Die EuroBasket ist für den DBB und Dirk Nowitzki nach der Niederlage gegen Spanien beendet. Der Superstar spricht in der Mixed Zone über seinen emotionalen Abschied, lässt sich aber ein Hintertürchen offen. Dazu übt er Kritik an den Vereinen und gibt Dennis Schröder einen Rat mit auf den Weg.
Frage: Herr Nowitzki, warum hat es am Ende nicht gereicht?
Dirk Nowitzki: Wir müssen einfach lernen, ein bisschen cleverer zu agieren. Wir haben am Ende ein paar Fehler gemacht und hatten ein paar Offensivaktionen, in denen wir nicht den Wurf bekommen, den wir wollen oder brauchen. Dazu kommen die Ballverluste. Oder wir verpassen es hinten, den Ballführer nach links zu bringen und dann spielt er nach rechts, wo er hinwill und wir kassieren den Dreier. Wir machen in den entscheidenden Situationen ein bisschen zu viele Fehler. Vielleicht fehlt ein bisschen die Erfahrung, vielleicht auch ein bisschen das Glück, aber von den drei Spielen müssen wir mindestens eins knapp gewinnen, um in die nächste Runde zu kommen.
Frage: Sie haben sich dann noch einmal sehr emotional von den Fans verabschiedet.
Nowitzki: Ja, das habe ich nicht erwartet. Ich habe ja keine tolle EM gespielt, aber dass sie trotzdem noch mal meinen Namen so geschrien haben, war toll für mich zu erleben. Ich habe alles gegeben und das war noch mal ein emotionaler Moment für mich. Es flossen auch ein paar Tränen, wahrscheinlich auch weil ich erschöpft und der Tank einfach leer war. Ich habe alles gegeben. Ich hätte gerne noch mehr gezeigt und in der nächsten Runde gespielt, aber es hat nicht sein sollen. Das war noch mal ein schöner Moment in meiner Karriere und dafür möchte ich mich bei den Fans bedanken.
Frage: Gibt es noch etwas, was Sie den Fans sagen wollen, was Sie in der Halle gerade nicht konnten.
Nowitzki: Danke. Ich habe ja bereits erwähnt, dass ich kein so tolles Turnier gespielt habe. Das hier war auch noch mal für die deutschen Fans. Ich hatte bereits in der Vorbereitung gesagt, dass ich wahrscheinlich gar nicht dabei gewesen wäre, wenn das Turnier nicht in Deutschland gewesen wäre. Fünf Spiele in sechs Tagen ist einfach ein unglaubliches Programm, aber weil das Turnier in Berlin vor den heimischen Fans war, wollte ich es auf jeden Fall mitmachen. Das war eine unheimlich tolle Stimmung und eine Riesenerfahrung zuhause zu spielen. Leider konnte ich nicht so überzeugen, wie ich es vor Jahren gemacht habe.
Frage: Wie fällt Ihr Fazit aus?
Nowitzki: Die Enttäuschung sitzt natürlich tief. Das ist klar. Jetzt gehen alle enttäuscht nach Hause, aber wir haben toll gekämpft. Wir haben alle eine Mördergruppe erwischt, das wussten wir aber vorher. Dazu hatten wir Verletzungspech, aber trotzdem haben wir alles gegeben für unser Land.
Frage: Was war in der Kabine nach dem Spiel los?
Nowitzki: Der Coach hat sich noch mal bei allen bedankt für die Arbeit, die alle im Sommer reingesteckt haben. Armin (Andres, Anm. d. Red.) als Vize-Präsident hat noch ein paar Worte gesagt, aber in so einem Moment ist man ein bisschen leer und sprachlos.
Frage: Viele Spieler hier kommen bei ihren Vereinen nicht so zum Zug. Ist das dann auch die Erfahrung, die dann fehlt, um diese drei knappen Spiele zu gewinnen?
Nowitzki: Das spielt da mit Sicherheit mit rein.
Frage: Wie sehen Sie denn die Zukunft des Teams ohne Nowitzki?
