Frankreich zeigt DBB-Team Grenzen auf

Dirk Nowitzki (l.) und der Rest des Teams hatten gegen Frankreich nicht den Hauch einer Chance
© getty

Gegen den EM-Favoriten und Co-Gastgeber Frankreich hat Deutschland in Straßbourg eine herbe Klatsche kassiert. Beim 52:76 gegen die mit NBA-Stars gespickte Tricolore brach das Team von Bundestrainer Chris Fleming im zweiten Viertel völlig ein und hatte zur Pause bereits über 30 Punkte Rückstand. Außer Dennis Schröder erreichte niemand Normalform.

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Nach offensiv starkem Beginn mit Dirk Nowitzki und Schröder zogen die Franzosen Mitte des ersten Viertels das Tempo an und ließen die Deutschen sowohl offensiv, als auch defensiv ganz alt aussehen. Über zehn Minuten blieb das DBB-Team, bei dem auch offene Würfe nicht mehr fallen wollten, ohne Punkt, Frankreich legte einen 31:0-Lauf hin. So war das Spiel schon zur Halbzeit beim Stand von 50:19 entschieden.

In der zweiten Hälfte konnte der Außenseiter das Spiel gegen etwas nachlassenden Hausherren recht offen gestalten, so bewegte sich der Rückstand zumeist zwischen 20 und 25 Punkten. Die besten Werfer der Franzosen waren Tony Parker und Nicolas Batum (je 14 Punkte), auf deutscher Seite wusste Dennis Schröder (13 Punkte, 6 Assists) zumindest zeitweise zu überzeugen. Nowitzki kam in knapp 24 Minuten Spielzeit auf 6 Punkte (3/9 FG).

Am Sonntag kommt es in Köln (ab 15 Uhr im LIVETICKER) zum Rematch.

Die Reaktionen:

Chris Fleming (Bundestrainer Deutschland): "Der Start war gut. Dass wir zur Halbzeit keine Siegchance mehr hatten, war unserer Defensive geschuldet. Die war inakzeptabel. Wir hatten die Köpfe unten und haben den Franzosen sehr hohes Tempo erlaubt. Das war dann nach der Pause nicht mehr zu retten."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Bundestrainer Fleming muss in dieser Partie auf Maodo Lo (Bauchmuskelzerrung/Beckenprellung) und Akeem Vargas (Augenverletzung) verzichten. Die Starting Five besteht aus Dennis Schröder, der wieder einsatzbereit ist, dazu Anton Gavel, Paul Zipser, Tibor Pleiß und Dirk Nowitzki. Das dürfte auch die erste Fünf in der EM werden.

Vincent Collet setzt für den Gastgeber auf Tony Parker, Nando de Colo, Nicolas Batum, Boris Diaw und Rudy Gobert. Zum Mitschreiben: Das sind vier NBA-Stars und ein Ex-NBA-Spieler (de Colo).

4.: Nowitzki mit dem Fallaway, dann Gavel für drei gegen die Shotclock. Und dann auch noch Schröder aus der Halbdistanz und dem kurzen Floater. Die ersten vier Würfe sind drin! 9:6 Deutschland!

7.: Die DBB-Truppe hat offensiv etwas abgekühlt, Gavels offener Dreier springt wieder raus, dann blockt Batum den Fastbreak-Korbleger von Schröder. Mit gewohnt starkem Passspiel seziert die Tricolore derweil die deutsche Defense. 16:15 Frankreich.

10.: Autsch! Das hatte man befürchtet: Frankreich zieht hier mit Schröder auf der Bank die Daumenschrauben an und räumt die Rebounds ab, die Deutschen treffen nichts mehr. Offensiv sind De Colo, Parker und Co. einfach nicht aufzuhalten. 18:0-Run zum Ende des Viertels, Deutschland über vier Minuten ohne Punkt. 29:15 Frankreich.

14.: Es wird nicht besser - das Spiel ist wohl schon entschieden. Die Würfe von draußen fallen nicht, unter dem Korb werden Nowitzki und Co. ein ums andere Mal geblockt. Und in der Offensive fällt bei den Franzosen einfach mal so ziemlich alles. Der Run steht jetzt bei 27-0. 38:15 Frankreich!

Frankreich - Deutschland: Das komplette Spiel im RE-LIVE

16.: Gobert mit dem Reverse Slam Dunk! Seit über zehn Minuten kein Punkt für Deutschland! Was soll man da noch sagen! 40:15 Frankreich.

