Maximilian Kleber hat beim FC Bayern Basketball eine enttäuschende erste Saison hinter sich. SPOX sprach mit dem Forward über sein Comeback, den Neuanfang unter Sasa Djordjevic und das peinliche Aus gegen Brose Bamberg. Außerdem: Warum er dem DBB-Team wirklich absagen musste.
SPOX: Maxi, zuletzt haben wir vor der abgelaufenen Saison gesprochen. Wie fällt Ihr Fazit für die Zeit seitdem aus?
Maxi Kleber: Nun, da gibt es keine zwei Meinungen: Die Saison verlief nicht erfolgreich, weder für mich noch für das Team. Das ist ja auch der Anlass dafür, dass sich bei uns im Sommer so viel getan hat. Es gab etliche Spielerwechsel und nicht zuletzt haben wir in Sasa Djordjevic natürlich auch ein neuen Head Coach.
SPOX: Was erhoffen Sie sich von ihm?
Kleber: Was er macht, hat auf jeden Fall Hand und Fuß. Man merkt einfach seine Kompetenz und große Erfahrung, die er als Spieler gesammelt hat, das gibt er uns jetzt als Trainer weiter. Er ist noch sehr nah dran am Spiel, wie eine Art Spielertrainer. Dazu kommen die vielen neuen Spieler, das bringt einen frischen Wind, der uns wahrscheinlich die Chance bietet, unsere Fehler aus dem letzten Jahr zu reduzieren oder im Idealfall abzustellen. So eine Saison möchten wir nicht noch einmal erleben.
SPOX: Haben Sie die Serben bei Olympia verfolgt?
Kleber: Wenn es ging, habe ich zugesehen, ja. Ich kannte Coach Djordjevic ja vorher nur vom Namen und nicht persönlich, daher hat es mich auch sehr interessiert, wie die Serben zusammen gespielt haben. Und da muss man natürlich sagen, dass es absolut beeindruckend war. Mit Serbien Olympia-Silber zu holen, ist eine Riesenleistung. Und ich hoffe einfach, dass er sein Wissen auch auf uns übertragen kann. Es geht da gar nicht um gravierende Veränderungen, aber vielleicht sind es kleine taktische, spielerische Dinge, die uns ein Stück weit besser machen. Ich freue mich auf jeden Fall darauf.
SPOX: Sprechen wir noch einmal über Ihre persönliche Spielzeit. Sie hatten mir vor der Saison gesagt, dass es Ihr Ziel war, zum Saisonstart wieder fit zu sein, letztendlich gaben Sie Ihr Comeback aber erst im Januar. War das reine Vorsicht oder hatte sich Ihre Reha dermaßen verzögert?
Kleber: Es stimmt, ursprünglich war das der Plan. Leider läuft es mit Verletzungen nicht immer so, wie man es sich erhofft. Eine Kapsel-Band-Verletzung ist eine komplizierte Geschichte und man darf da einfach nichts überstürzen, bevor man richtig stabil ist. Wir haben hier ein gutes Ärzteteam und gute Physios - und trotzdem kann man es nicht verhindern, dass es auch immer wieder mal Rückschläge gibt. Das passiert auch bei einem stinknormalen Bänderriss, da ist man machtlos. Ich hatte es mir anders gewünscht, aber konnte leider nichts dagegen machen, dass mein Comeback erst so spät erfolgt ist.
SPOX: Wie haben Sie Ihr Comeback dann erlebt - und wie zufrieden waren Sie mit dem Niveau, das Sie spielerisch erreichen konnten?
Kleber: Es ist natürlich immer schwierig, mitten in der Saison auf einmal wieder einzugreifen. Ich war zwar die ganze Zeit beim Team, aber irgendwie eben auch nicht, da ich nicht mitspielen konnte. Die kleinen Absprachen auf dem Feld und solche Dinge fehlen dann einfach, deswegen fiel es mir am Anfang schon ziemlich schwer und ich war nicht zufrieden. Das lag auch an anderen Dingen wie der Kondition, die nicht auf dem Niveau sein konnte, das ich mir erhofft hatte. Umso mehr freue ich mich jetzt darüber, dass ich diesmal die komplette Vorbereitung mit der Mannschaft absolvieren konnte. Das war sehr wichtig für mich.
