König Pau I.

Von SPOX
Pau Gasol war der überragende Spieler der EuroBasket
© getty

Spanien sichert sich mit einem überzeugenden Sieg gegen Litauen zum dritten Mal den Titel bei der EuroBasket. MVP Pau Gasol macht sich endgültig unsterblich und kündigt an, dass noch längst nicht Schluss ist.

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Es war ein Bild für die Ewigkeit. Die spanischen Spieler hüpften mit Gold um ihre Hälse durch die Arena in Lille, fielen sich im Papierschnipsel-Regen immer wieder in die Arme und schrien ihre Freude heraus.

Mittendrin in dem ganzen Trubel standen zwei Männer. Der Eine im feinsten Zwirn mit schickem Hemd und roter Krawatte. Der Andere schweißtriefend im Trikot der spanischen Nationalmannschaft. König Felipe strahlte Pau Gasol wie ein kleiner Junge an, der soeben seinem großen Idol begegnet ist.

Erst recht, als der 2,13-Meter-Hüne sanft seinen rechten Arm um die Schulter des Monarchen legte. Es war für jedermann sichtbar: König Felipe konnte seine Bewunderung für Gasols Darbietung einfach nicht verstecken.

"Gasol war wieder einmal episch"

Damit stand er längst nicht alleine da. In der Heimat wurde der Big Man von den Chicago Bulls mit Lob überschüttet. "Gasol war wieder einmal episch", schrieb die Marca. "Gasol war wieder einmal der alles dominierende Mann", titelte El Mundo Deportivo.

Mit 25 Punkten und 12 Rebounds hatte der 35-Jährige kurz zuvor Spanien zum dritten Mal zum Europameister gemacht. Er wurde folgerichtig zum MVP des Turniers gewählt - und verdrückte nun die eine oder andere Träne.

"Es war eine unglaubliche EM. Ich bin sehr stolz auf meine Teamkollegen. Daran werde ich für den Rest meines Lebens denken", sagte Gasol und ergänzte: "Ich liebe dieses Spiel. Es ist meine große Leidenschaft. Und für Spanien zu spielen genieße ich sehr. Ich denke, das sieht man auch. Ich kann andere Menschen damit glücklich machen. Was will ich mehr."

Gasol dominiert das ganze Spiel

Nach seiner 40-Punkte-Gala im Halbfinale gegen Gastgeber Frankreich war auch das Finale zu jeder Zeit fest in den Händen des gebürtigen Katalanen. So sehr sich die Litauer auch streckten: Gasol vernaschte die Spieler aus dem Baltikum aus dem Post heraus, aus der Halbdistanz und notfalls sogar von jenseits der Dreierlinie.

Er war omnipräsent, verteilte die Bälle glänzend, beherrschte die Bretter. Seine bloße Anwesenheit schien den Litauern die nackte Angst in die Glieder fahren zu lassen. "Er ist 35 Jahre alt und immer noch in der Lage, alles in die Hand zu nehmen", erklärte Spaniens italienischer Coach Sergio Scariolo: "Das liegt daran, dass er unglaublich professionell lebt. Fantastisch, was er geleistet hat."

Quasi im Vorbeigehen zog der Big Man noch an Nikos Galis in der All-Time-Scoring-List vorbei und ligt nun hinter Tony Parker und Dirk Nowitzki auf Platz 3. Zum dritten Mal ist er Topscorer der EM. Es war ein nahezu perfektes Turnier für Gasol, aber auch für Spanien.

Gruppenphase als Dosenöffner

Nahezu, weil der Start mit der Niederlage gegen Serbien etwas holprig verlief. Nahezu, weil die Iberer im letzten Gruppenspiel gegen Deutschland am Rande des Aus standen. Doch dann drehte die Seleccion auf. Die Bestie, die den europäischen Basketball im letzten Jahrzehnt geprägt hat, die aber doch drei lange Jahre auf den nächsten Titel warten musste.

"Vielleicht hätten wir nicht so gut gespielt, wenn die Gruppenphase nicht so anspruchsvoll gewesen wäre. Jetzt haben wir die Gewissheit, dass wir ein Team sind", sagte Sergio Llull vor dem Halbfinale gegen Frankreich. Das Spiel, das als Revanche für die schmerzhafte Viertelfinal-Niederlage bei der Heim-WM galt, auch wenn die Spieler davon nichts wissen wollten - zumindest nicht in der Öffentlichkeit.

Es folgte die besagte Gala von Gasol und der endgültige Nachweis, dass Spanien wieder da ist - auch ohne eine Handvoll NBA-Profis. Diese Gewissheit nahmen sie mit ins Finale. "Wir haben es wieder geschafft und ich bin stolz darauf, weil es das Turnier ist, bei dem wir am meisten verkraften mussten. Wir sind nicht als Favorit angereist", erklärte Llull.

Gasol sagt für Olympia zu

Spanien fehlte immerhin Jose Calderon, Ricky Rubio, Juan Carlos Navarro, Serge Ibaka und Marc Gasol. Spieler, nach denen sich so ziemlich jedes Team die Finger lecken würde. Spieler, die bei vergangenen Turnieren den Unterschied machten.

Sie waren nicht dabei und trotzdem gelang der Triumph, obwohl der Turnierverlauf kaum hätte schwerer sein können. "Es hat eine ganz besondere Note, weil wir im Viertelfinale die unbesiegten Griechen geschlagen haben und dann im Halbfinale in ihrer Halle gegen die unbesiegten Franzosen gewonnen haben. Und im Finale haben wir die großartige Basketballnation Litauen besiegt", bilanzierte Llull mit stolz.

"Das Team hat jedes Mal richtig gut reagiert, wenn wir Probleme hatten. Als wir mit dem Rücken zur Wand standen, hat das Team am besten gespielt und verstanden, dass wir gute Defense spielen müssen, um weiterzukommen", lobte Gasol die Entwicklung des Teams, das dennoch ohne seine Dominanz nicht im goldenen Konfettiregen gestanden hätte.

Und jeder Einzelne wird froh sein, dass dieser Pau Gasol schon jetzt seine Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 in Rio bestätigt hat: "Ich werde spielen und versuchen, die Goldmedaille zu gewinnen." Er ist noch lange nicht fertig. Er ist bereit für neue Heldentaten - dann mit 36 Jahren.

Die Topscorer der EuroBasket

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