Die Vorzeichen vor dem Spiel waren klar: Die Spanier gingen als Favorit in dieses Finale und wurden dieser Rolle auch sofort gerecht. Dank eines stark aufgelegten Sergio Llull (12 Pkt, 5 Ast) erwischten sie den klar besseren Start und hielten sich den Außenseiter vom Leib.
Litauen dagegen litt unter einer extrem schwachen Wurfquote (35,4% FG), vor allem von der Dreierlinie fiel nicht besonders viel. Ganz anders die Spanier, die zwischenzeitlich an der 60-Prozent-Marke kratzten und in Pau Gasol erneut den überragenden Akteur dieser Partie hatten. Der Superstar glänzte mit einem Double-Double, erhielt darüber hinaus zudem hochkarätige Unterstützung von Rudy Fernandez (11 Punkte), der allerdings eine Schrecksekunde erlebte.
Bei den Litauern fand einzig Mantas Kalnietis (13 Pkt, 6 Ast) zu seiner gewohnten Form, während Jonas Maciulis (8 Pkt, 3/8 FG), der gegen fünf Teamkollegen aus Madrid ran musste, kaum ins Spiel fand.
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Tip-Off: Obwohl Frankreich nicht dabei ist, sorgen die Fans für eine würdige Final-Kulisse. Bei der Spielervorstellung wird Spanien ausgepfiffen, denn auf den Tribünen dominiert grün und auch die Franzosen sind noch sauer. Head Coach Jonas Kazlauskas verzichtet auf Experimente und schickt diese fünf Spieler aufs Parkett: Kalnietis, Seibutis, Maciulis, Jankunas und Valanciunas. Auch bei Spanien das gewohnte Bild mit Llull, Ribas, Fernandez, Mirotic und natürlich Gasol. Los geht's!
3.: Besserer Start für Spanien. Llull kommt zwei Mal ungehindert direkt zum Korb und legt ihn rein, Mirotic und Fernandez treffen einfache Jumper aus der Nahdistanz. Litauen wirkt nervös - 8:2!
6.: Packt das Lehrbuch aus! Llull und Gasol spielen das perfekte Pick-and-Roll mit abschließendem Dunk zum 15:4. Litauen hat noch nicht ins Spiel gefunden, das Angriffsspiel wirkt sehr fahrig.
13.: Der nächste Ballverlust für Litauen. Kavaliauskas stellt den den unsauberen Block, Fernandez nimmt die Einladung an und stürzt spektakulär zu Boden. Schlechter Zeitpunkt für ein Offensiv-Foul, denn es steht bereits 25:10 für Spanien.
18.: Geht doch! Litauen ist im Spiel angekommen. Zumindest ein bisschen. Seibutis versenkt zwei Dreier in Folge und verkürzt auf 29:37.
20.: Wichtig für Litauen! Mit dem Buzzer zur Halbzeit versenkt Maciulis einen schwierigen Rainbow-Dreier über vier Hände hinweg. Spanien zur Halbzeit nur noch mit 8 vorne.
23.: Valanciunas weiß sich gegen Gasol nicht zu helfen und begeht sein drittes Foul. Kazlauskas nimmt ihn raus, mangels Alternativen ist nun Small Ball angesagt.
26.: Fernandez hat's erwischt. Er läuft aus vollem Tempo in einen Block von Jankunas und bleibt lange liegen, ehe er vom Feld getragen wird. Ein Offensiv-Foul, wie es entschieden wird, war das allerdings nicht.
33.: Spanien durchlebt eine ihrer wenigen Schwächephasen, was Gasol auf den Plan ruft. Er zieht zwei Verteidiger auf sich und steckt den Ball in Magic-Johnson-Manier zu Claver durch, der dann leichtes Spiel hat. War es das schon?
38.: Was ist nur mit diesem Mann los? Während sich Litauen noch über einen nicht gegebenen Pfiff beschwert, schaltet Spanien blitzschnell um und bedient Pau Gasol - an der Dreierlinie! Dieser sagt Danke und erhöht auf 75:59. Die Entscheidung!
Spanien vs. Litauen: Hier geht's zum BOXSCORE
Der Star des Spiels: Also bitte. Wer, wenn nicht Pau Gasol sollte hier stehen? Der 35-Jährige machte alles. Er punktete aus dem Post, aus der Halbdistanz - und sogar von Downtown. Darüber hinaus übernahm er in kritischen Situationen als Spielmacher das Kommando und verteilte 4 Assists.
Der Flop des Spiels: Jonas Valanciunas. Er hatte einen undankbaren Job - schließlich musste er Gasol verteidigen, war also quasi zum Scheitern verurteilt. Er ließ sich immer wieder verladen und nahm sich mit dummen Fouls zudem selbst aus dem Spiel.
Das fiel auf
- Spanien war sofort da und und nutzte die Schläfrigkeit der Litauer aus. Denen fehlte es defensiv an jeglicher Abstimmung, einfache Punkte waren die Folge - vor allem Sergio Llull erkannte immer wieder die Lücken und attackierte den Korb. Ganz anders Spaniens Verteidigung, die mit Erfolg darauf bedacht war, den Ball vom eigenen Korb fernzuhalten, sodass Jonas Valanciunas kaum zur Entfaltung kam.
- Spanien nutzte in der Offensive viele Off-Ball-Screens, um an der Dreierlinie an den Ball zu kommen und dadurch die Plays einzuläuten. Damit kam die behäbig wirkende Defense Litauens nicht klar, die oft an Blöcken hängenblieb und es anschließend versäumte, zum Passempfänger zu rotieren. Auch beim Pick-and-Roll der Spanier fand kaum Bewegung in Kazlauskas Verteidigung statt. So musste Center Jonas Valanciunas oft beim Ballführer aushelfen, ohne dass der frei werdende Passweg zu Gasol von einer weiteren Hilfe zugestellt wurde.
- Wer reboundet gewinnt - heißt es. Doch obwohl die Litauer vor allem am offensiven Brett viel mehr einsammelten (16:5 Offensivrebounds nach 25 Minuten), rannten sie ständig einem Rückstand hinterher - was auch an der unterirdischen Wurfquote bei den zweiten Versuchen liegt. Litauen hatte zu diesem Zeitpunkt nicht mal ein Drittel seiner Würfe versenkt, während Spanien an der 60-Prozent-Marke kratzte.
- Das Team von Sergio Scariolo war deutlich flexibler aufgestellt und konnte auf die Umstellungen des Gegners gut reagieren. Sobald bei den Litauern Euphorie aufkam, nahm Spanien das Tempo raus und kochte den Gegner im schlauen Halbfeldspiel ab. Dabei war einmal mehr Pau Gasol der Mittelpunkt, der von einem Mann alleine nicht gestoppt werden konnte. Wurde gegen ihn gedoppelt, positionierte er sich weiter weg vom Korb und agierte als verkappter Spielmacher.
Der Spielplan der EuroBasket