Im letzten Viertelfinale der EuroBasket hat sich Litauen in einer rasanten Partie mit 95:85 nach Verlängerung gegen Italien durchgesetzt. Dabei dominiert Jonas Valanciunas unterm Korb - und Italiens Wurfglück findet in der Overtime ein Ende.
Über 45 Minuten ging es zwischen beiden Teams immer wieder hin und her, etliche Male wechselte die Führung. Wenn Litauen mal auf 8 Punkte davonzog, trafen Andrea Bargnani, Alessandro Gentile oder Marco Belinelli eben einfach ein paar weitere Dreier - teilweise nahm die Partie eine irrsinnige Pace auf.
Das zog sich bis zur Verlängerung durch, wo Litauen dann aber doch endgültig davonziehen konnte und sich für eine insgesamt überragende Leistung belohnen konnte. Den Ton gab Jonas Valanciunas mit 26 Punkten und 15 Rebounds an, Jonas Maciulis (19 Punkte, 10 Rebounds) und Mantas Kalnietis (14 Punkte, 11 Assists) legten ebenfalls starke Double-Doubles auf.
Für Italien war diesmal Bargnani mit 21 Punkten der Topscorer, Belinelli kam auf 18 Zähler und Danilo Gallinari markierte 17. Damit geht es für die Litauer am Freitag im Halbfinale gegen Serbien weiter, während die Italiener am gleichen Tag ins Platzierungsspiel gegen Tschechien müssen.
Die Reaktionen:
Jonas Kazlauskas (Coach Litauen): "Italien macht in jedem Spiel mindestens 80 Punkte. Deswegen haben wir vorher darüber gesprochen, dass wir mehr Punkte machen müssen. Es war das erste Mal, dass wir mehr für die Offensive als für die Defensive geplant haben."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Tip-Off: Italien beginnt mit der gewohnten Starting Five: Cinciarini, Belinelli, Gentile, Gallinari und Bargnani, der sich rechtzeitig fit gemeldet hat. Für Litauen starten Kalnietis, Maciulis, Seibutas, Jankunas und Valanciunas.
4.: Die Litauer haben ein klares Rezept - zum Korb ziehen, wenn dort Bargnani den Rim-Protector gibt. Italien dagegen erzielt die Punkte bisher durch Jumper von Gallinari und Gentile - keine Überraschung also! 8:5 für Litauen.
6.: Kurios: Gentile zieht im Fastbreak nach vorn, Seibutis will eigentlich das absichtliche Foul begehen - die Schiris pfeifen aber nicht. Also macht Gentile den Layup rein. 13:12 Italien.
10.: Defense wird hier bisher nicht gerade groß geschrieben. Die Litauer machen fast alle ihre Punkte in der Zone, die Italiener ballern traditionell alles von draußen. Zum Ende des Viertels wirft Belinelli dann aber einen Airball - 21:20 Litauen.
14.: Valanciunas sitzt kurz auf der Bank, jetzt werfen auf einmal auch die Litauer Dreier für Dreier - das kann Italien aber besser. Dann trifft Milaknis aber von ganz weit draußen zum 25:28 aus Sicht Litauens.
20.: Es geht weiter rauf und runter - mittlerweile wird aber auch mal ein wenig Defense gespielt. Melli tippt einen Fehlwurf in den Korb, nach einer Auszeit legt Valanciunas den Mini-Hook nach. 37:36 für Litauen, so darf es weitergehen!
24.: Valanciunas hat hier weiter jede Menge Spaß. Mit zwei überragenden Aktionen markiert er die ersten 4 Punkte der Halbzeit, Seibutis und Jankunas legen mit Layups jeweils nach - auf einmal 8 Punkte Führung für Litauen!
27.: So explosiv ist Italien! Nach der Auszeit legen sie los wie die Feuerwehr. Gentile stopft mit Autorität, dann legen Belinelli und Gallinari Dreier nach - und schon steht es 55:52 für Italien.
