SPOX: Herr Mason, vor einigen Wochen kannte Sie in Deutschland fast niemand, jetzt spielen Sie für die Nationalmannschaft. Wie kam es dazu?
Makai Mason: Es war eigentlich ganz einfach. Mein Dad kennt jemanden, der für die Brooklyn Nets arbeitet und er hat einen Kontakt zu Bundestrainer Chris Fleming hergestellt. Ich habe ihn angerufen und gefragt, ob er mich fürs Team haben will, vielleicht für ein Probetraining. Und er hat sofort ja gesagt. Dann haben wir den Papierkram erledigt und kurze Zeit später habe ich mir meinen deutschen Pass besorgt. Meine Mutter ist gebürtig aus Deutschland, daher war es kein großes Problem.
SPOX: Im März haben Sie für die Yale University im NCAA-Tournament 31 Punkte erzielt und Favorit Baylor nach Hause geschickt. Danach wurden Sie in eine Radioshow eingeladen, mussten Interviews am laufenden Band geben. Wie haben Sie diesen Hype erlebt?
Mason: Das war wirklich verrückt. Wir hatten schon einige andere große Spiele in der Saison, zum Beispiel gegen Duke oder SMU. Aber bei der March Madness war es ein komplett anderes Level. Die Medienpräsenz war überwältigend. Da kommt man zum Shootaround durch die Tür und dann begleiten einen gleich fünf Reporter in die Kabine. Es ging alles so schnell nach dem Spiel, auch in den Sozialen Medien. Es war unglaublich.
SPOX: Dabei sind Sie weder auf Twitter oder Instagram - und auch bei Facebook kaum präsent...
Mason: Und trotzdem habe ich dort eine unfassbare Anzahl an Nachrichten und Freundschaftsanfragen von irgendwelchen fremden Leuten bekommen. Zum Glück bin ich nicht bei Twitter oder Instagram, ich wäre vermutlich verrückt geworden.
SPOX: Heutzutage ist es gang und gäbe, dass Sportler sich in der Öffentlichkeit über Social Media präsentieren und positionieren. Warum halten Sie sich bewusst von solchen Plattformen fern?
Mason: Ich war nie der Typ, der das gemacht hat, was alle andere machen. Ich brauche das auch nicht. Ich bin immer ziemlich fokussiert.
SPOX: Normalerweise müssen sich deutsche Spieler an das US-System anpassen, wenn sie aufs College oder in die NBA gehen. Sie müssen hingegen das europäische Spielsystem lernen. Was ist dabei die Schwierigkeit?
Mason: Es ist definitiv eine Herausforderung. Gerade die physische Spielweise unterscheidet sich doch sehr vom College. Daran muss ich mich anpassen. Auch das Konzept ist anders: Wir versuchen mit dem deutschen Team, sehr schnell zu spielen. In Yale haben wir eher langsam aufgebaut und uns auf das Setplay konzentriert. Aber auch das ist nur Gewöhnungssache.
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SPOX: Wenn man Videos von Ihnen sieht, fällt vor allem die Hangtime auf, mit der Sie am Korb vollenden. Ist das etwas, das sie besonders trainiert haben? Oder ist das einfach ein Talent?
Mason: Nein, ich habe schon eine Menge Arbeit da reingesteckt, gerade viel Sprungkrafttraining bei meiner Größe. (lacht) Und natürlich Gewichte stemmen, um die Kraft zu haben, auch in der Luft noch spät und kontrolliert abschließen zu können.
SPOX: Ihr Vater arbeitet als Basketball-Coach an der Hotchkiss Highschool, an der Sie vor Ihrer College-Zeit Schüler waren. War er sehr kritisch mit Ihnen oder hat er Sie besonders gefördert?
Mason: Er war von klein auf einer meiner Coaches und ich bin ihm sehr dankbar für seine Unterstützung. Er kennt mein Spiel definitiv am besten und wusste immer genau, wo er ansetzen musste, um mich anzuschnauzen. (lacht)
SPOX: Sie haben als Freiwilliger in einem Waisenhaus in der Dominikanischen Republik gearbeitet. Was haben Sie dort gemacht und welche Eindrücke haben Sie bekommen?
Mason: Es war ein längeres Projekt mit der Schule vor ein paar Jahren. Wir haben dort mit den Waisenkindern einen Basketball-Court gebaut und es war sowohl für sie als auch für uns eine großartige Erfahrung. Wenn man in einem Land wie den USA aufwächst, betrachtet man vieles als selbstverständlich. Einfach nur in diesem völlig anderen Umfeld zu sein, mit den Kindern zu arbeiten und gemeinsame Erinnerungen - im wahrsten Sinne des Wortes - zu bauen, war wirklich etwas Besonderes. Ich würde so etwas gern nochmal machen.
SPOX: Im ersten Jahr am College kamen Sie auf 6,2 Punkte pro Spiel, als Sophomore explodierten Sie und legten im Schnitt 16 Punkte auf. Woher kam diese Steigerung?
Mason: Als Freshman wurde ich von einigen Verletzungen zurückgeworfen, aber wir hatten auch einen guten Point Guard, der in seinem Senior-Jahr war. Er war älter und erfahrener, das hat meine Spielzeit natürlich beeinflusst. Ich habe jeden Tag im Training dazugelernt und auch im Sommer viel an mir gearbeitet. Und als ich dann die Chance bekommen habe, im zweiten Jahr zu starten, da lief es einfach.
SPOX: In Yale sind Sie auch direkt zum Leader des Teams aufgestiegen. Inwieweit hilft Ihnen das bei der neuen Herausforderung im deutschen Team?
Mason: In jedem Spiel das Team zu führen und die Fäden zu ziehen, ist gerade als Point Guard sehr wichtig. Dadurch lernst du, in Drucksituationen richtig zu handeln. Dazu gehört auch das NCAA-Tournament, wo natürlich das ganze Land zugeschaut hat. Diese gute Saison mit den Bulldogs zu spielen, die Ivy League zu gewinnen und am Ende den ersten Sieg überhaupt für Yale im Turnier einzufahren, das war eine wichtige Erfahrung, die auch mich stärker und selbstbewusster gemacht hat. Diese Siegermentalität bringt jeder mit, der für Deutschland spielt. Diese Jungs haben sie alle in sich und von ihnen werde ich noch viel lernen. Ich bin hier der Jungspund, aber ich versuche trotzdem, meine Führungsqualitäten so gut es geht einzubringen.