In Bamberg machte man nach dem Ende der Fleming-Dynastie Nägel mit Köpfen und krempelte den eigenen Kader vollkommen um. Der neue Head Coach Andrea Trinchieri hat nicht nur interessante Ideen, sondern will auch den Erfolg zurück nach Freak City bringen. Vor dem Start der BBL-Saison 2014/15 nimmt SPOX deswegen den Kader der Brose Baskets genauer unter die Lupe.
Die Point Guards
Brad Wanamaker heißt der neue Floor General in Freak City. Der 25-Jährige kam von Giorgio Tesi Pistoia und soll zugleich die Hauptverantwortung im Angriff der Bamberger schultern. Die Stärken des Ex-Pittsburgh-Panther liegen dabei vor allem beim Zug zum Korb.
Dank seiner ordentlichen Athletik kann Wanamaker immer wieder durch die Zone marschieren und dort auch hochprozentig abschließen (52,2 Prozent in der vergangenen Saison). Auch seine Assistzahlen (4,7 APG) können sich sehen lassen.
Allerdings wurde der Guard nicht nur wegen seiner Offense zum neuen Kapitän des Teams gewählt. Coach Andrea Trinchieri steht auf seine Defense, vor allem Wannamakers lange Arme sorgen dafür, dass er immer wieder mal einen Steal abstaubt. Bei Pistoia klaute er im Schnitt 1,9 Mal den Ball und klebte an seinen Gegenspielern, die meist große Probleme mit der starken Defense des 25-Jährigen hatten.
Der absolute Gegenentwurf ist dagegen der lettische Nationalspieler Janis Strelnieks, der von BK Budiwelnyk Kiew nach Franken wechselte. Streinieks ist ein klassischer Aufbau, der über einen blitzsauberen Distanzwurf verfügt. Beide Verpflichtungen passen zu Trinchieri, der möglichst viele verschiedene Spielertypen in seinem Kader vereint haben möchte.
Das Duo wird den Großteil der Spielzeit fressen, sodass die Youngster Alexander Engel und Dino Dizdarevic wohl erst mal in der ProA beim Farm Team aus Baunach und somit auch bei Steffen Hamann in die Lehre gehen dürften.
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Die Shooting Guards
Eigentlich ist "die" Shooting Guards schon ein wenig übertrieben. Carlon Brown ist DER Top-Neuzugang der Brose Baskets in diesem Sommer und der designierte Star des Teams. Der 24-Jährige kann nahezu alles am Ball - 21,5 Punkte, 4,6 Rebounds und 4,5 Assists im Schnitt bei Hapoel Tel Aviv sprechen für sich. Ob Dreier, Dunk oder Floater - Brown ist ein absoluter MVP-Kandidat in der BBL.
Brown wird sich in Trinchieris Offense schnell zurechtfinden und darauf warten, dass Wanamaker Lücken für ihn reißt oder alternativ Strelnieks und Small Forward Ryan Thompson ihre Verteidiger an die Dreierlinie binden und so Räume für seine Drives schaffen. Der Summer-League-Spieler der Golden State Warriors dürfte für jeden Verteidiger ein Matchup-Albtraum sein.
Ein Spieler, der zum X-Faktor der Bamberger werden könnte, ist definitiv Karsten Tadda. Der Nationalspieler präsentierte sich nach seiner Beförderung zum Co-Kapitän in der Vorbereitung wie ausgewechselt und deutete an, dass er mehr sein kann als ein defensiver Energizer. Trifft er in der Offense den Dreier zuverlässig, könnte ein Backcourt bestehend aus Brown und Tadda nicht selten auf dem Parkett stehen.
Seite 1: Point Guards und Shooting Guards
Seite 2: Small Forwards und Power Fowards
Die Small Forwards
Hier kommt Trinchieris Vorstellung vom positionslosen Basketball besonders stark zum Tragen. Mit Ryan Thompson steht nur ein wirklicher Dreier im Kader, dafür jedoch einer mit ordentlich Qualität. Der 25-Jährige verfügt über den vielleicht besten Wurf im Kader und kann aus allen Lagen einnetzen.
In Oostende überzeugte Thompson mit dem Schuss aus dem Dribbling, nach dem Catch-and-Shoot und auch aus dem Post heraus. Er wird wohl die meisten Minuten auf der Drei abreißen.
Danach wird es allerdings schon recht dünn, auch wenn viele nominelle Power Forwards aufgrund ihrer Größe durchaus auch auf der Drei spielen könnten. Am ehesten dürfte noch Elias Harris hier zum Zuge kommen beziehungsweise dauerhaft mit Thompson switchen.