20.: Das Positive zuerst: Tadda und Voigtmann stoppen die Blutung und machen zusammen gleich drei Punkte in Folge. Schluss mit dem 31:0-Lauf. Die negative Nachricht: Mit einem 19:50 geht es für den DBB in die Pause - weil Batum natürlich auch noch den Buzzer-Beater reinschweißt. Unglaublich.

24.: Schröder von draußen, dann kommt das hohe Anspiel aus dem Pick-and-Roll auf Pleiß, der den Alley-Oop reinlegt. Wenig später Schröder erneut mit dem Dreier. Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Wird es noch respektabel? 54:30 Frankreich.

30.: Das Spiel läuft für die Gastgeber mittlerweile im Autopilot. Deutschland lässt die Bankspieler ran, und die schlagen sich ganz ordentlich. Zumindest der Einsatz stimmt also. 63:39 Frankreich.

38.: Collet ist nicht zufrieden damit, wie Frankreich hier durch den Schlussabschnitt schlafwandelt - für einige Highlight-Plays reicht es aber dennoch. Schröder bleibt auch in den letzten Minuten drauf, um den Spielaufbau mit der zweiten Garde zu trainieren. So bleibt der Rückstand am Ende relativ konstant. 74:50 Frankreich.

Frankreich - Deutschland: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Tony Parker und Nicolas Batum. Die beiden NBA-Stars lieferten eine formidable Doppelspitze ab. Während Parker nach langsamem Beginn die gegnerische Defense wie üblich per Dribbling auseinandernahm und auch von draußen traf (2/3 3FG), zeigte Batum seine Vielseitigkeit als Forward und Playmaker. Zusammen 28 Punkte, 12/21 FG, 8 Assists.

Der Flop des Spiels: Deutschlands zweites Viertel. Dass man ein paar Minuten gegen dieses starke französische Team nicht punktet - geschenkt. Dass es dann aber insgesamt rund zwölf Minuten sind, ein 31:0-Lauf - das wäre nicht einmal gegen das Dream Team höchstpersönlich akzeptabel. 4 Punkte im zweiten Spielabschnitt (9 Prozent aus dem Feld). Da lief einfach gar nichts zusammen.

Das fiel auf:

  • Die Zahlen zur Halbzeit waren schon extrem bitter: Über 60 Prozent aus dem Feld, 70 Prozent von Downtown, 15 Assists bei den Franzosen. Deutschland dagegen? 25 Prozent Zweipunktewürfe, 1/12 3FG, kümmerliche 2 Assists. Es war ein Klassenunterschied.
  • Wenn der DBB-Tross in Berlin etwas reißen will, dann kann es einzig und allein über Dennis Schröder gehen. Mit ihm als Dreh- und Angelpunkt erwischte man offensiv einen guten Start, der Point Guard der Atlanta Hawks machte sechs schnelle Punkte. Immer wieder sagte er das Pick-and-Roll mit Pleiß an, der sich breit machte und Schröder so Platz verschaffte. Mit dem konnte dieser die meiste Zeit viel anfangen. Um seiner Schnelligkeit Herr zu werden, ließen im Parker und Co. recht viel Platz, er konnte offene Jumper nehmen.
  • Dirk Nowitzki traf seine ersten zwei Würfe, offenbarte dann aber seine Schwächen. Vor allem in der Defensive ließ er seine Gegenspieler von außen werfen. Danach lief das Spiel nur noch selten über ihn, er schien dann auch müde zu werden. Fleming muss sich etwas einfallen lassen, um Catch-and-Shoot-Situationen für seinen Big Man zu kreieren.

Exklusiv Bundestrainer Fleming: "Bin kein Nowitzki-Experte"

  • Das Potenzial der Franzosen ist einfach enorm. Fünf NBA-erfahrene Profis in der Starting Five, dazu mehrere auf der Bank - die gelungene Vorbereitung ist keine Überraschung. Mit einer Mischung aus Speed, Athletik und guten, flüssig vorgetragenen Plays kam man immer wieder an hochprozentige Würfe. Es sah teilweise zu einfach aus. Auch in der Defensive präsentierte man sich gerade unter dem Korb extrem stark und räumte mehrfach spektakulär ab.
  • Man muss den Deutschen zu Gute halten: Gegen einen zunehmend lustlos agierenden Hausherren stimmte in Halbzeit zwei immerhin die Moral. Geschenkt wurde den Franzosen nichts, in der Offensive die eine oder andere gelungene Aktion gezeigt.
  • Bitter für Lo und Vargas: Zum Einen hätten die beiden gegen den schnellen Gegner gerade in der Defensive eine große Hilfe sein können, zum Anderen sind beide neben Karsten Tadda auch noch Kandidaten für den Cut und konnten sich nicht präsentieren.

Der EM-Spielplan im Überblick