein Vorbild für jeden. Der Kerl hat schon so viel erreicht und fünf Ringe gewonnen, aber er ist vor allem ein wahnsinnig harter Arbeiter. Er arbeitet mit Sicherheit seit seiner Verletzung wieder unglaublich hart an seinem Comeback und wird bald in Topform zurückkehren, das wird dann wieder etwas sein, was so nur Kobe schafft. Er könnte sich ja auch etwas zurücklehnen, aber er ist so fokussiert und will immer mehr. Das finde ich beeindruckend.
SPOX: Wie intensiv verfolgen Sie die NBA? Sind die Mavs wegen Dirk Ihr Lieblingsteam?
Kleber: (lacht) Das sollte ich wahrscheinlich jetzt sagen. Aber um ehrlich zu sein, bin ich in der NBA auf kein Team festgelegt und schaue mir die Spiele neutral an. Nachts dafür aufzustehen, das tue ich mir momentan nicht an, aber bei SPOX gibt es ja am Sonntagabend immer ganz nette Spiele, da klicke ich dann schon rein.
SPOX: Haben Sie Dirk Nowitzki aufgrund der Würzburger Connection mal getroffen?
Kleber: Ich war als kleiner Junge ein riesiger Dirk-Fan, damals habe ich ihn mal in der Halle gesehen und mir ein Autogramm geholt. Und dann durfte ich vor der ersten BBL-Saison einmal mit ihm telefonieren. Ich wollte hören, wie er Anfang seiner Karriere seine Entscheidungen getroffen hat. Bleibe ich in der BBL? Oder erst mal lieber in die 2. Liga? Gehe ich vielleicht ans College? Ich wollte gerne seine Meinung dazu hören und fand es sehr cool von ihm, dass er sich die Zeit genommen hat, um mit mir zu sprechen und mir Tipps zu geben.
SPOX: Noch einmal zurück nach Würzburg: Auch wenn Sie persönlich schon wieder gute Leistungen (12,6 Punkte, 5,8 Rebounds, 42,3 Prozent Dreier) zeigen, geht sportlich in dieser Saison für das Team absolut nichts. Was ist los?
Kleber: Das ist schwer zu sagen. Anfang der Saison hat uns einige Male das Quäntchen Glück gefehlt, sonst hätten wir ein paar Siege einfahren können. Und jetzt gehen wir durch eine brutale Phase des Spielplans, da kommst du dann nicht mehr unten heraus. Insgesamt ist mein Gefühl, dass wir irgendwie vergessen haben, wie man in der Crunchtime die Spiele gewinnt.
SPOX: Dazu kommen ganz generelle Sorgen um den Standort Würzburg aufgrund der prekären finanziellen Lage.
Kleber: Ich mache mir Sorgen. In Würzburg wurde so viel aufgebaut - wenn das jetzt zusammenbrechen würde, wäre es unglaublich schade. Ich hoffe, dass es alles noch eine gute Wendung nimmt.
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