Harris verfügt sowohl über die Athletik, sich in der Zone durchzusetzen, als auch über einen respektablen Wurf, sodass der Gegner gegen den deutschen Nationalspieler nicht zu weit absinken kann. Seine ordentlichen Leistungen in der Summer League für die Phoenix Suns deuteten eine mögliche Leistungssteigerung in diesem Jahr an.
Als Notnagel könnte auch noch U-20-Nationalspieler Johannes Thielmann herhalten, der als einer von vier Spielern bereits in der vergangenen Saison in Bamberg spielte. Seine Spielzeit dürfte sich aber vor allem auf der Drei in Grenzen halten.
Die Power Forwards
Größe sucht man unter dem Korb bei den Bambergern vergeblich. Einzig Youngster Dennis Kramer knackt die 2,05-Meter-Marke, Riesen wie Maik Zirbes sind Vergangenheit in Freak City. Das ist allerdings von den Verantwortlichen so gewollt, Athletik und Schnelligkeit gehen vor Größe - so die Devise.
Starten wird Neuzugang Daniel Theis, der nach seinem Sommer mit der Nationalmannschaft und ansprechenden Leistungen in der Summer League für die Washington Wizards noch mal einen Sprung nach vorne gemacht haben dürfte. Seine Fähigkeiten in der Zone, sein passabler Wurf und seine Fähigkeiten als Blocksteller im Pick-and-Roll zu agieren dürften Bamberg eine ganze Spur mehr Flexibilität geben.
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Hinzu kommt mit Josh Duncan ein klassischer Stretch-Vierer, der in Jerusalem mit 47 Prozent mehr als respektabel von jenseits der Dreierlinie traf. Der 28-Jährige wird verletzungsbedingt allerdings die ersten Saisonwochen verpassen. Bis dahin soll der als Ersatz verpflichtete Mindaugas Katelynas unter dem eigenen Korb aufräumen.
Dahinter stehen mit Kramer und Talent Andreas Obst zwei Jungspunde bereit, die durchaus ein paar Minuten in der BBL schnuppern dürften.
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Die Center
Auch hier gehen Athletik und Schnelligkeit vor Größe. Trevor Mbakwe ist der einzig nominelle Center im Kader und mit 2,04 Metern beileibe kein Gigant. "The Beast" zeigte jedoch schon an seiner alten Wirkungsstätte in Rom, dass er in der Defense ein ganz unangenehmer Gegner ist. Hauptverantwortlich sind dafür wohl auch seine Krakenarme mit 2,30 Metern Spannweite.
Über zehn Rebounds sammelte der 25-Jährige letztes Jahr bei Virtus im Schnitt, hinzu kommen seine schnellen Beine, die Bamberg in der Defense einige Möglichkeiten eröffnen.
Trinchieri liebt es, den gegnerischen Point Guard beim Pick-and-Roll zu "blitzen", also mit beiden Verteidigern auf den Ballführenden zu gehen und so einen Ballverlust zu provozieren. Mbakwe ist daher der ideale Spielertyp für diese Taktik. Unter dem gegnerischen Korb setzt er sich dank seiner Athletik meist mühelos durch, verfügt aber auch über einen weichen Wurf aus der Mitteldistanz.
Das Fazit
Bamberg hat die richtigen Schlüsse aus dem Misserfolg der letzten Playoffs gezogen und den Kader entsprechend der Vorstellungen von Coach Trinchieri verstärkt. Der Italiener ist sozusagen das basketballerische Ebenbild von Pep Guardiola, auch er steht auf positionsloses Spiel. Entsprechend vielfältig werden die Formationen in Front- und Backcourt daherkommen.
In der Offense hält er es im Gegensatz zu seinem Vorgänger Fleming enorm simpel, was in der Vorbereitung bereits sehr gut funktionierte. Meist reicht ein Extrapass nach dem Drive zum Korb, um die gegnerische Defense zusammenbrechen zu lassen. Der Fastbreak soll aufgrund der athletischen Voraussetzungen ebenfalls recht oft gelaufen werden.
In der Defense orientiert sich der neue Trainer nicht nur wegen des PG-Blitzes an den Miami Heat. Trinchieri lässt seine Akteure pausenlos den Ballführenden attackieren. Eine riskante Taktik, da der Rest der Defense so zumeist schnell rotieren muss, um keine offenen Würfe zu erlauben. Der Druck auf den Gegner bleibt aber so konstant hoch.
Unter dem Korb muss er dagegen darauf hoffen, dass Mbakwe, Theis und Co. die fehlenden Zentimeter gegen größere Gegner mit ihrer Athletik wieder wettmachen. Der Angriff auf die BBL-Spitze scheint insgesamt drin zu sein, auch wenn die Konkurrenz mit dem FC Bayern und Alba Berlin ebenfalls aufgerüstet hat.
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