Ausgangslage: Nach neun Spielen stehen die Bayern derzeit auf Rang vier der Gruppe C. Auf jenem Platz, der gerade noch so für den Einzug in die Top 16 genügen würde. Montepaschi Siena folgt mit derselben Bilanz (3:6) an Nummer fünf und könnte den FCB im schlechtesten Fall noch abfangen.
Bamberg wäre, Stand jetzt, nicht für die nächste Runde qualifiziert. Hinter Anadolu Efes und Zalgriris Kaunas belegen die Franken mit einem Sieg weniger (3:6 gegenüber 4:5) derzeit Rang fünf in der Gruppe B.
Wie verlief die Saison? Nach dem vierten Spieltag hätten wohl die wenigsten für möglich gehalten, dass die Bayern bis zum allerletzten Spieltag um den Einzug in die Top16 bangen müssen. Soeben hatte der FCB Malaga deutlich geschlagen und damit sein bis dahin beeindruckendes Euroleague-Debüt fortgesetzt.
Zuvor waren der polnische Meister Zielona Gora und Italiens Serienchampion Montepaschi Siena gegen die Münchner chancenlos gewesen. Selbst Olympiakos, immerhin Euroleague-Champ der vergangenen beiden Jahre, musste bis in die finalen Sekunden zittern, ehe der Sieg gegen das Pesic-Team sichergestellt war.
So hätte man bei Galatasaray bereits einen großen Schritt in Richtung Top 16 machen können. Zumal die Türken in dieser Saison ein selten gesehenes Verletzungspech verfolgt. Irgendwie konnten die Bayern jedoch wenig gegen Galas extrem intensive Defense und das ausgiebig praktizierte Ballmovement ausrichten.
Am Ende stand die erste Niederlage gegen ein Team, das weder Vassilis Spanoulis im Roster noch seine Vitrine in den letzten beiden Jahren mit zwei Euroleague-Titeln gefüllt hat. Noch schlimmer aber: Die Gegner schienen plötzlich ein Mittel gegen Bayerns Highspeed-Basketball gefunden zu haben. Spiele mit Münchner Beteiligung verloren an Tempo, häufig stellte das Gegenüber auf Zonenverteidigung um. Bewegten andere Teams den Ball gut, bekam der FCB in der Defense Probleme.
So wurde seit Malaga Anfang November kein einziges Spiel mehr gewonnen. Mal waren die Pleiten vermeidbar, mal unglücklich wie beim beinahe epischen Schlagabtausch im Rückspiel gegen Olympiakos. Dennoch stehen die Bayern mittlerweile bei drei Siegen und sechs Niederlagen und müssen vor dem letzten Spiel nun tatsächlich um die Top 16 bangen.
Bamberg mit Höhen und Tiefen
Ein Schicksal, das leider auch der deutsche Meister teilt. Mit dem Unterschied, dass sich Bamberg noch zu keiner Zeit in den Top 16 wähnte und dass die Saison der Brose Baskets trotz spielerischer Inkonstanz irgendwie gleichmäßiger verläuft
Dem Auftakt-Sieg gegen Strasbourg folgte eine deutliche, aber einkalkulierte Pleite gegen Topfavorit Real Madrid. Ähnlich ging es weiter, wenngleich Bamberg zwischenzeitlich vier Spiele am Stück verlor. In gewissem Sinne dient die Euroleague-Saison als Sinnbild für die Anpassungsschwierigkeiten der Neuzugänge.
Ob nun Zack Wright, Jamar Smith oder Rakim Sanders - mal ließen die Neuen ihr Können aufblitzen, mal waren sie eher eine Belastung als die große Unterstützung. Erschwert wurde die Integration durch die Anlaufschwierigkeiten der bewährten Kräfte wie Casey Jacobsen, Anton Gavel oder Sharrod Ford.
Inzwischen scheint sich der Meister aber besser gefunden zu haben. D'or Fischers Verpflichtung hilft, das Problem unter den Brettern zu beheben. Auch Neuzugang Novica Velickovic spielt nach überstandenen Knieproblemen mittlerweile wieder und beweist dabei auch immer häufiger die ihm zugedachte Klasse.
Rückschläge gab es dennoch regelmäßig zu verkraften. Den letzten am vergangenen Spieltag in Milan. Dort hätten sich die Franken eine glänzende Ausgangsposition für ihr finales Gruppenspiel gegen Zalgiris erarbeiten können, ließen in der Crunchtime jedoch die nötige Ruhe vermissen und verloren am Ende denkbar knapp mit 73:74. Angesichts der Leistungssteigerung der vergangenen Wochen darf Bamberg jedoch durchaus optimistisch in den letzten Spieltag gehen.
Was muss passieren, dass Bayern und Bamberg weiterkommen? Die Lage bei den Bayern ist relativ schnell erklärt. Gewinnen die Münchner zuhause gegen Galatasaray, sind die Top 16 sicher. Angenehmer Nebeneffekt: Die Türken sind bereits qualifiziert und müssen im Audi Dome zudem auf den nach seinem Faustkampf mit Mirza Begic in Piräus für drei Spiele gesperrten Pops Mensah-Bonsu verzichten. Angesichts der Tatsache, dass der Big Man die Zone im Hinspiel beinahe nach Belieben dominierte kein unwesentlicher Fakt.
Unter Umständen wird das Spiel aber zur Randerscheinung. Sollte Siena am Donnerstag gegen Malaga verlieren, stünde Bayern aufgrund des gewonnenen direkten Vergleichs mit den Italienern bereits vor dem Vorrundenfinale gegen Gala am Freitag in den Top 16.
Bamberg kann die nächste Runde dagegen nicht mehr aus eigener Kraft erreichen. Die Aussichten auf Schützenhilfe stehen allerdings gut: Sollte das noch ungeschlagene Real Anadolu bezwingen, wäre Bamberg, das beide Spiele gegen die Türken gewann, bei einem eigenen Sieg gegen Zalgiris in der nächsten Runde.
Gelingt den Türken jedoch die Überraschung, muss Bamberg mit 11 Punkten gegen Kaunas gewinnen, um den direkten Vergleich mit den Litauern für sich zu entscheiden und Zalgiris damit auf den undankbaren fünften Platz der Gruppe B zu verdrängen. So oder so, ein Sieg ist für den Meister im Vorrundenfinale Pflicht.
Was passiert, wenn Bayern und Bamberg weiterkommen? Die Euroleague-Saison geht bereits am 2. Januar 2014 mit den Top 16 in die nächste Runde. Dort werden die Mannschaften nach festem Schlüssel in zwei Achtergruppen eingeteilt, nicht gelost. Gewinnen die Bayern und überholen Malaga, das dazu gegen Siena verlieren müsste, träfe der FCB erneut auf Piräus. Die übrigen Gegner stehen noch nicht fest.
Schließen die Münchner ihre Vorrundengruppe auf Rang vier ab, rutschen sie in Reals Gruppe F. Dort stehen zudem bereits Maccabi Tel Aviv und Galatasaray. Bamberg bieten sich ebenfalls zwei Möglichkeiten. Mit Rang drei ginge es in den Top 16 erneut gegen Real. Landen die Franken auf dem vierten Platz, wartet Olympiakos. Damit ist auch ein direktes Duell der beiden deutschen Teams möglich.
Der Euroleague-Spielplan im Überblick