Noch acht Wochen bis zur EM. Viele Nationalspieler nutzen die Zeit nicht nur zur Vorbereitung, sondern auch, um ihre Vereinszugehörigkeit für die neue Saison zu klären. Während ein Großteil der DBB-Akteure den Klub wechselt, bleibt ein Trio seinen Farben treu. In manchen Fällen steht die Entscheidung noch aus. SPOX gibt einen Überblick.
Point Guard
Heiko Schaffartzik
"Wir reden mit Heiko. Er kann für uns ein wichtiger Spieler sein". Das sind die Worte von Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic gegenüber der AZ: "Ich hätte es gerne, wenn er bleibt." Von Seiten des Vereins also eine klare Präferenz, doch der auslaufende Vertrag von Schaffartzik wird sich nicht im Vorbeigehen verlängern.
Mit Anton Gavel, Vasilije Micic, Nihad Djedovic, Bryce Taylor und Neuzugang Alex Renfroe sind die kleineren Positionen bei den Bayern äußerst gut besetzt. Ob sich der 31-jährige Schaffartzik der Konkurrenz beim entthronten Meister noch einmal stellen will? Noch ist keine Entscheidung gefallen.
Per Günther
Was für ein Jammer, dass Per Günther nicht bei der EM dabei sein kann. Anhaltende Verletzungsprobleme zwingen den beliebtesten Spieler der BBL zu einer Pause. Nachdem sein Vertrag in Ulm ausgelaufen war, wurde Günther mit mehreren Klubs in Verbindung gebracht. Letzten Endes entschied er sich aber für einen Verbleib.
Wie schon 2011 und 2013 verlängert Günther um weitere zwei Jahre zu verbesserten Bezügen. Laut eigener Aussage fühlt sich der Point Guard in Ulm einfach wohl. Mit den Worten "Don't fuck with happy" begründet er seine Entscheidung auf eigene Weise. Und er hat Recht.
Die Rolle als Starter ist in Stein gemeißelt, er ist Anführer eines sicheren Playoff-Teams der letzten Jahre. Mit 12,7 Punkten ist er zudem einer der 25 besten Scorer der Liga und seine 4,8 Assists sind gut genug für BBL-Rang 7.
Günther im Interview: "Arroganz war mein Panzer"
Bastian Doreth
Dass Bastian Doreth bei den Dragons keine Zukunft hat, liegt in erster Linie am Rückzug von Artland. Medi Bayreuth heißt der neue Verein, dessen Trikot Doreth in Zukunft überstreifen wird.
3,2 Punkte, 1,6 Rebounds und 2 Assists standen nach der Saison 2014/2015 für den Guard in den Statistik-Büchern.
Shooting Guard
Lucca Staiger
Die zweite Saison im Dress der Bayern war für Lucca Staiger mäßig erfolgreich. Nur 13 Minuten stand der Shooter in München auf dem Parkett. 4,6 Punkte und unterdurchschnittliche Werte in Rebounds und Assists können selbst die starke Dreierquote von 41 Prozent nicht ausgleichen.
Zukünftig trägt Staiger den Namen des ärgsten Rivalen, Brose Baskets Bamberg, auf der Brust. "Ich bin dankbar, dass ich die Chance hatte, beim FC Bayern zu spielen", sagte Staiger: "Und ich freue mich und bin stolz, dass ich in München mit dem Meistertitel 2014 auch meinen größten Erfolg feiern konnte. Jetzt suche ich eine neue Herausforderung."
In Bamberg wird es für Staiger im Backcourt aber nicht einfacher: Mit Karsten Tadda hat er einen etablierten Konkurrenten. Vom Boston College wurde zudem Patrick Heckmann für drei Jahre verpflichtet. Der Flügelspieler, dem in der NCAA zuletzt 8,4 Punkte, 4,4 Rebounds, 2,7 Assists und 1,3 Steals pro Spiel gelangen, kann ebenfalls auf der Zwei auflaufen.
David Brembly
Nach einer starken Saison bei Medi Bayreuth mit anschließender Allstar-Game-Nominierung erklimmt der A2-Nationalspieler den nächsten Schritt auf der Karriereleiter. Brembly wechselt nach Ulm und zieht das Playoff-Team dabei unter anderem einem Engagement in der ACB vor.
Wie Mike Koch setzt auch Thorsten Leibenath auf junge Spieler - die Fähigkeit mehrere Positionen verteidigen zu können, kommt dem 22-jährigen Brembly dabei sehr zu gute. Es wird interessant zu beobachten sein, ob sich der athletische Flügelspieler auch in Ulm durchsetzen und weiter verbessern kann.
