Für die deutsche Nationalmannschaft geht es am Sonntag um das EM-Ticket. Gegen Österreich zählt in Hagen nur ein Sieg.
Es geht um die Zukunft des deutschen Basketballs. Ein Sieg ist für die Nationalmannschaft im EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich am Sonntag in Hagen absolute Pflicht. Ansonsten droht der Sportart ein historisches Debakel: Erstmals seit 1991 würde nicht nur eine Europameisterschaft ohne deutsche Beteiligung stattfinden, auch die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro wären endgültig außer Reichweite - und das Ende von Dirk Nowitzkis Karriere im Nationalteam damit programmiert.
"Machbare Gegner" nannte Präsident Ingo Weiss vom Deutschen Basketball Bund (DBB) die kommenden Kontrahenten Österreich und Luxemburg, gegen die unbedingt Siege her müssen. Denn mal ebenso "machbar" ist für die DBB-Auswahl in diesem Sommer gar nichts. Schon gegen Polen blamierte sich die weitgehend ohne Selbstbewusstsein auftretende Mannschaft von Bundestrainer Emir Mutapcic bei zwei Pleiten bis auf die Knochen - und steht nun mit dem Rücken zur Wand.
Mit einer Bilanz von zwei Erfolgen (gegen Österreich und Luxemburg) und zwei Niederlagen liegt das Team in Qualifikationsgruppe C auf Rang drei. Für die EM 2015 qualifizieren sich allerdings nur die sieben Gruppenersten sicher, hinzu kommen die sechs besten Gruppenzweiten. Sollte gegen Österreich kein Sieg gelingen, wäre das unmöglich. "Wir wollen der beste Zweite sein", sagte Weiss. Vor der Quali hatte man Platz eins als Ziel ausgegeben, musste sich aber schnell davon verabschieden.
Tiefpunkt gegen Polen
Nach dem Vorrunden-Aus bei der EM im Vorjahr in Slowenien und der verpassten WM-Teilnahme ist die Mannschaft zuletzt gegen Polen an einem neuen Tiefpunkt angekommen. 76:88 (41:43) hieß es in Bonn nach einer indiskutablen Leistung. "Einige Spieler können 100 Prozent besser sein", sagte selbst Mutapcic anschließend. Gegen Basketball-Zwerg Österreich wird das auch nötig sein, denn die No-Name-Truppe gewann bereits gegen Polen. Beim ersten Aufeinandertreffen siegte die deutsche Auswahl nach zwischenzeitlichem Rückstand in Schwechat 77:64 (33:35).
Nur aus der Ferne beobachtet Superstar Nowitzki das Geschehen. Bereits das dritte Jahr in Folge verzichtet der Power Foward der Dallas Mavericks auf Einsätze im Nationalteam. Bei einem Scheitern in der EM-Quali wird "Dirkules" wohl nie wieder für den DBB auflaufen, obwohl er zuletzt eine Rückkehr nicht kategorisch ausgeschlossen hatte.
2016 mit Nowitzki?
Ein Comeback bei Nowitzki ist allerdings verbunden mit der Hoffnung auf eine zweite Olympia-Teilnahme. Noch heute schwärmt der Würzburger von Peking 2008, als er die deutsche Mannschaft als Fahnenträger ins Stadion führte. "Das war eine der besten Erfahrungen meines Lebens", sagte Nowitzki.
Ohne EM-Teilnahme wäre das Ticket jedoch bereits jetzt weg - und der gesamten Sportart droht eine lange Durststrecke. "Wir müssen die letzten beiden Spiele unbedingt gewinnen", sagte Kapitän Heiko Schaffartzik vor der Begegnung am Sonntag.
Wichtig ist das auch deswegen, weil sich der DBB um die Austragung der EM-Vorrunde im kommenden Jahr beworben hat. Nach den politischen Unruhen wird das Turnier nicht wie geplant in der Ukraine stattfinden, stattdessen könnte zumindest die Gruppenphase in Berlin ausgetragen werden. Bei diesem Szenario träumen die Fans schon von einem Nowitzki-Comeback und vollen Hallen in der Hauptstadt. Ohne zwei weitere Siege wird das jedoch ein Traum bleiben.
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