Nowitzki: Wir haben eine Truppe mit superinteressanten jungen Leuten wie Niels Giffey, Paul Zipser, Maodo Lo und Dennis natürlich, wenn er dabei bleibt. Die Jungs müssen sich aber von Sommer zu Sommer weiterentwickeln. Sie müssen dafür tragende Rollen in ihren Vereinen haben und Spielzeit kriegen. Und das Jahr für Jahr. Wenn ich mir beispielsweise die Italiener anschaue, da haben alle Spieler tragende Rollen in ihren Vereinen. Das ist leider bei uns nicht der Fall. Wir blockieren unsere Entwicklung damit ein bisschen selber. Ich weiß nicht so genau, was darauf so wirklich die Antwort ist.
Frage: Sie haben gerade Dennis Schröder angesprochen. Er hat hier als Führungsspieler auch eine Menge Kritik einstecken müssen. Was würden Sie ihm raten, was die Zukunft in der Nationalmannschaft betrifft?
Nowitzki: Für mich war es immer super im Sommer in der Nationalmannschaft zu spielen. Ich hatte immer eine große Rolle, die ich am Anfang in Dallas nicht hatte und das hat mich immer weitergebracht. Von daher kann ich ihm nur raten, lange in der Nationalmannschaft zu spielen. Es hat immer Spaß gemacht. Wenn er mich also fragen würde, würde ich ihm auf jeden Fall raten, sein Land zu vertreten.
Frage: Kann man den Jungen überhaupt aufbauen nach so einem vergebenen Freiwurf?
Nowitzki: Das ist schwer. Er war nach dem Spiel auch sehr emotional und in der Kabine auch ein bisschen schockiert. Wir hatten drei Mal die Chance hier zu gewinnen und haben kein Spiel davon gewonnen. Das ist extrem bitter und deswegen waren wir alle auch richtig platt nach dem Spiel.
Frage: Der Gegner wollte sich beim letzten Freiwurf noch das Trikot von Ihnen mitnehmen. Wie haben Sie die Szene gesehen?
Nowitzki: Ja, wenn das kein Foul war, dann gibt es im Basketball kein Foul. Ich sehe, dass der Ball ganz klar bei mir runterkommt und will einen Schritt zum Ball machen, um das Ding reinzulegen, dann hätten wir mit einem Punkt gewonnen. Aber er hat mich im absoluten Judogriff und mir fast das ganze Trikot zerrissen. Da konnte ich nicht zum Ball kommen. Ich war total schockiert und deswegen bin ich auch zum Schiedsrichter hin und habe versucht, ihm das zu erzählen, aber das war in der Situation zu spät, aber das würde ich mir gerne noch mal anschauen.
Frage: Hat der Schiedsrichter irgendwas gesagt?
Nowitzki: Ja! "Geh weg!" Er hat mich da absolut festgehalten, von daher ist das schon bitter. Natürlich geht es in den entscheidenden Situationen zur Sache. Das ist mir schon klar. Und da wird auch mal kurz gehalten, aber so ein Griff war für mich auch neu.
Frage: Sie haben viele Jahre für den DBB die Knochen hingehalten. War das Ihr letztes Länderspiel?
Nowitzki: Davon bin ich eigentlich ausgegangen. Jetzt habe ich aber gehört, dass es doch noch ein Olympia-Qualifikationsturnier geben kann, wenn wir es ausrichten und dadurch eine Wildcard bekommen. Bis kurz nach dem Spiel wusste ich das gar nicht, aber jetzt bin ich erst mal enttäuscht, dass wir so knapp die nächste Runde verpasst haben. Alles Weitere muss ich mir erst mal durch den Kopf gehen lassen. Bislang ist ja alles auch nur Wunschdenken. Wir wissen noch gar nicht, ob das Turnier dann überhaupt hier stattfinden wird. Aber dann kann man sich vielleicht noch mal zusammensetzen, aber eigentlich war das überhaupt nicht der Plan. Als ich verabschiedet wurde, dachte ich, das war es.
Der Spielplan der EuroBasket