SPOX: Dem DBB-Team hingegen mussten Sie für die EM-Qualifikation absagen - eine Vorsichtsmaßnahme?
Kleber: Nein, das war nicht nur Vorsicht. Mein Körper brauchte leider tatsächlich unbedingt diese Ruhe, deswegen habe ich direkt nach der Saison alles runtergefahren und Pause gemacht. Über Wochen habe ich gar keinen Ball angefasst, sondern nur Reha gemacht, um meinem Körper wieder diese Stabilität zu verschaffen, die er braucht. Es hat mir wirklich leidgetan, aber es ging nicht anders.
SPOX: Viele Spieler sagten dem DBB-Team aus verschiedenen Gründen ab, insofern häufte sich auch die Kritik und die wahren Hintergründe wurden in Frage gestellt. Ist das Ihrer Meinung nach fair?
Kleber: Ich kann das nicht so allgemein beantworten. Sicher spielen viele Faktoren eine Rolle und die Tatsache, dass nur eine Woche zwischen der EM-Quali und dem Beginn der BBL lagen, macht es auch nicht unbedingt einfacher. Ich will da aber niemanden an den Pranger stellen. Für mich kann ich nur sagen, dass es aufgrund der Schmerzen leider wirklich nicht ging. Es war keine leichte Entscheidung, aber die richtige - ich gehe jetzt beschwerdefrei in die Saison.
SPOX: Kommen wir noch einmal auf die abgelaufene Saison zurück. Für die ganze Mannschaft war 2015/16 eine große Enttäuschung. Was war aus Ihrer Sicht der Hauptgrund dafür?
Kleber: Das ist gar nicht so einfach. Wenn wie bei uns letztes Jahr alle Ziele verpasst werden, hat das immer mehr als einen Grund. Zum einen haben wir einfach keinen schönen Basketball gespielt, das muss man so ehrlich sagen - und dafür waren wir alle, Spieler und Trainer eingeschlossen, verantwortlich. Wir mussten uns nach der Saison alle hinterfragen und analysieren, woran das lag. Es gab natürlich auch Verletzungen, aber das kann man nicht als Entschuldigung heranziehen, selbst wenn es die Dinge nicht einfacher macht. Am Ende der Saison hat uns zudem etwas die Kraft gefehlt, aber auch schon während der Saison hatten wir Probleme damit, Spiele rechtzeitig zu entscheiden. Im Pokal beispielsweise haben wir durch einen Gamewinner am Ende verloren, hätten das Spiel aber längst vorher eintüten müssen. Ich kann es nicht an einer Sache festmachen, es war einfach eine Saison, in der irgendwie nichts klappen sollte.
SPOX: Das gravierendste Beispiel für die Probleme war wohl der Sweep gegen Bamberg in den Playoffs. Wie kam es, dass Brose so dermaßen dominieren konnte? War am Ende einfach die Luft raus?
Kleber: Puh. Wir sind nicht mit der Einstellung in die Serie gegangen, dass wir gegen Bamberg rausfliegen würden, soviel ist klar. Wir hatten zuvor ja bewiesen, dass wir gegen sie mithalten können. Der Knackpunkt war wahrscheinlich im zweiten Spiel bei uns in München, als wir eigentlich über drei Viertel gut gespielt hatten, dann aber die Kraft verloren und das Ganze doch noch wieder hergegeben haben. Wir konnten unsere Leistung erneut nicht konstant abrufen und gegen ein Team wie Bamberg gewinnt man einfach nicht, wenn man nicht über vier Viertel die Leistung halten kann. Im letzten Spiel war dann, das muss man leider so ehrlich sagen, wirklich die Luft raus bei uns. Sie haben direkt losgelegt wie die Feuerwehr, wir haben überhaupt nichts getroffen. Und dann hatten wir einfach nicht mehr die Energie für ein richtiges Comeback.