Maurice Stuckey
In Oldenburg hatte Stuckey eine solide Bankrolle inne, die er mit 5,4 Punkten, 2,1 Rebounds und 1,3 Assists gut ausfüllte. Nun bricht er seine Zelte beim Meister von 2009 ab und schließt sich den Baskets Würzburg an.
Eigentlich hatte Stuckey noch einen gültigen Vertrag, der jedoch im beiderseitigen Einvernehmen aufgelöst wurde. Bei der Rückkehr nach Würzburg nach einem Jahr Abstinenz unterschrieb Stuckey für zwei Jahre bis 2017.
Small Forward
Robin Benzing
Vier Jahre sind genug. Von 2011 bis 2015 spielte Robin Benzing für die Bayern - jetzt ist ein Tapetenwechsel angesagt. CAI Saragossa heißt der neue Klub des Forwards.
"Ich wollte schon immer mal im Ausland spielen, und das ist jetzt der nächste Schritt, die nächste Herausforderung für mich", so Benzing in einer Pressemitteilung.
Mit Benzing verliert der FC Bayern seinen Rekordspieler. 159 Ligapartien hat der 26-Jährige für die Münchner bestritten, seine 1.273 erzielten Punkte sind ebenfalls Vereins-Bestmarke.
Philipp Schwethelm
Der Dreier ist Schwethelms größte Waffe, in Zukunft wird er aber nicht mehr für Ulm von Downtown abdrücken, sondern für die Baskets aus Oldenburg. Nach vier Jahren im Süden, davon eins bei Bayern München, kehrt der Inhaber des inoffiziellen Dreier-Weltrekords zurück in den Norden.
Ulm-Coach Leibenath trauert dem 26-Jährigen nach: "Für mich persönlich war es die härteste Personalentscheidung der letzten vier Jahre. Philipp ist als Spieler und als Mensch in allen Bereichen immer ein absolutes Vorbild gewesen." Dennoch verlängerte der Klub den Vertrag nicht. Schwethelms neuer Kontrakt in Oldenburg läuft bis 2017.
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Seite 2: Ein Hauptpreis namens Kleber
Power Forward
Maximilian Kleber
Heiß, heißer, Maxi Kleber. Viele Klubs wollten das derzeit vielleicht größte deutsche Talent zurück in die Heimat lotsen - und der FC Bayern machte das Rennen. Die Münchener warben ähnlich wie bei Pleiß offen um die Gunst des 23-Jährigen, allerdings mit bisher besserem Ausgang.
Damit endet Klebers Engagement in Spaniens ACB nach nur einer Saison, in der er für Obradoiro in 25 Minuten im Schnitt 11,5 Punkte und 6,4 Rebounds auflegte.
Eine Kapsel-Band-Verletzung und die notwendige Operation verhindern Klebers Einsatz bei der EM, Ende August soll er bei den Bayern mit dem Aufbautraining beginnen. Kommende Saison wird er mit Dusko Savanovic ein starkes Tandem auf der Vier bilden und an der Seite von Vladimir Stimac oder John Bryant, den der FCB gern halten möchte, auflaufen.
Kleber im Interview: "Bamberg? Kein Risiko eingehen!"
Daniel Theis
Die erste Saison bei einem der großen deutschen Vereine lief gut für Daniel Theis. In der Big-Man-Rotation mit Trevor Mbakwe, Elias Harris und Josh Duncan bekam Theis bei Bamberg im Schnitt 20 Minuten Spielzeit und leistete einen wertvollen Beitrag von der Bank.
9,8 Punkte und 5,2 Rebounds erzielte der 23-jährige aus Salzgitter in der abgelaufenen Saison. Das genügte, um die Brose Baskets von einer Verlängerung zu überzeugen und die nächsten zwei Jahre in Freak City auf Korbjagd gehen zu können.
Nach dem Meistertitel gab es für Theis, der sich nach einem soliden Auftritt in der Summer League 2014 auch Hoffnungen auf den Sprung in die NBA gemacht hatte, keinen Grund, Bamberg zu verlassen. Durch den Weggang von Mbakwe und die Verpflichtung von Yassin Idbihi sollte sich Theis' Rolle kommende Spielzeit vergrößern.
Elias Harris
Harris ist in einer ähnlichen Situation wie Theis. Bei den Lakers hatte er vor zwei Jahren am großen NBA-Traum geschnuppert, doch sein Engagement in Los Angeles fand Ende 2013 ein jähes Ende. Seitdem spielt der Power Forward für Bamberg und verlängerte seinen Vertrag diesen Sommer um zwei Jahre.