30.: Das Spiel hat jetzt eine rasante Pace aufgenommen - jeder Wurf wird sofort beantwortet und Gentile will schon wieder ein Poster produzieren. Kalnietis trifft noch einen Dreier, Cinciarini verfehlt mit dem Buzzer. Litauen führt vor dem Schlussviertel mit 60:59.
34.: Italien kommt langsam in die Gefahrenzone. Trotz ihrer überragenden Einzelspieler bekommen sie kaum gute Würfe. Valanciunas erhöht per Dunk auf 70:65 - sein Team wirkt gerade deutlich frischer.
40.: Was für eine Schlussphase! Maciulis haut einen Dreier rein, dann trifft Gallo nur einen von zwei Freebies. Im Gegenzug erhöht Valanciunas auf 3 Punkte Führung, aber Gallinari antwortet wieder - und die letzten Würfe gehen daneben. Overtime!
40+5.: Auch in der Verlängerung häufen sich kuriose Würfe und Turnover. Litauen geht mit 5 in Führung, doch Belinelli verkürzt wieder per Layup. Valanciunas bleibt an der Linie cool und trifft beide, Hackett verliert den Ball - und Valanciunas punktet wieder per Alley-Oop! Jankunas legt nochmal einen Dreier aus der Ecke nach - Litauen steht im Halbfinale!
Italien vs. Litauen: Hier geht's zum BOXSCORE
Der Star des Spiels: Jonas Valanciunas. Der Center dominierte große Teile der Partie und war im Post schlichtweg nicht zu kontrollieren - was auch seine unfassbare Quote zeigte (84,6 Prozent!). Noch wichtiger: Er war auch in der Crunchtime zur Stelle und traf Jumper, Freiwürfe und Layups zum Sieg. Auch stark: Maciulis und Kalnietis.
Der Flop des Spiels: Daniel Hackett. Offensiv erwarten die Italiener ohnehin nicht viel von ihm, wobei 0 Punkte in 22 Minuten trotzdem mäßig sind. Er hatte aber auch defensiv einige schlechte Momente, wie den Kalnietis-Dreier in der Verlängerung, als er einfach die Balance verlor. Auch von Alessandro Gentile kam abgesehen von einer starken Phase im letzten Viertel zu wenig.
Das fiel auf:
- Bargnani hatte defensiv wie erwartet unheimliche Probleme mit Valanciunas. In Ringnähe konnte er den Litauer nie vom Korb weghalten, es war für Valanciunas ein leichtes, entweder direkt zu punkten oder das Foul zu ziehen. Er traf geschmeidige 11 seiner 13 Würfe - und die einzige Frage war, warum Valanciunas den Ball nicht noch viel öfter serviert bekam.
- Bargnanis defensive Defizite waren allerdings auch für die Flügelspieler ein gefundenes Fressen. Gerade Kalnietis und Maciulis suchten immer wieder den Weg zum Korb, zumeist im Pick'n'Roll, und Italien war damit phasenweise vollkommen überfordert. Die Defense der Italiener wurde erst dann etwas besser, als Cusin für Bargnani aufs Feld kam.
- Die Starter der Italiener kamen abgesehen von Belinelli ohnehin nicht so gut in die Partie. Gerade Gallinari und Bargnani wachten erst richtig spät auf, Bargs etwa machte 19 seiner 21 Punkte in Halbzeit zwei. Im ersten Durchgang erwies sich der junge Aradori mit 8 Punkten als wichtige Option der Italiener, danach kam er aber kaum noch auf den Court.
- Offensiv agierten beide Teams mit nahezu komplett unterschiedlichen Philosophien. Die Italiener zeigten erneut den Gunner-Basketball der Vorrunde, der mal erfolgreich ist und mal nicht - gerade Belinelli und Gentile neigten zeitweise etwas zu stark zu Einzelaktionen. Litauen ließ den Ball hingegen deutlich mehr laufen und machte mehr Punkte in Korbnähe (insgesamt 46 Points in the Paint) - sie trafen zudem auch noch sicherer vom Perimeter (61 zu 29 Prozent), da sie weniger forcierte Würfe nahmen und ihre Schützen stattdessen sorgfältig freispielten.
Der Spielplan der EuroBasket