SPOX: Damit platzte auch die letzte Chance auf die Euroleague - letztes Jahr noch einer der Hauptgründe für Ihren Wechsel nach München. Jetzt wird es "nur" der Eurocup sein. Nervt Sie das oder kann es auch eine Chance sein, wenn man dort richtig weit kommt?
Kleber: Nun, natürlich hätte ich gerne Euroleague gespielt, nachdem ich dort letztes Jahr die komplette Saison verpasst habe. Aber andererseits ist der Eurocup durch die Umstrukturierung in diesem Sommer jetzt auch ein richtig harter Wettbewerb geworden. Etliche Teams mit Euroleague-Niveau sind dabei, weil die Königsklasse eben verkleinert wurde. Von daher bin ich ziemlich heiß darauf und mache mir eigentlich keinen Kopf darum, ob nun "-cup" oder "-league" dahintersteht. Die Euroleague ist namhafter, aber auch im Eurocup warten riesige Herausforderungen auf uns.
SPOX: Stichwort Euroleague-Niveau: Der FCB konnte "trotz" des Eurocups sehr hochkarätig nachverpflichten und hat vor allem im Frontcourt viele neue Gesichter. Wie bewerten Sie die Offseason?
Kleber: Wir haben uns in jedem Fall deutlich verbessert, würde ich sagen. Reggie [Redding] ist ein Top-Spieler, der vor allem auch am Ende des Spiels Verantwortung übernehmen kann und sich wohl fühlt, wenn er in den letzten Sekunden den Ball in der Hand hält - so einer hat uns gefehlt. Ondrej [Balvin] ist unheimlich riesig, das merkt man erst, wenn man im Training gegen ihn spielt. 2,16 Meter sind schon eine Hausnummer. (lacht) Und trotzdem bewegt er sich sehr gut, diese Kombination ist selten in Europa. Und das sind nur zwei Namen. Grundsätzlich gilt aber: Egal wie groß die Namen sind, man muss als Team zusammenfinden, sonst wird man trotzdem nichts erreichen. Das ist jetzt unsere Aufgabe.
SPOX: Einige Abgänge gab es bekanntlich auch - allen voran Paul Zipser, der zu den Chicago Bulls gewechselt ist. Stehen Sie seitdem in Kontakt?
Kleber: Ja, klar. Ich habe eine Whatsapp-Gruppe mit ihm und Anton Gavel, in der wir uns permanent Sprüche drücken. (lacht)
SPOX: Wie sieht es in der Hinsicht bei Ihnen aus? Im letzten Sommer gab es viele Gespräche mit NBA-Teams und auch schon eine Einigung für die Summer League mit den Heat, bevor Sie sich verletzten. Gab es da in diesem Sommer auch wieder Anfragen?
Kleber: Die gab es, aber wir haben in diesem Jahr alles sofort abgesagt. Mir war wie gesagt klar, dass ich eine Pause brauchte, und wenn ich hätte spielen können, hätte sich die Summer League sowieso hinter der Nationalmannschaft anstellen müssen. Von daher war das in diesem Sommer nie eine ernsthafte Option für mich.
SPOX: Und in der Zukunft?
Kleber: Ganz ehrlich? Momentan weiß ich es nicht. Ich stehe noch mindestens in der kommenden Saison bei Bayern unter Vertrag, danach haben wir eine beidseitige Option auf ein weiteres Jahr vereinbart und bisher noch gar nicht darüber gesprochen. Ich denke, das hat gerade auch keine Priorität. Mir geht es jetzt darum, eine gesunde und erfolgreiche Saison hier zu spielen. Der Rest kommt dann sowieso von alleine. Wir haben hier etwas gutzumachen und nur das zählt.
Maxi Kleber im Steckbrief