Keine Jubelposen, keine Euphorie: Emotionslos marschierten die Basketballer von Bayern München in die Kabine, so als hätten sie dieses eindrucksvolle Zeichen der Stärke in der "Frankenhölle" nie gesetzt. Die Worte von Svetislav Pesic waren angekommen.
"Meine einzige Angst war die Zufriedenheit, sie ist ein großer Gegner", sagte der Trainer erleichtert, nachdem der Titelverteidiger einen perfekten Start ins Play-off-Finale hingelegt hatte. Durch das 84:73 (44:38) bei den so heimstarken Brose Baskets Bamberg haben die Bayern direkt die Kontrolle übernommen.
Die zunächst unklare Rollenverteilung hat sich in Spiel eins der Finalserie klar herauskristallisiert. Wie im Vorjahr ist der FC Bayern die Mannschaft, die es zu schlagen gilt. Eindrucksvoller, als es in den vergangenen Tagen geschehen ist, hätte der Meister kaum untermauern können, dass er rechtzeitig zur Preisverleihung in der Bundesliga seine Bestform erreicht hat.
Bayern mit "psychologischem Push"
"Sie kommen aus einer sehr harten Serie gegen Alba, und das gibt einem einen psychologischen Push", sagte Bambergs Headcoach Andrea Trinchieri: "Es ist nichts passiert, was nicht hätte passieren können." Der Italiener wollte die erste Heimniederlage der Saison und die erste in der Meisterrunde bei aller Enttäuschung nicht überbewerten.
Es gibt eigentlich auch keinen Grund, schon nach dem Auftakt einer best-of-five-Serie den Kopf hängen zu lassen. Aber im Moment spricht eben doch vieles für die Bayern - und gegen Bamberg. Erst am Donnerstag hatten die Münchner nach fünf aufeinanderfolgenden Niederlagen in Berlin das entscheidende Halbfinale bei Alba gewonnen (101:96 n.V.), nun holten sie sich in der bislang uneinnehmbaren "Frankenhölle" auf Anhieb den Heimvorteil.
Bamberg hatte Ulm in drei Spielen besiegt und vor dem Start ins Finale eine ganze Woche Pause. Ausgeruhte Franken gegen ausgelaugte Bayern hieß es, doch davon war nichts zu sehen. Die physisch starken, athletischeren Bamberger konnten ihr Tempospiel nicht aufziehen. Die konzentrierte Defense der Gäste raubte ihnen ihre Stärken. Vor allem Vladimir Stimac (16 Punkte, 6 Rebounds) machte den Brose Baskets Probleme. Bei den Gastgebern war Brad Wanamaker der Beste (15/7).
"Das ist nicht unerwartet"
"Es war ein sehr toughes Spiel, das wir aus einem einfachen Grund verloren haben. Wir haben nicht gereboundet und haben sehr viele zweite Chancen zugelassen. Das hat uns auch im Angriff gekillt", sagte Trinchieri und analysierte gewohnt schonungslos. "München führt jetzt 1:0 und hat zu Hause Aufschlag, aber das ist nicht unerwartet."Am Mittwoch (20.00 Uhr) geht es weiter. Verliert Bamberg erneut, haben die Bayern drei Matchbälle, und der Traum vom Gewinn der siebten deutschen Meisterschaft könnte schnell zu Ende sein. Die Münchner sind in einer komfortablen Situation. Die wegen der körperlichen Strapazen schwierigste Partie liegt hinter ihnen. "Es war für uns nicht einfach, wir mussten in sieben Tagen drei intensive Spiele absolvieren", sagte Pesic: "Das kostet Kraft - aber Kraft haben wir."
Nationalspieler Heiko Schaffartzik dachte nach Spielende wieder an die Worte des Serben, der nach dem Alba-Spiel gefordert hatte, unbedingt die Spannung zu halten. "Es ist nur ein Sieg, und wenn wir nicht aufpassen, verlieren wir das Spiel am Mittwoch. Wir müssen so konzentriert bleiben."
Die Statistik zum Bayern-Sieg