Wenn Harris auch nicht so viele Minuten sieht wie Theis: Er ist ein wichtiger Bestandteil des Meister-Teams. 23 Mal stand er in der Starting Five und mit seinem Einsatz und seiner Effizienz (63 Prozent 2FG, 40,5 Prozent 3FG) gibt er Coach Andrea Trinchieri eine zusätzliche Option. Gerade vor dem Hintergrund der 6+6-Regel in den nächsten zwei Jahren ein wichtiges Asset für die Bamberger.
Center
Tibor Pleiß
Ist die Saga endlich vorbei? Nachdem Pleiß 2010 an 31. Stelle von den Nets gedraftet und noch in der Nacht an die Thunder weitergereicht wurde, stellte sich jeden Sommer die Frage, ob OKC den 2,18 Meter Mann in die NBA holen würden. In diesem Jahr könnte es mit dem Wechsel in die NBA wirklich etwas werden.
Die Rechte an Pleiß liegen seit Februar aber nicht mehr bei Oklahoma City, sondern den Utah Jazz, die sie im Zuge des Trades um Enes Kanter akquiriert hatten. Derzeit befindet sich der 25-Jährige aus Bergisch Gladbach in Salt Lake City, um die Jazz von sich zu überzeugen und Vertragsverhandlungen zu führen.
Seit 2012 spielte Pleiß in Spanien, vergangenen Sommer unterschrieb er einen Zweijahresvertrag in Barcelona, wo er in 13 Minuten 5,6 Punkte und 3,8 Rebounds erzielte. Mit den kolportierten Verpflichtungen von Shane Lawal und Moussa Diagne rüsten sich die Katalanen wohl bereits für einen Abgang von Pleiß. Sollte es am Großen Salzsee dennoch nicht klappen, würden nicht nur die Bayern Pleiß mit offenen Armen empfangen.
Pleiß im Interview: "Ein bisschen peinlich ist das schon"
Maik Zirbes
Mitte Juni hielten sich hartnäckig die Gerüchte, Zirbes würde zurück nach Deutschland kommen und zu den Bayern wechseln, doch kurz darauf brachte sein Agent Licht ins Dunkel. Zirbes macht von seiner Ausstiegsklausel keinen Gebrauch und hängt noch ein zweites Jahr in Serbien dran.
Die vergangene Saison bei Roter Stern Belgrad lief für Zirbes durchaus erfolgreich. Mit seinem Team gewann er die heimische Liga, den Pokal und die stärkste osteuropäische Liga ABA mit Teams aus mehreren Ländern.
Als Backup von Top-Spieler Boban Majranovic machte er eine gute Figur und legte ligenübergreifend in durchschnittlich 17 Minuten 7,9 Punkte und 4 Rebounds auf. Das Abenteuer Osteuropa hat sich bisher für Zirbes gelohnt.
Tim Ohlbrecht
Houston Rockets, Philadelphia 76ers, Ratiopharm Ulm. Was im ersten Moment wie ein Abstieg klingt, war für Tim Ohlbrecht nicht zwangsläufig eine negative Entwicklung. Eine echte Chance in der NBA blieb dem Big Man verwehrt, die Rückkehr nach Deutschland war die logische Alternative.
In Ulm zeigte Ohlbrecht gute Leistungen und war mit 30 Einsätzen von Beginn an (12,1 Punkte, 5,3 Rebounds, 1,2 Blocks) eine der Säulen des Teams. Es folgte die Wahl ins All-BBL-Second-Team. In den Vertragsverhandlungen diesen Sommer lagen Ohlbrechts Gehaltsvorstellungen Gerüchten zufolge außerhalb der Reichweite vieler Teams.
Nachdem die Bayern ihren Frontcourt mit Kleber verstärkt haben und sich Yassin Idbihi und Nicolo Melli wohl den Brose Baskets anschließen, ist Berlin Ohlbrechts einzige verbliebene Hoffnung auf ein großes Team. Alba sucht einen Nachfolger für den abgewanderten MVP Jamel McLean. Ist das die Chance?
Ohlbrecht im Interview: "Dachte an einen schlechten Witz"
Johannes Voigtmann
Der Shooting-Star der Liga hat in seiner Saison bei den Skyliners unglaublich an Marktwert zugelegt und sich auf den Zettel der drei großen B's gespielt. Sowohl in München, Bamberg als auch in Berlin dürfte der Name Voigtmann in diversen Gesprächen gefallen sein.
Sein Vertrag in Frankfurt läuft noch bis 2016, dennoch würde wohl kein Team eine Verpflichtung des Most Improved Players der BBL ablehnen, wenn sich die Möglichkeit bieten würde. Erst einmal bleibt Voigtmann allerdings bei seinem Team. Fragt sich nur, wie lange ihn die Hessen noch halten können.
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Der EM-Spielplan im Überblick