Das Traum-Halbfinale steht! Frankreich besiegt Lettland trotz schwacher erster Hälfte mit 84:70 und trifft daher am Donnerstag auf Spanien. Gegen die Letten macht vor allem die Defense den Unterschied - und ein wieder mal gut aufgelegter Tony Parker.
Zwei Viertel lang kontrollierte Lettland weitestgehend das Geschehen und stellte auch die beeindruckende Kulisse in Lille kalt. Doch ein 9:0-Run durch Tony Parker am Ende des zweiten Viertels deutete bereits an, dass die 42:40-Führung der Letten nicht allzu lange Bestand haben würde.
Im zweiten Durchgang schaltete der Topfavorit aus Frankreich vor allem defensiv zwei bis drei Gänge hoch und erlaubte den Letten im dritten Viertel gerade einmal 7 Punkte. So wurde es am Ende doch zu einer ziemlich deutlichen Angelegenheit für den Gastgeber, obwohl die Mannschaft bei weitem nicht ihr bestes Spiel zeigte.
Topscorer der L'Equipe war wieder einmal Parker, der 18 Punkte machte und zudem 6 Assists verteilte. Er traf zwar nicht effizient aus dem Feld (29,4 Prozent FG), dafür kamen seine Treffer immer wieder zum richtigen Zeitpunkt. Neben Parker punkteten noch vier weitere Franzosen zweistellig, darunter Spurs-Teamkollege Boris Diaw mit 14. Rudy Gobert markierte 13 Punkte und 3 Blocks.
Für Lettland war Kristaps Janicenoks mit 16 Punkten der beste Werfer, Dairis Bertans kam auf 12. Bamberg-Guard Janis Strelnieks zeigte mit 14 Punkten und 7 Assists eine starke Vorstellung. Für die Letten geht das Turnier am Donnerstag im Platzierungsspiel gegen Griechenland weiter (16 Uhr), um 21 Uhr bestreitet Frankreich dann das Halbfinale gegen Spanien.
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Tip-Off: Beim Gastgeber machen wie üblich Parker, De Colo, Batum, Diaw und Gobert den Anfang. Lettland probiert es mit Strelnieks, Bertans, Janicenoks, Freimanis und Berzins.
4.: Richtig guter Start für die Letten! Bertans zieht an Diaw vorbei und absorbiert den Kontakt - Three-Point-Play! Der Underdog führt hier mit 10:5.
7.: Diese Anfangsphase kann den Fans in Bamberg nur gefallen - denn Baskets-Guard Strelnieks spielt bisher richtig stark. Jetzt lässt er Parker stehen und schließt zum 16:15 für Lettland ab.
10.: Hut ab - die Letten machen es Frankreich bisher richtig schwer! Vor allem Janicenoks aus der Distanz und Bertans zeigen richtig gute Leistungen. Fournier verkürzt in Transition noch einmal auf 21:25 aus Sicht der Franzosen.
15.: Fournier sollte lieber zum Korb gehen - in aufeinanderfolgenden Angriffen hat der Guard gerade 2 Airballs in Folge vom Perimeter geworfen. Die Auswechslung durch Collet folgt sofort. 30:27 für Lettland.
20.: Zum Ende der Halbzeit kommt Parker endlich ins Spiel - erst mit zwei Pull-Ups aus der Mitteldistanz, dann mit einem Dreier. Die Halle tobt, Lettland nimmt die Auszeit. Aber egal: Im nächsten Angriff trifft Parker wieder! Janicenoks verkürzt nochmal auf 38:40 aus Sicht Lettlands.
24.: Mittlerweile ist Frankreich deutlich aktiver, sowohl defensiv als auch am offensiven Brett. Nach Dreier und Stepback von De Colo führt die L'Equipe nun mit 47:38, Lettland nimmt die Auszeit.
28.: Bitter eigentlich für Lettland - da hält man das Spiel so lange offen und doch sieht jetzt alles nach einer französischen Party aus. Parker findet Gobert im Break für einen brutalen Alley-Oop, danach erhöht LeTony selbst mit Freiwürfen auf 54:42.
32.: Parker kontrolliert das Geschehen mittlerweile meisterhaft. Lettland kann den Rückstand kurz mal wieder auf 9 Punkte verkürzen, schon legt der Point Guard wieder einen Dreier nach. Im nächsten Angriff trifft Diaw für 2 - 61:47 für Frankreich.
40.: So richtig geben sich die Letten nicht auf, Strelnieks verkürzt sogar noch einmal auf 64:75. Lauvergne antwortet aber direkt wieder - hier passiert nichts mehr!
Frankreich vs. Lettland: Hier geht's zum BOXSCORE
Der Star des Spiels: Rudy Gobert. Es war diesmal nicht die Offense, die Frankreichs wichtigste Waffe war - die überragende Defense in der zweiten Halbzeit war entscheidend. Und die begann mit Gobert, der neben seinen 3 Blocks noch etliche weitere Würfe veränderte. Seine Intensität gab den Ton an - und mit seinem Alley-Oop nach Parker-Anspiel sorgte er zudem für das Highlight der Partie.
Der Flop des Spiels: Janis Blums. Bei einem so tapfer kämpfenden Underdog sucht man traditionell ungern jemanden heraus, das war dennoch garnichts vom erfahrenen Guard. Blums verfehlte jeden seiner Würfe und beendete die Partie mit nichts anderem als 1 Rebound und 1 Steal - und das in über 16 Minuten.
Das fiel auf:
- Frankreich startete auffallend fahrlässig in die Partie. Gerade Diaw und Parker ließen zu Beginn mehrere offene Chancen ungenutzt und spielten stattdessen lieber noch mehr Pässe, auch zu gedeckten Mitspielern. De Colo hingegen nahm teilweise deutlich schwierigere Würfe als nötig.
- Auch defensiv gingen die Franzosen ihrer Arbeit eher lustlos nach, was auch die überragende Quote der Letten in der Anfangsphase erklärt - die Letten trafen im ersten Viertel knapp 80 Prozent! Es trifft sich eben leichter, wenn man kaum verteidigt wird. Erst im dritten Viertel schraubten die Franzosen ihre Intensität am eigenen Korb hoch.
- Die gute Leistung der Letten lag freilich nicht allein an den schwachen Franzosen; Lettland spielte offensiv auch richtig gefällig. Der Mix aus Penetration von Bertans und Strelnieks sowie den Distanzwürfen von von Janicenoks ließ sich richtig gut ansehen. Das Pick'n'Roll mit dem Bamberger Strelnieks als Ballführer stellte die Franzosen vor große Probleme.
- Wie wichtig der Heimvorteil sein kann, zeigte sich dann Ende des zweiten Viertels. Frankreich war gerade richtig schwach, hatte mehrere Shotclock Violations innerhalb weniger Minuten hinter sich. Dann kam Parker zurück, der bis dahin keinen seiner vier Würfe getroffen hatte, und legte einfach so einen 9:0-Run hin. Das bis dahin sehr ruhige Publikum war schlagartig zurück.
- Als dann Team und Publikum so richtig wach waren, zeigte sich dann doch relativ schnell der Qualitätsunterschied zwischen beiden Teams. Die Franzosen forcierten am eigenen Korb lettische Turnover und schlechte Würfe, Gobert wirkte gegen seine Konkurrenten teilweise wie ein Mann unter Kindern. Gegen Lettland konnten sie es sich leisten, erst später einen Gang hochzuschalten - aber reicht das auch gegen Spanien?
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